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SO WAR: CALEXICO, 17.07.2013, SERENADENHOF, NÜRNBERG

Calexico im Serenadenhof Nürnberg. Da kommt zusammen, was zusammen passt. Kommt die Band um Joey Burns doch aus dem fernen Arizona, was nicht wirklich viel mit Nürnberg zu tun hat, trotzdem fühlt sich die Band hier richtig wohl. Da kann es schon wie damals beim Bardentreffen einen Gewittersturm geben, der alles vermasselt. Besseres Wetter hatten sie im diesjährigen Juli. Alle guten Dinge sind drei, dieses mal haben wir den Konzertbericht in dreifacher Ausführung von Schreiber, Leser und Fotograf!
SO WAR: CALEXICO, 17.07.2013, SERENADENHOF, NÜRNBERG

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CALEXICO, 17.07.2013, SERENADENHOF, NÜRNBERG

Beim  aktuellen Tourstop in Nürnberg meinte es der Wettergott diesmal mehr als gut mit der Band aus Tucson. Das Publikum erinnerte an einen Tag der offenen Tür eines beliebigen Gymnasiums, dessen ehemalige Schüler der letzten 50 Jahre, bunt gemischt, sich zu einem lauschigen Abend mit Freunden verabredet haben. Der vollgefüllte Serenadenhof bildete den entsprechenden Rahmen, wie auch Joey Burns feststellte: "It's a very nice place to spend a day".

Bereits im Vorprogramm sorgte ein langjähriger Freund und Begleiter der Band mit spanischen Folk / Pop für erste Tanzeinlagen und gute Stimmung. Depedro (Jairo Zavala) stand diesmal, im Gegensatz zu seinem umjubelten Auftritt beim Bardentreffen 2011, alleine auf Bühne. Gegen Ende des Auftritts erschienen Calexico für zwei Songs auf der Bühne zum jammen unter Freunden.

Nach einer kurzen Umbaupause ging es in der gleichen Konstellation weiter, "Depedro" jetzt als zweiter Gitarrist neben Joey Burns. Der Beginn einer fast zweistündigen Party, tanzende Menschen, glückliche Gesichter und sieben exzellente, spielfreudige Musiker auf der Bühne. Wer wen hier mit der Freude eines lange in Erinnerung bleibenden Sommerabends angesteckt hat, lässt sich vermutlich nicht mehr rekonstruieren. Eine gelungene Mischung älterer und aktueller Stücke des Albums "Algiers".

Americana, Mexican, Folk, Country, Rock, Latin Jazz und immer wieder umjubelte Mariachi-Einlagen, Schubladendenken ist hier fehl am Platz. Immer wieder finden die einzelnen Musiker ausreichend Raum, dem Publikum mit Soloeinlagen ihre außergewöhnliche Spielfreude und Qualität zu präsentieren.

Business as usual, oder doch eine besondere Beziehung, die Calexico seit 2005 mit Nürnberg verbindet. Zumindest ich glaube Joey Burns, der mehrmals an diesem Abend versichert: " Nürnberg, we love you". Lieber Joey, diese Liebe wird definitiv erwidert.

Peter Tiefel (Leser)

CALEXICO, 17.07.2013, SERENADENHOF, NÜRNBERG

Nicht ganz zu Unrecht fühlen sich die Engländer aufgrund der vielen tollen Bands als Nabel der Musikwelt. Die Klasse von Calexico haben sie aber noch nicht entdeckt. Calexico touren kaum in England und so musste eine Engländerin extra nach "Good Old Germany" kommen um die Band live zu hören. In der ersten Reihe stehend fieberte sie wie der gut gefüllte Serenadenhof dem Konzert entgegen. Ob die amerikanische Band aus Tucson Arizona erneut einen so furiosen Auftritt wie 2006 und 2009 an gleicher Stelle abliefern kann? Um dies gleich vorwegzunehmen, sie können.

