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CALEXICO, 17.07.2013, SERENADENHOF,
NÜRNBERG
Beim aktuellen Tourstop in Nürnberg meinte es der
Wettergott diesmal mehr als gut mit der Band aus Tucson. Das
Publikum erinnerte an einen Tag der offenen Tür eines
beliebigen Gymnasiums, dessen ehemalige Schüler der letzten 50
Jahre, bunt gemischt, sich zu einem lauschigen Abend mit
Freunden verabredet haben. Der vollgefüllte Serenadenhof
bildete den entsprechenden Rahmen, wie auch Joey Burns
feststellte: "It's a very nice place to spend a day".
Bereits im Vorprogramm sorgte ein langjähriger Freund und
Begleiter der Band mit spanischen Folk / Pop für erste
Tanzeinlagen und gute Stimmung. Depedro (Jairo Zavala) stand
diesmal, im Gegensatz zu seinem umjubelten Auftritt beim
Bardentreffen 2011, alleine auf Bühne. Gegen Ende des Auftritts
erschienen Calexico für zwei Songs auf der Bühne zum jammen
unter Freunden.
Nach einer kurzen Umbaupause ging es in der gleichen
Konstellation weiter, "Depedro" jetzt als zweiter Gitarrist
neben Joey Burns. Der Beginn einer fast zweistündigen Party,
tanzende Menschen, glückliche Gesichter und sieben exzellente,
spielfreudige Musiker auf der Bühne. Wer wen hier mit der
Freude eines lange in Erinnerung bleibenden Sommerabends
angesteckt hat, lässt sich vermutlich nicht mehr
rekonstruieren. Eine gelungene Mischung älterer und aktueller
Stücke des Albums "Algiers".
Americana, Mexican, Folk, Country, Rock, Latin Jazz und immer
wieder umjubelte Mariachi-Einlagen, Schubladendenken ist hier
fehl am Platz. Immer wieder finden die einzelnen Musiker
ausreichend Raum, dem Publikum mit Soloeinlagen ihre
außergewöhnliche Spielfreude und Qualität zu
präsentieren.
Business as usual, oder doch eine besondere Beziehung, die
Calexico seit 2005 mit Nürnberg verbindet. Zumindest ich glaube
Joey Burns, der mehrmals an diesem Abend versichert: "
Nürnberg, we love you". Lieber Joey, diese Liebe wird definitiv
erwidert.
Peter Tiefel (Leser)
CALEXICO, 17.07.2013, SERENADENHOF,
NÜRNBERG
Nicht ganz zu Unrecht fühlen sich die Engländer aufgrund der
vielen tollen Bands als Nabel der Musikwelt. Die Klasse von
Calexico haben sie aber noch nicht entdeckt. Calexico touren
kaum in England und so musste eine Engländerin extra nach "Good
Old Germany" kommen um die Band live zu hören. In der ersten
Reihe stehend fieberte sie wie der gut gefüllte Serenadenhof
dem Konzert entgegen. Ob die amerikanische Band aus Tucson
Arizona erneut einen so furiosen Auftritt wie 2006 und 2009 an
gleicher Stelle abliefern kann? Um dies gleich vorwegzunehmen,
sie können.
Sie können sogar noch eins draufsetzen. Weil man nachdem die
Pedal Steel Koryphäe Paul Niehaus nicht mit auf Tour ist, umso
mehr auf den Klang der Trompeten von Jacob Valenzuela und
Martin Wenk setzt und gerade die sind es, die den Sound der
Band, natürlich neben der sehnsuchtsvollen Stimme von Joey
Burns, so außergewöhnlich machen.
Ganz anders als in England haben Calexico in Deutschland eine
gewaltige Fanschar, fast ohne Radiounterstützung hart erspielt
mit einer Musik, die es in der Art von keiner anderen Band zu
hören gibt. Sie haben es geschafft mit ihrem furiosen Mix aus
Mariachi Klängen, Fado, Son Cubano, Country Folk und (Indie-)
Rock einen eigenen Musikstil zu erschaffen, den
"Tucson-Desert-Rock".
Und so sind die Musikjournalisten angefangen vom Rolling Stone
über den Musikexpress bis zum .rcn Magazin meist voll des Lobes
für eine Band, die trotz fehlender Showelementen zurecht als
eine der furiosesten Live Bands gelten. Calexico Auftritte sind
legendär, auch wenn nicht jeder Auftritt so unvergessen bleibt
wie der 2005 beim Bardentreffen in Nürnberg, als ein Sturm
aufzog und der folgende unwetterartige Platzregen das Konzert
jäh beendete. Die spontane Unplugged-Fortsetzung im "Cafe
Ruhestörung" führte in der Folge zu einem Massenaufmarsch im
und um das Cafe und unvergesslichen Momenten. Ein ganz klein
wenig fühlte man sich an diesem milden Juliabend daran erinnert
als kurzzeitig Wind aufkam und einen der Wind und die Musik nur
so um die Ohren blies.
Ob es um die Wellen am Malecon geht, oder die Ufermauer von
Cubas Hauptstadt Havanna, ob von Einwanderung oder dem
Grenzzaun zwischen Mexico und den USA gesungen wird, Calexico
erzählen Geschichten und der in Montreal/Kanada geboren Sänger
Joey Burns gibt diesen Geschichten seine unverwechselbare
Stimme. Mit viel Charisma ausgestattet weckt er Sehnsucht und
gleichzeitig Freude, Schönheit und Traurigkeit im Wechsel oder
zusammen. Genauso wie die Musik, die mit Akkordeon, Trompeten,
Vihuela, Vibrafon, Keyboard usw. abwechslungsreich
instrumentiert und doch so typisch nach Calexico klingt. Nicht
zu vergessen das großartige Schlagzeugspiel von John
Convertino, neben Burns Gründungsmitglied der Band.
