So voll dürfte der alte Bieberer Berg wohl nie mehr sein.
Eigentlich waren keine Probleme zu vermuten, als ich
zusagte, mit dem Fanmobil vom Fanclub Clubbock mit nach
Offenbach zu fahren. Doch gleich der erste Anlauf ging ja
schief. Klar, wenn der Manager der Offenbacher Kickers Andi
"Schwalbe" Möller am Sonntag vor dem Termin vor Weihnachten
angesichts der Schneefälle öffentlich die Frage stellte, wer
soll den vielen Schnee denn räumen? Dann wird dass natürlich
nichts mit einen schönen Pokalfussballjahresabschluss.
Vermutlich hat dies die Fifa unter Blatter Sepp
zwischenzeitlich geändert, aber bislang dachte ich immer, die
Heimmannschaft muss räumen - so macht es gegen Freikarten ja
auch der Verein in Erlangen-Süd der in den Niederungen der 2.
Liga spielt.
Zum Nachholtermin musste ich leider auf die Mitfahrgelegenheit
verzichten, da ich "dummerweise" tagsüber in Frankfurt weilen
musste und am nächsten Tag von Frankfurt Richtung Ferien, raus
aus dem Winter, nach Island düsen wollte. Brav wie ich bin,
folgte ich den Internetanreisetipps des OFC per S-Bahn und
landete in einen völlig unbeleuchteten Stadtpark. Dank der
uralten Flutlichtanlage war die grobe Richtung zum
altehrwürdigen Bieberer Berg erkennbar und ich erklomm die
OFC-Kultstädte gut 45 Minuten vor Beginn. Vor Spielbeginn war
vom eigentlich bekannten Offenbacher Mob auf der Gegengerade,
die Stehplatztribüne ist nach Waldemar Klein, den früheren
Offenbacher M.A.Roth, benannt, wenig zu hören.
Während sich die Mannschaften aufwärmten kam die Durchsage,
dass wegen der chaotischen Verkehrssituation - dabei hatte es
nicht geschneit - im hessischen Hochgebirge, der Anpfiff um 15
Minuten verschoben wird. Tatsächlich war der Clubfanblock noch
ziemlich leer, allerdings kommen die Ultras ja öfters
"freiwillig" später und auch die heimische Haupttribüne war
noch ziemlich frei. Gegen 19.00 Uhr war das Stadion mit
Ausnahme der Fans vom Clubbock eigentlich voll und es hätte
pünktlich angepfiffen werden können. Na gut, so ging das letzte
große Spiel in diesen schönen alten Stadion halt 15 Minuten
später los.
Es begann ein typischer, ausgewogener Pokalfight. Entgegen der
üblichen Gepflogenheiten waren aber unsere Helden konzentriert
und erlaubten den Drittligisten wenig. Nach 10 Minuten hätte
Ekici eigentlich einnetzen müssen, doch eine Mischung aus
Torwart, Dusel und Unvermögen verhinderte unser 1:0. Ekici ist
halt mehr der Standardschütze wie er 10 Minuten später mit
seiner Ecke bewies, als unser Oldie Simons im Nachschuss das
1:0 zu erzielte. Genau im richtigen Moment, schließlich trafen
die Freunde vom Clubbock gerade im Stadion ein.
Am Bieberer Berg ist es extrem wichtig die Tore mitzubekommen,
da zumindest vom Gästeblock aus zwar ein hässlicher blauer
Baustellencontainer zu sehen ist, aber eine so simple Sache wie
eine Anzeigentafel nicht zu erkennen ist. Ein Drittligist
braucht halt keine Eintrittsgelder mehr. Wahrscheinlich gibt es
am ganzen Bieberer Berg keine, damit der Fan nicht laufend an
unerfreuliche Ergebnisse erinnert wird.
Nach dem 1:0 war das Spiel eigentlich gelaufen. Die
Klassenunterschiede waren deutlich erkennbar. Offenbach hatte
nur eine gefährliche Chance, die unser Pokal-Raphael souverän
klärte. In der 2. Hälfte zog kurzzeitig etwas Staub und Nebel
durch den Nürnberger Block. Da haben die Sicherheitskräfte wohl
einige vergessen zu fragen, ob sie entsprechendes Material
dabei haben. Nach einem weiteren Ekici-Standard köpfte in der
66. Minute Hegeler unseren Goalgetter Simons auf den Arm und
der Ball wurde routiniert zum 2:0 eingelenkt. Fahrlässig wurden
noch diverse gute Chancen der diesjährigen Pokalhelden
verdattert bzw. gute Kontermöglichkeiten vergeben, doch die
Offenbacher blieben harmlos und von der berüchtigten
Offenbacher Fankulisse war wenig zu vermerken.
Dafür wurde mehrfach "über Schalke fahren wir nach Berlin"
laut und deutlich skandiert. Es war kein spannendes, aber dafür
aus Glubb-Sicht schönes Pokalspiel. Für die Offenbacher Fans,
so zumindest ihre Äußerungen auf der Rückfahrt in der S-Bahn
war es das Spiel des Jahrzehnts, dies sagt alles über die
traurige Offenbacher Situation. Es war aber auch ein wehmütiger
Abend, es war das letzte große Spiel in einer Traditionsarena,
in einem schönen alten Stadion. In den nächsten Tagen wird
abgerissen und gebaut und am Bieberer Berg wird eine "moderne"
Arena im gewohnten Einheitsstil entstehen und ein Teil
Fußballgeschichte ist damit weg. Zurück waren die Wege im
Stadtpark sogar beleuchtet und grüne Weibchen und Männchen in
Rüstungen und zum Teil zu Pferde sorgten dafür, dass niemand
vom Weg abkam. Zur Belohnung durfte der Erfolgsschal dann sogar
den Gullfoss sehen. Roland Hornauer
STIMMEN ZUM SPIEL
Raphael Schäfer: "Wir haben die Zuschauer nicht ins Spiel kommen lassen"
Dieter Hecking: "Der Bieberer Berg hat
heute nicht gebebt."
Wolfgang Wolf (Ex-Glubbtrainer, jetzt OFC):
"Ich kann meiner Mannschaft nichts vorwerfen, sie hat alles
gegeben und Nürnberg das Leben sehr schwer gemacht."
Christian Eigler: "Es hat heute von Außen
vielleicht leicht ausgesehen, aber es war schon ein schweres
Stück Arbeit. "
Raphael Schäfer: „Timmy Simons ist eben ein
alter Sack. Der weiß, wo er stehen muss.“
Timmy Simons: "Ich habe jetzt drei Tore im
Pokal, in der Liga muss ich jetzt auch mal anfangen, zu
treffen."
Spiegel online (*augenreib*): Beim Pokal-Erfolg in Offenbach trat der 1. FC Nürnberg so souverän auf, dass es selbst dem berüchtigten Publikum am Bieberer Berg die Sprache verschlug.