Sie können sogar noch eins draufsetzen. Weil man nachdem die Pedal Steel Koryphäe Paul Niehaus nicht mit auf Tour ist, umso mehr auf den Klang der Trompeten von Jacob Valenzuela und Martin Wenk setzt und gerade die sind es, die den Sound der Band, natürlich neben der sehnsuchtsvollen Stimme von Joey Burns, so außergewöhnlich machen.

Ganz anders als in England haben Calexico in Deutschland eine gewaltige Fanschar, fast ohne Radiounterstützung hart erspielt mit einer Musik, die es in der Art von keiner anderen Band zu hören gibt. Sie haben es geschafft mit ihrem furiosen Mix aus Mariachi Klängen, Fado, Son Cubano, Country Folk und (Indie-) Rock einen eigenen Musikstil zu erschaffen, den "Tucson-Desert-Rock".

Und so sind die Musikjournalisten angefangen vom Rolling Stone über den Musikexpress bis zum .rcn Magazin meist voll des Lobes für eine Band, die trotz fehlender Showelementen zurecht als eine der furiosesten Live Bands gelten. Calexico Auftritte sind legendär, auch wenn nicht jeder Auftritt so unvergessen bleibt wie der 2005 beim Bardentreffen in Nürnberg, als ein Sturm aufzog und der folgende unwetterartige Platzregen das Konzert jäh beendete. Die spontane Unplugged-Fortsetzung im "Cafe Ruhestörung" führte in der Folge zu einem Massenaufmarsch im und um das Cafe und unvergesslichen Momenten. Ein ganz klein wenig fühlte man sich an diesem milden Juliabend daran erinnert als kurzzeitig Wind aufkam und einen der Wind und die Musik nur so um die Ohren blies.

Ob es um die Wellen am Malecon geht, oder die Ufermauer von Cubas Hauptstadt Havanna, ob von Einwanderung oder dem Grenzzaun zwischen Mexico und den USA gesungen wird, Calexico erzählen Geschichten und der in Montreal/Kanada geboren Sänger Joey Burns gibt diesen Geschichten seine unverwechselbare Stimme. Mit viel Charisma ausgestattet weckt er Sehnsucht und gleichzeitig Freude, Schönheit und Traurigkeit im Wechsel oder zusammen. Genauso wie die Musik, die mit Akkordeon, Trompeten, Vihuela, Vibrafon, Keyboard usw. abwechslungsreich instrumentiert und doch so typisch nach Calexico klingt. Nicht zu vergessen das großartige Schlagzeugspiel von John Convertino, neben Burns Gründungsmitglied der Band.

Maybe on Monday heißt die neueste EP, daraus gibt’s alle Songs zu hören, einer davon Peter Harasim´s rührigem Manager des Concertbüros Franken gewidmet. Natürlich finden sich auch Songs von der neuesten CD "Algiers" im Programm wie z.B. Para oder Epic, doch es gibt auch viele alte Songs zu hören, wie das wunderschöne "Crystal Frontier" oder "Roka". Die Setlist lässt kaum Wünsche offen, ein Kunststück bei dieser Auswahlmöglichkeit an Songs.
Und live klingt alles noch viel besser, da sind die Bläser noch wuchtiger, die Dynamik der Songs größer und kräftiger als auf CD.

Das erste Calexico Album ist auf einem Deutschen Label erschienen, mit Martin Wenk ist ein Deutscher bei Calexico dabei und wie gern die Jungs nach Deutschland kommen um hier zu spielen merkt man ihnen während des ganzen Konzerts auch an. Und wieviel Spaß das Publikum mit der US-Band hat auch. Ruhig stehen geht gar nicht, da wird gewippt, getanzt, geklatscht, geschunkelt und eine Party gefeiert. Und die heizen gerade die Trompeten ständig aufs Neue an. Aber doch versteht es die Band auch ruhige Töne fürs Kopfkino zu produzieren. Auch tun sie gut daran, am Ende den Gang noch mal rauszunehmen und mit "The Vanishing Mind" einen ganz ruhigen Schlusspunkt zu setzen. Großes Kino für die Ohren und auf ein Neues 2014, mit einem der perfektesten Werbeträger für Live Musik- Calexico.