Maybe on Monday heißt die neueste EP, daraus gibt’s alle Songs
zu hören, einer davon Peter Harasim´s rührigem Manager des
Concertbüros Franken gewidmet. Natürlich finden sich auch Songs
von der neuesten CD "Algiers" im Programm wie z.B. Para oder
Epic, doch es gibt auch viele alte Songs zu hören, wie das
wunderschöne "Crystal Frontier" oder "Roka". Die Setlist lässt
kaum Wünsche offen, ein Kunststück bei dieser
Auswahlmöglichkeit an Songs.
Und live klingt alles noch viel besser, da sind die Bläser
noch wuchtiger, die Dynamik der Songs größer und kräftiger als
auf CD.
Das erste Calexico Album ist auf einem Deutschen Label
erschienen, mit Martin Wenk ist ein Deutscher bei Calexico
dabei und wie gern die Jungs nach Deutschland kommen um hier zu
spielen merkt man ihnen während des ganzen Konzerts auch an.
Und wieviel Spaß das Publikum mit der US-Band hat auch. Ruhig
stehen geht gar nicht, da wird gewippt, getanzt, geklatscht,
geschunkelt und eine Party gefeiert. Und die heizen gerade die
Trompeten ständig aufs Neue an. Aber doch versteht es die Band
auch ruhige Töne fürs Kopfkino zu produzieren. Auch tun sie gut
daran, am Ende den Gang noch mal rauszunehmen und mit "The
Vanishing Mind" einen ganz ruhigen Schlusspunkt zu setzen.
Großes Kino für die Ohren und auf ein Neues 2014, mit einem der
perfektesten Werbeträger für Live Musik- Calexico.
Die Nürnberger wurden an diesem Tag übrigens ein zweites Mal
reich beschenkt. Mit Depedro durfte der Lap-Steel-Guitar und
Gitarrenspieler von Calexico Solo als Vorprogramm ran. Die
musikalische Leidenschaft des Spaniers Depedro, eigentlich
Jairo Zavala, gehört der Lateinamerikanischen und mexikanischen
Musik beeinflusst von Reggae, Blues Salsa und Calexico. Mit
intensiver Stimme singt er zuerst ganz allein sich selbst auf
der Gitarre begleitend Lieder aus seinen bisher erschienenen 2
CDs. Und dann, ja dann bekommt er als Verstärkung die
großartigste Band die man sich als Musiker nur wünschen kann
mit auf die Bühne gestellt. Die Jungs von Calexico sind alle da
und irgendwie mit ihnen auch der Sound von Calexico. Und doch
irgendwie auch nicht, Depedro klingt halt völlig anders als
Joey Burns, der im Hintergrund am Kontrabass herumzupft.
Spätestens in dem Moment hat der sympathische Spanier mit
seiner Musik auch den letzten im Publikum erreicht.
Bernd Sonntag (auch Fotos)
CALEXICO, 17.07.2013, SERENADENHOF,
NÜRNBERG
Der inzwischen Dank der gewachsenen Bäume sehr grüne
Serenadenhof ist natürlich das unpassende Ambiente für den
Wüstenrock von Calexico aus Arizona. Zwar passten die
Temperaturen mit hochsommerlich warmen fast 30 Grad. Doch zu
den mexikanischen Mariachi-Songs, den Latin-Jazz-Stücken und
den Wüstenrock, der einen in die Weite schweifen lässt, muss
die Luft eigentlich über staubigen Boden flirren. Es war
trotzdem vom Anfang bis Ende ein starkes Konzert.
Als „Vorband“ spielte Depredo und nach zwei Stücken stieg
Calexico für einige Songs in wechselnder Besetzung mit ein. Die
Wechselspiele sind ja eh ein Markenzeichen der
Multiinstrumentalisten von Calexico um Frontmann Joey Burns und
Lap Steel Gitarrist Jairo Zavala. So „aufgewärmt“ starten nach
kurzer Umbaupause Calexico ihren fast zweistündigen wilden Ritt
durch verschiedene Musikstile.
Nachdem Calexico uns schon häufiger besuchten fiel auf, dass
das Konzert sehr routiniert durchgespielt wurde und die eher
ruhigeren, langsameren und dunkleren Songs von ihnen nicht
angestimmt wurden. Andererseits welche Band kann sich schon
jeden Tag so begeistern, und alltäglich unvergessliche
Konzerthighlights abliefern. Unter den insgesamt 22 Songs,
davon sechs von der letzten Scheibe „Algiers“ gefielen
besonders der schöne, Bläser dominierte Mariachi-Song „Across
The Wire“, der die Schicksale der mexicanischen Flüchtlinge an
der Grenze zur USA thematisiert vom Album „Feast Of Wire“ und
der geniale Kopfkinosong „Roka“ vom „Garden Ruin“ Album.
Traditionell covern Calexico Songs, dieses Mal “Alone Again
Or” von Love, Joe Burns tiefe Stimme passt wunderbar zum Song
und als erste beiden Zugaben „The Walls Came Down“ von The Call
und ein schmissiges „Little Black Egg“ von The Nightcrawlers“.
Beim anschließenden „Günero Canelo“ durften dann alle
mitsingen, mitgröhlen, ein ruhig gespieltes „The Vanishing
Mind“ beendete einen schönen kurzweiligen Konzert- und
Sommerabend.
Roland Hornauer (.rcn)