TARJA, 30.10.2013, LÖWENSAAL,
NÜRNBERG
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Tarja, deren vollständiger Name ja allein schon wie Musik
klingt, präsentiert dem Publikum im überraschenderweise nicht
ausverkauften Löwensaal ihr neues Album „Colours In The
Dark“.
In den Nightwish-Hochzeiten mit Tarja am Mikrofon hätte man
keine Maus mehr im Saal unterbringen können, die Zeiten sind
jedoch bekanntlich vorbei.
Tarja ist seit 2006 solo unterwegs und das durchaus
erfolgreich. Die drei Albenvorgänger haben die Top Ten der
Albumcharts in Deutschland erreicht und da macht auch die neue
Scheibe keine Ausnahme. Und die kommt deutlich härter und
rockiger daher als die Vorgänger.
Um dies auch ordentlich live umzusetzen, braucht es natürlich
Begleitmusiker wie den Cellisten Max Lilja, Iro-Drummer Mike
Terrana, Gitarrist Alex Scholpp und als zweite Frau auf der
Bühne Bassistin Anna Portalupi, nicht zu vergessen den
Schiller-erprobten Christian Kretschmar an den Keyboards. Die
nehmen nacheinander auf der Bühne Platz, während Freund
Computer für das Intro zuständig ist. Natürlich nicht nur für
das Intro, um den Sound richtig orchestral, dynamisch und
spektakulär rüberzubringen, hätte es sonst eines ganzen
Orchesters inklusive Chor bedurft. Da es die aber nicht gibt,
unterstützt Mitmusiker Apple die Band, die nur einmal bei
„Never Enough“ so richtig im Mittelpunkt steht, als Tarja eine
längere Instrumentalpassage zum Umziehen nutzt. Nicht nur
einmal an diesem Konzertabend, insgesamt gibt es Tarja in drei
sehenswerten Outfits zu bewundern.
Und so gehört die sehr aufgeräumt wirkende Bühne der Sängerin
mit dem faszinierenden (bisweilen fast wahnsinnig wirkenden)
Blick, die vom ersten Ton von Song eins an, „In For A Kill“
alle Blicke auf sich vereint. Einzig der Drummer schafft es mit
diversen Jonglageeinlagen der Drumsticks, dass man den Blick
einmal nachhaltig von der hübschen Finnin löst. Aber nicht
lange, man könnte ja etwas verpassen, während Tarjas Haare im
Wind wehen und die Setlist des Abends abgearbeitet wird. Nach
Arbeit sieht das aber nicht wirklich aus, Tarja hat sichtbar
Spaß und zeigt sich nicht nur einmal, sondern mehrmals am Abend
aufrichtig dankbar für das Erscheinen und die Ovationen des
Publikums. Von Diva, wie es ihr Nightwish ja einmal unterstellt
haben, nichts zu merken, ganz im Gegenteil. Die Dame wirkt
extrem fröhlich, natürlich, charmant und wohltuend
uneingebildet.
Immer wieder brandet Applaus auf, der meiste bei „Wish I Had
An Angel“, dem einzigen Nightwish-Song des Abends, aber auch
die Tarja-Songs werden gefeiert. Allen voran das großartige „I
Walk Alone“ oder „Sing For Me“. Mein absoluter Höhepunkt ist
jedoch das an Ravels Bolero erinnernde „Victim Of Ritual“ als
erstes Lied der Zugabe. Allein der beeindruckende leise
Trommelsound, der sich immer mehr steigert, analog zu Tarjas
Stimme, ist das Eintrittsgeld wert. Quasi als Zugabe gibt es
eine Auswahl großartiger Songs ihrer Alben, eine extrem dankbar
wirkende, gutgelaunte Sängerin mit grandioser Stimme und eine
perfekt funktionierende Band, die sich wohltuend für den Star
am Mikrofon zurücknimmt. Ein Sonderlob verdient neben dem guten
Sound im Löwensaal vor allem die Lichttechnik-Crew, der es
gelingt, ein beeindruckendes Konzert sehenswert ins rechte
Licht zu setzen, wie es kaum besser geht und das Konzert
dadurch auch optisch zu einem echten Genuss zu machen.
Die Setlist:
Intro
In For A Kill
500 Letters
Sing For Me
Falling Awake
I Walk Alone
Anteroom Of Death
Never Enough
Until Silence
Die Alive
Mystique Voyage
Neverlight
Medusa
Zugabe:
Victim Of Ritual
Wish I Had An Angel
Until My Last Breath
Als Supporting Act gab die italienische Symphonic Metal Band
Teodasia mit ihrer neuen Sängerin Giulia Rubino ihre
Visitenkarte ab. Sie ist seit Gründung der Band nun die dritte
Dame am Mikro und erinnert in ihrer Art zu singen und zu
performen ein klein bisschen an Nina Hagen. Zum Ende des Sets
schafften sie es dann auch, das Publikum aus der Reserve zu
locken, die die Italiener mit freundlichem Applaus
verabschiedeten.