Unglaubliche Auswärtsserie hält - Bericht aus dem
Gelsenkirchener Bier Plörre Tempel
Es ist faszinierend zu sehen, wie viele junge Menschen ein
Schalke Heimspiel zu einer Familienheimfahrt nutzen. Um 12.00
Uhr war der Bahnsteig in Essen gefüllt von jungen Schalkefans,
deren Taschen, Rucksäcke oder Trolleys freudig von einem
Elternteil zwecks Weiterfahrt abgenommen wurden. Was fiel bei
der Anreise noch auf? Die Ruhrpöttler setzen den Kommerz viel
schneller um. Bei uns fährt die S-Bahn zum „Frankenstadion“,
schon in Bochum heißt das Stadionziel unisono „Veltins-Arena“.
Passend zum Namen war der erste Gesang in der Straßenbahn „Scha
la la - Schalke 04“. Gleich anschließend folgte „Schalke
und der FCN“ und man fühlt sich als einziger Clubberer in der
Tram pudelwohl. Ein Gefühl was vor, während und nach dem Spiel
voll erhalten blieb. Die Fanfreundschaft ist halt nur bei
Auswärtsspielen so deutlich spürbar. Nur freundliche, häufig
anerkennende Blicke, öfters Lob für meinen Hans Meyer Schal,
„schöner Schal“ und viele nette Gespräche.
Schade, dass wir nur in Schalke so empfangen und behandelt
werden. Um in den Bier Plörre Tempel zu kommen, müssen etliche
Plörreverkaufsstände passiert und sogar ein Hügel erklommen
werden, der höher ist als der Bieberer Berg. Im Stadion dann
ist der Kommerz an allen Ecken und Enden zu finden. Fast an
jeder Wand hängen Werbeschilder. Dagegen ist unser
Frankenstadion ja richtig nackt. Gleiches gilt für die
Stadionzeitung, „auf Schalke Spieltagsausgabe Schalker
Kreisel“. Auf 14 (!) Seiten sind die Schalke Partner mit
insgesamt über 450 Werbekästchen abgedruckt, dazu kommen noch
23 ganzseitige Anzeigen plus weitere Halbseitige, Werbung satt
auf insgesamt 84 Seiten. Gut dagegen, das Spielerposter, zum
Spiel passend Peer Kluge, ist nicht eingeheftet, nur beigelegt
und die Rückseite unbedruckt. Das Heft der Schalker
Fan-Initiative „Schalke Unser“, darf nur außerhalb des Bier
Plörre Tempel verkauft werden, macht dafür vieles wett. Da wird
nicht verbissen ernst wie bei „Ya Basta“ der eigene Standpunkt
verkündet, sondern die Schreiberlinge gehen wunderbar ironisch
auf Schalker Geschichten ein. Der Titel „Viel Luft nach oben“
mit abgebildetem kaputtem Stadiondach und das
Inhaltsverzeichnis „Was steht drin? Und wo wir den Artikel
möglicherweise abgeschrieben haben“, mögen als Belege dienen.
Natürlich wimmelt es auch im Stadion von Plörreverkaufsständen.
Nicht einmal teuer 3,60 Euro für 0,5l, wenn man eine
Knappencard hat. Allerdings sollte man sich, nicht nur von den
Nachwirkungen her, vor zuviel Plörre hüten. Die genialen
Erbauer des Stadions haben nämlich statt einer Pissrinne
Urinale in die Herren-WCs gebaut und damit einen permanenten
Stau geschaffen. Trotz Kommerz an allen Ecken und Enden, auch
Fouls, Abseits und nicht nur Ecken und gelbe Karten werden zu
Werbeeinblendungen am Videowürfel genutzt, gibt es auch andere
Eindrücke. Der Stadionsprecher kündigt das Pokalspiel am 2.3.
wie folgt an, „Mittwoch DFB Pokal in der Arroganz-Arena, oh
sorry Allianz-Arena“. Noch mal zur Fanfreundschaft, über
Lautsprecher wird „Die Legende lebt“ gespielt und alle Schalker
hören ruhig und freundlich zu.