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SCHANDMAUL, 30.-31.08.2013 KÖLN,
TANZBRUNNEN
Wenig überraschend, dass Gitarrist Ducky Duckstein bereits am
Freitag Abend zu Beginn des Schandmaul-Konzertes feuchte Augen
bekam, wie er strahlend am Samstag Nachmittag zugab. Kein
Wunder, wurde die Band zum 15- jährigen Jubiläum von ca 8000
Leuten am Freitag und vor ausverkauftem Haus mit ca. 11000 Fans
am Samstag doch gnadenlos abgefeiert. Das ging bereits am
Freitag Mittag los, als die Tore zum Kölner Tanzbrunnen noch
verschlossen waren. Die schon zahlreich erschienenen
Konzertbesucher sangen der Band stimmgewaltig ein "Happy
Birthday" und stimmten Schandmaul- Songs und Schlachtrufe
an.
Für die Bayerische Band ist Köln neben München eine echte
Hochburg. Da sich mit dem Tanzbrunnen eine der schönsten
Open-Air Locations mitten in der Stadt befindet, die auch noch
gleich neben dem Hauptbahnhof liegt und praktischerweise ein
Campingplatz sich gleich daneben befindet, fiel die
Entscheidung relativ schnell auf Köln. Bevor es aber so richtig
mit den 2 Konzerten am Wochenende los ging, konnte man
Schandmaul bereits am Mittwoch beim Warm-Up erleben. Hier
bewies die Band einmal mehr ein großes Herz und unterstützte
das Charity Project von Hedwig Neven DuMont "Wir helfen-weil
Lernen jedem Kind eine Chance gibt". Und so durften sich die
Verantwortlichen über die Konzerteinnahmen freuen und
Schandmaul über ein Warm Up mit Publikum.
Etwas über 30 Minuten standen Omnia am
Freitag zur Verfügung, mehr als eine kleine musikalische
Visitenkarte konnten Spaßvogel Steve Sic , Ehefrau Jenny,
Schlagzeuger Rob und Didgeridoospieler Daphyd somit nicht
abgeben. Die fiel aber trotzdem beeindruckend genug aus und wer
mehr von den leicht esoterisch musizierenden Holländern hören
will, und das lohnt sich wirklich, sollte sich einfach einmal
auf der Bandhomepage informieren, wo die nächsten Auftritte
stattfinden werden.
Für musikalische Überraschungen ist die Pagan Folk Band immer
gut. Hatte man ja schon auf der letzten CD den beeindruckenden
Beweis angetreten, dass Rap und Pagan Folk gut funktionierten,
konnte das Publikum diesmal erleben dass Reggae und Pagan Folk
ebenfalls ganz toll zusammenpassen. Zu hören wird das dann auf
der neuen Scheibe sein. Die Besucher in Köln durften sich schon
vorab davon überzeugen. Genauso davon, dass Steve immer für
einen Scherz gut ist. So hatte er diebische Freude vor dem
Konzertbeginn wie ein Osterhase ständig über die Bühne zu
laufen, was jedesmal mit einem begeisterten Applaus des
Publikums quittiert wurde.
Etwas mehr als eine Stunde Zeit hatte dann Saltatio
Mortis für ihre Rockshow bekommen. Schandmaul
kann sich echt glücklich schätzen, eine bessere Band als die
aktuelle Nummer Eins der Album Charts als Support hätte man
Freitag gar nicht finden können. Bereits da kochte die Stimmung
fast über, unzählige Hände in der Luft sorgten für ein
beeindruckendes Bild und mit dem Schandmaul Song Geisterschiff
dankte und gratulierte SaMo den Jubilaren auch
musikalisch.
Da SaMo bekanntlich eine der besten Mittelalterrockshows zu
bieten hat und dies auch in Köln überdeutlich wurde, tat
Schandmaul gut daran, den nun folgenden ersten Teil der
Jubiläumsshow akustisch anzugehen. Im Anzug setzte man auch
optisch einen Kontrastpunkt, die Streicherfraktion u.a
mit Ally the Fiddle, die viele als Schandmaulmitglied während
der Babypause der 2 Damen live ja bereits erleben konnten,
veredelten die Songs ganz im Stile der Kunststück CD und 1000te
begeisterte Konzertbesucher sangen bei fast jedem Lied, egal ob
uralt oder ganz neu begeistert mit. Gänsehautstimmung immer
wieder, traumhaft schön und auch für die Band sichtbar ein ganz
bewegendes Erlebnis. Als man dann vielleicht Deutschlands
schönstes Liebeslied Willst Du anstimmte wurde auch der
härteste Kerl zum schmusigen Softie. Welch ein
Jubiläumsauftakt, welch eine grandiose Stimmung, die sich am
nächsten Tag unfassbarerweise sogar noch steigern sollte.
Doch zuerst einmal versuchte der Wettergott der prächtigen
Stimmung mit einem Regenguss den Garaus zu machen Das
funktionierte allerdings nicht wirklich. Geduldig blieb die
lange Reihe unerschütterlich ungeschützt und sehr viele ohne
Regenschutz im Regen vor dem Wellenbrecher stehen, um die
heißbegehrten Bändchen zu bekommen, die zum Eintritt in den
vordersten Bereich vor dem Wellenbrecher berechtigten. Der war
eine der Auflagen der Stadt Köln, genauso wie die Lautstärke,
beides sorgte bei einigen Besuchern für Missmut. Pünktlich zum
Versengold-Auftritt war allerdings dann
Schluss mit Regen , von einigen Spritzern einmal
abgesehen.
