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PARADISE LOST, LACUNA COIL, KATATONIA, 11.11.2013,
HIRSCH, NÜRNBERG, (.rcn präsentierte)
Während in anderen Gefilden wegen dem Faschingsanfang die eine
oder andere Notaufnahme gut besucht sein dürfte, geht es im
Hirsch heute Abend eher düster zu: Die zwei Schwergewichte
Paradise Lost und Katatonia locken mit sepeziellen Setlists und
machten Fans schon im Vorfeld das Maul wässrig. Folglich ist
der Club gesteckt voll, was für einen Montag Abend wirklich
erstaunlich ist.
Dabei gilt für beide Bands, dass sie zwar regelmäßig
herausragende Alben veröffentlichen, live aber oftmals nicht so
richtig zünden. Was bei Lacuna Coil übrigens genau umgekehrt
ist... Heute hat das Publikum allerdings Glück, und bereits der
Opener Katatonia zeigt sich in bestechender Form. Die Schweden
feiern heuer das zehnjährige Jubiläum des Bandklassikers „Viva
Emptiness“ und zelebrieren die Platte in voller Länge (und
umgekehrter Reihenfolge).
Songs wie „Inside The City Of Glass“, „Sleeper“ und natürlich
„Ghost Of The Sun“ zeigen deutlich die Klasse dieses
Longplayers, der kein Stück von seiner Magie verloren hat.
Erfreulich auch, dass Sänger Jonas Renkse super bei Stimme ist
(und das ist live wirklich nicht immer der Fall... ) und der
Sound klar und druckvoll ist. Getrübt wird die Stimmung
lediglich durch die Tatsache, dass die Schweden eine halbe
Stunde zu früh auf die Bühne geschickt werden und die Blonde
vor uns unentwegt ihrem Verflossenen irgendwelche
Beschwörungsformeln zu schicken versucht.
Komisch, wenn es in diesem Moment aus der PA tönt: „I trusted
you, you lied. It's all I hear, a fucking lie. I don't give a
shit, it's over now. It's all I know, you broke the
vow“...
Danach dürfen Lacuna Coil ran: Die Italiener um die
sympathische Sängerin Cristina Scabbia konnten mit ihren
letzten, stark auf den „großen Markt“ ausgerichteten Alben
keine Glanzpunkte mehr setzen, sind live aber immer eine
sichere Bank. Oder anders ausgedrückt: Musik, die sofort ins
Ohr geht, ohne Kanten, Haken und Ösen, die bis auf wenige
Ausnahmen niemandem wehtut und deutlich den Klassenunterschied
zu den zwei anderen Acts des Abends aufzeigt. Solide, aber
nicht von Wichtigkeit.
Paradise Lost – ebenfalls ein Wackelkandidat, was
Live-Auftritte angeht – feiern ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum
und haben heute abend eine erstsahnige Setlist dabei, die mit
Ausnahme von „Believe In Nothing“ alle Alben der Briten abdeckt
und nochmals gut die Entwicklung der Band nachzeichnet. Alleine
der Einstieg mit „Mortals Watch The Day“, „So Much Is Lost“ und
„Remembrance“ könnte musikalisch nicht unterschiedlicher sein,
zeigt aber auch auf, dass alle Schaffensphasen glänzend
miteinander harmonieren.
Leider platzieren die Trauerweiden im weiteren Verlauf ein
paar unglücklich gewählte Songs und können deswegen die
Stimmung nicht über die volle Distanz retten, glänzen dafür
aber auch mit ein paar Perlen („Gothic“, „Rotting Misery“) und
einem stark singenden Nick Holmes, der lediglich bei einigen
älteren Nummern hörbar zu knabbern hat. Unterm Strich eine
interessante Zeitreise einer immer noch interessanten und
wichtigen Band, die den Pokal an diesem Abend allerdings
Katatonia überlassen muss...
Jens Reinhold