Die Nürnberger wurden an diesem Tag übrigens ein zweites Mal reich beschenkt. Mit Depedro durfte der Lap-Steel-Guitar und Gitarrenspieler von Calexico Solo als Vorprogramm ran. Die musikalische Leidenschaft des Spaniers Depedro, eigentlich Jairo Zavala, gehört der Lateinamerikanischen und mexikanischen Musik beeinflusst von Reggae, Blues Salsa und Calexico. Mit intensiver Stimme singt er zuerst ganz allein sich selbst auf der Gitarre begleitend Lieder aus seinen bisher erschienenen 2 CDs. Und dann, ja dann bekommt er als Verstärkung die großartigste Band die man sich als Musiker nur wünschen kann mit auf die Bühne gestellt. Die Jungs von Calexico sind alle da und irgendwie mit ihnen auch der Sound von Calexico. Und doch irgendwie auch nicht, Depedro klingt halt völlig anders als Joey Burns, der im Hintergrund am Kontrabass herumzupft. Spätestens in dem Moment hat der sympathische Spanier mit seiner Musik auch den letzten im Publikum erreicht.

Bernd Sonntag (auch Fotos)

CALEXICO, 17.07.2013, SERENADENHOF, NÜRNBERG

Der inzwischen Dank der gewachsenen Bäume sehr grüne Serenadenhof ist natürlich das unpassende Ambiente für den Wüstenrock von Calexico aus Arizona. Zwar passten die Temperaturen mit hochsommerlich warmen fast 30 Grad. Doch zu den mexikanischen Mariachi-Songs, den Latin-Jazz-Stücken und den Wüstenrock, der einen in die Weite schweifen lässt, muss die Luft eigentlich über staubigen Boden flirren. Es war trotzdem vom Anfang bis Ende ein starkes Konzert.

Als „Vorband“ spielte Depredo und nach zwei Stücken stieg Calexico für einige Songs in wechselnder Besetzung mit ein. Die Wechselspiele sind ja eh ein Markenzeichen der Multiinstrumentalisten von Calexico um Frontmann Joey Burns und Lap Steel Gitarrist Jairo Zavala. So „aufgewärmt“ starten nach kurzer Umbaupause Calexico ihren fast zweistündigen wilden Ritt durch verschiedene Musikstile.

Nachdem Calexico uns schon häufiger besuchten fiel auf, dass das Konzert sehr routiniert durchgespielt wurde und die eher ruhigeren, langsameren und dunkleren Songs von ihnen nicht angestimmt wurden. Andererseits welche Band kann sich schon jeden Tag so begeistern, und alltäglich unvergessliche Konzerthighlights abliefern. Unter den insgesamt 22 Songs, davon sechs von der letzten Scheibe „Algiers“ gefielen besonders der schöne, Bläser dominierte Mariachi-Song „Across The Wire“, der die Schicksale der mexicanischen Flüchtlinge an der Grenze zur USA thematisiert vom Album „Feast Of Wire“ und der geniale Kopfkinosong „Roka“ vom „Garden Ruin“ Album.

Traditionell covern Calexico Songs, dieses Mal “Alone Again Or” von Love, Joe Burns tiefe Stimme passt wunderbar zum Song und als erste beiden Zugaben „The Walls Came Down“ von The Call und ein schmissiges „Little Black Egg“ von The Nightcrawlers“. Beim anschließenden „Günero Canelo“ durften dann alle mitsingen, mitgröhlen, ein ruhig gespieltes „The Vanishing Mind“ beendete einen schönen kurzweiligen Konzert- und Sommerabend.

Roland Hornauer (.rcn)