Versengold freuten sich trotz nur 30 Minuten Auftrittszeit
übrigens sehr über die Gelegenheit beim Schandmaul Jubiläum
aufzutreten und bedankten sich beim Gastgeber mit einer gewohnt
mitreissenden Versengold Show und dem Schandmaul-Cover
Walburgisnacht. Laute Zugabe Rufe ließen keinerlei Zweifel
aufkommen, dass Versengolds Auftritt ankam. Kein Wunder sind
die Nordlichter doch eine begnadete Live- Band und ein Muss für
jeden Folk- und Mittelalterfan.
Nicht ganz überraschend war im Vorfeld, dass die Folk-Metal
Band Lyriel die Chance bekam beim Schandmaul
Jubiläum aufzutreten. Die in Gummersbach gegründete Band hat ja
mit Thomas Lindner zusammen den Song "Wenn die Engel fallen"
veröffentlicht. Leider gab es an diesem Tag jedoch kein
gemeinsames Duett, dafür aber mit "Die Melodie" auch eine
Lyriel Interpretation eines Schandmaul Songs. Mit ihrer Musik,
die sie selbst als Dark Romantic Celtic Rock bezeichnen, waren
sie ein positiver musikalischer Gegenpol zu den Stimmungsbands
des Tages. Und Dank der hübschen Damen auch noch ein absoluter
Hingucker. Äußerst schade, dass sich die Band auf den
Konzertbühnen so rar macht.
Für den nächsten musikalischen Gegenpol waren dann die Musiker
der Kammer zuständig. Marcus Testory ,
Matthias Ambre und die großartige Kammerband hatten sicher die
ungewöhnlichsten Klänge der 2 Tage zu bieten. Eine Tuba ist in
der Volksmusik ein Muss, doch damit haben die Damen und Herren
der Kammer trotz Tubaspieler gar nichts am Hut. Handmade Music
nach guter alter Singer Songwriter Tradition mit Gothic, Folk
und Celticeinflüssen sind ihr Ding und mit The Orphanage
schafft man es gleich mit Lied eins ein gewaltiges
musikalisches Ausrufezeichen zu setzen. So ungewöhnlich wie die
Musik, so sympathisch und unterhaltsam präsentiert man sich in
Köln und spätestens als Testorys tiefe Stimme "Prinzessin
schließe die Augen. Schlafe nur seelenruhig ein!" anstimmte um
nach der ersten Strophe den wunderschönen Schandmaul Song in
einen Kammerhit mit Tuba zu verwandeln jubelten die Massen.
2014 ist die Kammer übrigens der Toursupport für Schandmaul,
auch deshalb sollte man sich schon jetzt um Karten
bemühen.
Als absoluter Publikumsliebling erwies sich dann
Fiddlers Green, die am meisten von allen Bands
der zwei Tage gefeiert wurden. Völlig zurecht, hat man mit
"Winners and Boozers" doch ein großartiges neues Album
herausgebracht und irgendiwe scheint die Band von Jahr zu Jahr
nur noch besser zu werden. Fiddlers Green garantiert Party pur
und da ließen sich die Besucher aus ganz Deutschland aus der
Schweiz, den Niederlanden, Östereich und woher auch immer man
noch zum Schandmaul Jubiläum angereist war, nicht lange bitten.
Da wurde getanzt, geschunkelt, gegrölt mitgefeiert und
mitgesungen. Nur strahlende Gesichter wo immer man hinschaute
und so ging es kurzweilig und mit prächtiger Stimmung dem
Höhepunkt der zwei Tage entgegen. Und der war natürlich dem
Jubilar vorbehalten.
Das zweite mal gab es Schandmaul satt, wieder
zweieinhalb Stunden zum Genießen, Dahinschmelzen, zum Feiern
und Mitsingen. Und wieder ließ sich das Publikum nicht lange
bitten sondern war vom ersten Lied an voll mit dabei. Auch wenn
man sich diesmal im wesentlich rockigeren Gewand präsentierte,
ruhige und gefühlvolle Momente gab es auch diesmal zuhauf. Vor
allem die Frau mit dem schönsten Rückenauschnitt der zwei Tage,
Anna Katharina Kränzlein, strahlte mit der untergehenden Sonne
um die Wette. Und wer nicht ganz vorne stand, der konnte das
Geschehen auf der Bühne dank der zwei großen Leinwände am
Bühnenrand mitverfolgen. Aber auch die waren ganz hinten kaum
mehr zu erkennen, doch selbst da wurde mit einer dermaßen
großen Begeisterung lautstark mitgesungen, wie ich es bisher
noch auf keinem Konzert in dieser Intensität so erlebt habe.
Und so machte ein phantastisches Publikum die 2 Tage von Köln
mit Sicherheit zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle
Beteiligten, allen voran den Mitgliedern von Schandmaul, die es
sich nicht nehmen ließen auch an den beiden Tagen Viva con Agua
zu unterstützen. So wird das Becherpfand der gespendeten Becher
dazu verwendet, dass Menschen in Entwicklungsländern Zugang zu
sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen bekommen.
Trinkwasser das es übrigens an den beiden Tagen kostenlos für
die Besucher zum trinken gab. Auch etwas Besonderes an einem
ganz besonderen Konzertwochenende.
Bernd Sonntag