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SO WAR: SCHANDMAUL, FIDDLER’S GREEN, 27.03.2014, STADTHALLE FÜRTH

Vom Goth zum Mittelalterfan, vom stolzen Familienvater mit seinem Nachwuchs bis zum rüstigen Rentner trifft man Gott und die Welt bei Schandmaul live: Irgendwie hat man das Gefühl, Publikum und die Schandmaul-Fans werden immer mehr. Unendlich mehr, ganz wie der Titel der neuen Scheibe lautet. Unser Schreiber-Duo Bernd Sonntag und Christian Schroth waren vor Ort, hier ihr Bericht!
SO WAR: SCHANDMAUL, FIDDLER’S GREEN, 27.03.2014, STADTHALLE FÜRTH
Foto: Bernd Sonntag

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SCHANDMAUL, FIDDLER’S GREEN, 27.03.2014, STADTHALLE FÜRTH

Die Narren waren los, besser bekannt auch unter dem Namen Schandmaul, die mit ihrem neuen Album "Unendlich" in der Fürther Stadthalle am 27.März die Halle rockten. Als Einheizer fungierten ab 20 Uhr keine geringeren als die Lokalmatadoren von Fiddler´s Green, die mit flotten Sprüchen wie "Jetzt sind wir so laut, das bei Schandmaul im Backstage alles wackelt" das Publikum animierten. Fleißiges Hüpfen war ebenso angesagt wie Mitsingchöre sowie das obligatorische Abschlussbild mit den Fans, insgesamt eine schweißtreibende Sache.

Schandmaul legten dann ab 21.15 Uhr mit dem Eingangsintro "E Nomine" los, begrüßten die Menge und bedankten sich für Platz 2 der Albumcharts. Für Geigerin Anne hatte man sich mal just Tobi von Fiddlers´s Green ausgeliehen und schon ging es mit "Die zwei Brüder" weiter. Das restliche Repertoire wurde von der alten Proberaumkiste bestimmt, aus der Sänger Thomas immer wieder Zettel oder Requisiten zog, die für Songs standen, wie "Teufelsweib", "Königin" ("die eher schön wie die Nacht, also hässlich war, sie sah aus wie Angela Merkel"), Obst das unter die Leute verteilt wurde, das kaputte Rad für die "Band die ein Rad ab hat", so dass man letztendlich in der "Anderswelt" landete und das Unendlichzeichen eher an einen Kompass von alten Schlachten erinnert.

So tiefsinnig wie über Toleranz sowie über Wasserprojekte für Afrika sinniert wurde, der Spaß bei dem Ganzen blieb nicht vorne weg, es wurde eifrig mitgesungen und -getanzt und auch für Schnulzen gab es noch Zeit und Raum. Den Abschluss bildete der Song "Der Teufel hat den Schnaps gemacht" - und zwei Zugaben gab es obendrein noch mit drauf. Gegen 23.15 Uhr war dann Schluss und das Publikum ging erschöpft aber glücklich nach Hause.

Christian Schroth

SCHANDMAUL, FIDDLER’S GREEN, 27.03.2014, STADTHALLE FÜRTH

"Wetten dass?" wird doch tatsächlich eingestellt, das ZDF besiegelt damit das Ende seiner erfolgreichsten Familienunterhaltungssendung. Ist Unterhaltung für die ganze Familie nicht mehr gefragt?  Man kommt zu einem ganz anderen Schluss beim Besuch eines Konzertes der "Unendlich"- Tour der Folkrocker von Schandmaul. Vom Goth zum Mittelalterfan, vom stolzen Familienvater mit seinem Nachwuchs bis zum rüstigen Rentner trifft man Gott und die Welt bei Schandmaul live und irgendwie hat man das Gefühl das Publikum und die Schandmaul-Fans werden immer mehr, unendlich mehr. Kein Wunder also, dass Schandmaul mit dem großartigen neuen Album "Unendlich" auf Platz 2 der Top 100 Charts einsteigen konnten (und nur die neue Maffay CD einen verdienten ersten Platz verhindern konnte). Wenig überraschend, dass man inzwischen trotz noch immer relativ wenig Radiopräsenz höchst erfolgreich und zu Deutschlands Top Bands gehört und die Konzerte meist bestens besucht oder ausverkauft sind.

Das dies so ist hat viel mit der Band selbst zu tun. Keine Musikerwechsel in all den Jahren, sieht man von den Babyvertretungen ab, bis heute absolute Fannähe praktizierend und eine musikalische Entwicklung die nach Erscheinen eines Albums schon wieder neugierig und Lust auf Neues macht sind Mosaiksteine des Erfolges, genauso wie die Live-Konzerte, Events für die ganze Familie, so wie in Fürth, wo man sich nach einem furiosen Auftritt noch ganz viel Zeit für die Konzertbesucher nahm, Autogramme schrieb, für Fotos zur Verfügung stand und mit der Untersützung von Viva Con Aqua auch die soziale Verantwortung als erfolgreiche Musikband nicht aus den Augen verlor und nach Kräften unterstützte. Alles keine Selbstverständlichkeit, genauso wie das Konzert in Fürth selbst, das just am gleichen Abend stattfand als Deutschlands wichtigster Musikpreis "Echo"  bei dem auch Schandmaul in der Kategorie Rock/Alternative National nominiert waren TV-Werbewirksam verliehen wurde und die nationale Musikwelt anwesend war. Für manche Band sicher ein guter Grund das Konzert zu verschieben, Schandmaul verschwendeten daran keinen Gedanken.

