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SO WAREN: THE POODLES, CRYSTALL BALL, KIRK,
16.03.2014, ROFA-NBG
Schwedenhappen
Schwedische Frauen mögen bildschön sein, schwedische Männer
hingegen trumpfen mit viel Charme auf. Anders als beim
Videodreh zu „Like No Tomorrow“, das just for fun in nur 30
Minuten gedreht wurde, nahmen sich THE POODLES live im
Underground der Rockfabrik Nürnberg deutlich mehr Zeit und
überzeugten mit Spaß an der Arbeit und routinierter
Professionalität. „Nach dem Videodreh zu „I Rule The Night“,
hatten wir noch Zeit übrig und hampelten einfach so rum. Ohne
Script, ohne Regisseur. Daraus entstand das spaßige Video zu
einem weiteren Song, wofür wir nur gutes Feedback erhielten“,
erinnert sich Henrik Bergqvist, Gitarrist und bekennender Ace
Frehley Fan.
Ja, manchmal braucht es nicht viel, um eine positive
Fanreaktion zu erhalten. Viele Bühnenklamotten hingegen braucht
Sänger Jakob Samuel. Noch ist nicht bekannt, wie viele
Kostümwechsel Cher auf ihrer dieser Tage beginnenden Tour
präsentieren wird, doch Samuel hat die Latte hochgelegt. Doch
nichts lenkt von der Freude der vier Schweden auf der Bühne ab.
Die Chemie in der Band stimmt, auch wenn sie schon manche
Klippe der sieben Meere umschiffen mussten.
Das zurückhaltende fränkische Gemüt in der wohnzimmerähnlichen
Clubatmosphäre zeigte sich nach außen gewohnt unnahbar, aber
der ein oder andere Pudel (in Schweden werden Langhaarige als
Pudel bezeichnet, daher rührt auch der Bandname) rockte
temperamentvoll und schüttelte sein leicht ergrautes
Haar.
Einen soliden Auftritt lieferten KIRK aus der Schweiz ab,
trotz beengter Bühnenfläche für fünf Musiker samt Keyboard.
Kaum besser erging es dem Quintett von Crystal Ball ohne
Keyboard, was Sänger Steven Mageney jedoch nicht davon abhielt,
die Aussage seiner Songs mit großen Gesten zu untermalen. Der
eine oder andere Outfit-Wechsel blieb auch bei ihm nicht aus.
Grosses Modebewußtsein bei metrosexuellen Rocksängern scheint
grad in zu sein.
Die vier Schweden, allesamt stolze Familienväter, plauderten
vor der Show beherzt aus dem Nähkästchen. „Unsere Kids halten
uns nicht für coole Rockstar Väter“, berichtet Pontus Egberg.
Bergqvist lacht: „Ja, auch wenn wir keinem Bürojob nachgehen,
geht es letztlich auch bei uns um 'ess dein Frühstück'.“ Samuel
stammt aus einer Künstlerfamilie, Mutter und Großmutter waren
Dirigentinnen, sein Bruder ist klassischer Tenor und sang
einzelne Passagen bei „Song For You“. Auch anderweitig verfügt
die Band über beste Verbindungen.
So kam es, dass der musikliebende Schauspieler Peter Stormare,
der auch ein eigenes Musiklabel leitet, während Dreharbeiten in
Hollywood verschiedene Variationen seines Parts für „Seven
Seas“ einspielte und die Poodles auch schon live
begleitete. So ergab es sich dann auch, dass Fredrik
Thomander (arbeitete bereits mit Scorpions, Gotthard, u.v.a.),
Komponist von „En För Alla För En“ bei Kicken, Christian
Lundqvist, dem Schlagzeuger der Band, anfragten. Da ließen sich
die vier Herren nicht lange bitten und spielten begeistert den
Song für das schwedische Eishockey Team zur Weltmeisterschaft
2013 ein. Diese fand in Schweden statt und zügig
marschierte die schwedische Nationalmannschaft zum Sieg. Derart
motiviert reichte es dann auch für olympisches Silber in diesem
Jahr.
Neben seinem ruhigen, eher poporientiertem im vergangenen Jahr
erschienen Soloalbum „Pastpresent“, präsentierte sich Samuel
bereits vor einigen Jahren auf rockigen Solopfaden. Für einen
schwedischen Radiopreis sollten alle nominierten Songs in neuem
Gewand aufgenommen werden. Samuel zeigt sich im dazugehörigen
Video zu PROMOE´s „Svennebanan“ in feinster
Rockstarmanier – Prädikat: sehr sehens-, aber auch
hörenswert. Angesprochen auf seinen Faible für das staubsaugen
ähnliche Schieben des Mikroständers, was er gerne auch live
praktiziert, wollte ich ihn überzeugen, mein Haus zu saugen.
Schließlich konnte er mich aber mit einem nicht
auszuschlagenden Gegenangebot überzeugen und wir einigten uns
auf einen anderen Deal.
Ein schlechtes Timing bewies Drummer Kicken ausnahmsweise am
Silvesterabend. Er brach sich das Handgelenk und wie
Bandkollege Samuel schelmisch grinsend beteuerte, wohl
stocknüchtern … jaja … und schuld sei eine Bananenschale
gewesen … jaja. Erst seit kurzem kann er das Gelenk wieder frei
bewegen, ist jedoch noch nicht schmerzfrei. „Für die Fans beiße
ich die Zähne gerne zusammen“, beteuert Kicken und lässt sich
tatsächlich während der gesamten Show keine Schwächen
anmerken.
Online konnten die Fans die Auswahl der Songs für die laufende
Tour beeinflussen. So kam eine sehr repräsentative quer durch
alle Alben zustande. Vermisste das Publikum einerseits den
Knaller „Thunderball“, so überraschte die Band mit anderen,
unerwarteten Songs. So auch das in schwedischer Sprache
dargebotenen „En För Alla För En“. Die Zeit verging viel zu
schnell und es bleibt zu hoffen, dass die Pläne aufgehen und
The Poodles uns eher zum Jahresende als Anfang nächsten Jahres
mit einem neuen Album erfreuen und Auftritten vor größerem
Publikum.
Claudia Channing