Galt es doch stattdessen das Publikum in Fürth zu verzaubern und das gelang mit einer Setlist aus alten und neuen Songs vorzüglich. Selbst den ersten Schandmaul Song holte Sänger Thomas Lindner unter großem Publikumsapplaus aus seiner Schatztruhe heraus, genauso wie viele Songs vom neuen Album, wie z.B. den Konzertopener "In Deinem Namen", wie "Tippelbruder, Trafalgar, Little Miss Midleton" und das besonders Live extrem gut kommende "Kaspar" und "Der Teufel". Eine bunte Mischung, mal fetzig rockig und mitreißend, dann wieder nachdenklich ruhig und voller Gefühl. Nie ins Kitschige abdriftend hat man aus dem Schandmaul-Fundus eine extrem stimmige Setlist zusammengestellt, die das Publikum immer wieder zu einem riesigen Mitsingchor macht und egal ob alter oder neuer Hit großartig ankommt. Und so quasi als absolutes Highlight gibt es dann noch zwei ganz besondere Lieder zum Abschluss als zweite Zugabe die Seinesgleichen suchen. Es gibt keinen deutschen Song der besser dazu geeignet ist seiner Liebsten ein "Ja ich will" abzuringen wie "Willst Du". "Euch zum Geleit" vom neuen Album schafft es im traurigen Moment des Todes eines geliebten Menschen trotzdem mit Hoffnung nach vorne zu schauen.

"Hab mein Leben gelebt, geliebt und gelitten, bekommen, verloren, genommen, gegeben, hab gelacht und geweint, mich versöhnt und gestritten, ich bin am Ziel und es war schön, dieses Leben." heißt es da und Thomas Lindner erzählt wie der Song entstanden ist und wie geflashed man von dem Text und der Geschichte dazu war. Schandmaul hat daraus einmal mehr großes Gefühlskino gebastelt, einen Song für die Ewigkeit geschaffen, wunderschön und zu Tränen rührend erreicht man einmal mehr an diesem Abend die Gefühle des großartigen Publikums, die vielstimmig singend die Band leidenschaftlich unterstützten. Wie so oft an diesem Abend, einzig ein Herr wollte trotz persönlicher Bitte des Sängers bei einem Song absolut nicht in die Hocke gehen. Warum wird für immer sein Geheimnis bleiben, der Rest war mit Freude dabei, auch als Schandmaul mit ihrem Statement "Bunt und nicht Braun" Rassismus ganz gleich welcher Art eine klare Absage erteilten. Man muss ganz im Sinne des Schandmaul Songs "Traumtänzer" den es auch live zu hören gab kein Traumtänzer sein um die 2 Stunden Schandmaul genießen zu können. Es langt schon sich einfach auf die Musik und das, was von der Bühne rüberkommt einzulassen und zu genießen. So wie meine Konzertnachbarin, die erstmals überhaupt auf einem Live-Konzert war und mit Schandmaul an diesem Abend gleich ein großes Los gezogen hat. Wer es verpasst hat bekommt übrigens beim zweiten Teil der Unendlich Tour nochmals Gelegenheit dazu sich selbst von der Live Qualität der Band zu überzeugen. Am 24.10 machen die Oberbayern nochmals im  Frankenland, in Würzburg, Station.

Auch da wird es mit Feuerschwanz ein Fränkisches Heimspiel für die Supporting Band Feuerschwanz geben, so wie für Fiddlers Green an diesem Abend in Fürth. Und die nützten den Heimvorteil und hinterließen besonders bei all jenen, die sie noch nie live gesehen haben sicher einen bleibenden Eindruck. "Folk`s Not Dead", der letzte Fiddler’s Song an diesem Abend passt perfekt zum furiosen Auftritt der Band die sich immer wieder etwas Neues einfallen lässt um das Publikum zu begeistern. Mit Scheinwerfern ins Publikum leuchtend ging die Party los, die Ganz im Stil der Blue Man Group mit einem farbspritzenden Schlagzeug seinen optischen Höhepunkt erreichte. Die elf Song umfassende Setlist mit Songs wie „A Night in Dublin“, „Mrs Mc Grath“, „Raise Your Arms“ und „Yindy“ wurde mit Bedacht zusammengestellt und ermöglichte es Fiddler’s Green perfekt ihre musikalische Vielseitigkeit und Qualität als Top Live-Band eindrucksvoll zu beweisen. Und während die anderen Bandmitglieder sich danach entspannen und Schandmaul genießen konnten, musste Tobias Heindl noch einmal als Schwangerschaftsvertretungsgeige bei Schandmaul ran und machte auch da seinen Job ausgezeichnet.

Bernd Sonntag