FEUERTANZFESTIVAL 2013, 21.-22.06.2013 BURG ABENBERG
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Ein Mittelaltermarkt im Burghof, Marktmusik mit Heiter bis
Folkig am Freitag und Trollfaust am Samstag, Gaukeley z.B. mit
Lupus, eine Feuershow, viel leckeres Essen und die malerische
Burg wären 2013 allein schon Grund genug gewesen, einmal beim
Feuertanz in Abenberg vorbeizuschauen. Aber natürlich hat das
Concertbüro Franken es auch in diesem Jahr hervorragend
verstanden, nicht nur ein sehens- und hörenswertes
Festival-Line Up zusammenzustellen, auch die Organisation ließ
keine Wünsche offen. Und der direkte Draht nach oben scheint
auch perfekt zu funktionieren, kein Regen und traumhaftes
Wetter, wie gemacht für die alljährliche Mittelalterparty im
rund 5400 Einwohner zählenden "Wacken Mittelfrankens".
Bereits Freitag um kurz vor 13.00 Uhr durften sich die
Moderatoren des ersten Festivaltages Max von Gluchowe und
Holger Hopfenstreich Hoffmann, besser bekannt als Pampatut,
über eine große Menschenmenge vor der Bühne freuen, die
gespannt auf die Lokalmatadoren Ignis Fatuu und ihren neuen
Sänger P.G. warteten. Der war bis kurz vor Festivalbeginn aber
gar nicht sicher, musste man krankheitsbedingt doch den
Gitarristen ersetzen und dies auch noch in gerade einmal 3
Bandproben, die als Vorbereitung blieben. Kein leichtes
Unterfangen, wen wundert es da, dass man doch etwas nervös das
Feuertanz 2013 eröffnete. Doch das bestens aufgelegte Publikum
machte es den Mittelfranken echt leicht und sorgte ab Song eins
für eine tolle Stimmung. Und auch wenn der Sound, sicher auch
wegen fehlenden Soundchecks, nicht gerade perfekt klang und man
der Gruppe schon anmerkte, dass man aufgrund Umbesetzungen sich
noch in der Findungsphase befindet. Letztendlich konnte man
doch sehr gut unter Beweis stellen, dass man von Ignis Fatuu
noch sehr viel Positives erwarten kann. Auch weil der Neue
Sänger am Mikro mit seiner tollen Bühnenpräsenz gut zum Ignis
Fatuu-Sound passt.
Daumen hoch und ein fettes "Gefällt mir", dies hatten die 2
von Pampatut nach dem Konzert auch gleich als Handschuh
mitgebracht und als Dunkelschön mit dem Aufbau beschäftigt war,
durften die zwei Spaßvögel sich 30 Minuten auf der Bühne
austoben und die Leute zum Lachen bringen. Leuten ein Lachen
ins Gesicht zu zaubern, je mehr desto besser, ist wirklich eine
große Kunst. Dies beherrschen die Zwei wie kaum sonst jemand
auf der Bühne unglaublich gut. Was den beiden immer wieder
spontan an witzigen Bemerkungen einfällt, wie sie das,
was gerade vor ihnen, hinter ihnen oder über ihnen passiert für
ihr Programm nutzen, verblüfft mich jedes Mal aufs Neue. Als
zum Beispiel mitten im Programm Dunkelschöns Davulspieler
Christian Wittkopf die Davul testete und Max sofort darauf
ansprang und sich fragte, wie das Batteriefach des
Duracell-Häschens hinter ihm wohl ausschauen möge. Pampatut
sind ein großer Spaß, und so ganz nebenbei auch ein tolles
Moderatorenteam, was sie am Abend noch öfters unter Beweis
stellen konnten.
Relativ neue Gesichter gibt es bekanntlich auch bei
Dunkelschön zu sehen und da deren musikalische Liebe mehr dem
Metal gilt, ist der Dunkelschön-Sound noch einmal deutlich
rockiger geworden, was der Show wirklich gut tut. Eine der
nettesten und unkompliziertesten Mittelalterbands hat durch die
neue Besetzung noch einmal gewonnen und versteht es in der
Unplugged-Variante auch die Liebhaber ruhigerer Töne zu
begeistern. Am Freitag war aber Rocken angesagt und wenn auch,
wie bei Ignis Fatuu, bei Dunkelschön der Sound etwas am
fehlenden Soundckeck litt, so sorgte die unterfränkische Band
doch für mächtig Stimmung und viele strahlende Gesichter im
Publikum.
Das kann man auch vom Auftritt der Irish-Folk-Band Rapalje,
die aus Groningen in den Niederlanden stammt, behaupten.
Bestens gelaunt sorgten Dieb, Maceal, William und David für
mächtig Stimmung . Bekannte Irische und Schottische
Traditionals und eigene Songs verführten immer mehr Zuhörer zum
Tanzen, Mitklatschen und Mitsingen und besonders William mit
seiner tiefen Stimme sorgte für große Begeisterung unter den
Zuhörern, die trotz großer Hitze eine großartige Folk-Party
feierten. Eine absolute Stimmungsband mit hoher musikalischer
Qualität sorgte bei ihrem Auftritt für viele glückliche
Gesichter im Publikum .
Mit Feuerschwanz stand dann die zweite Band auf der Bühne, die
in Abenberg einen echten Heimvorteil hat - ist die Fanbase der
mittelfränkischen Met-Vernichter doch gerade in und um Nürnberg
und Erlangen besonders groß. Wie immer schön anzuschauen waren
die zwei Miezen, die für die kurzweilige Bühnenshow genauso
unersetzbar sind wie die Met-Maschine, auf die sich ein Teil
des Publikums auch diesmal voller Freude stürzte. Kein Problem
für Feuerschwanz, mit der unterhaltsamen Show die Stimmung am
Kochen zu halten und neben den Miezen war besonders Johanna mit
ihrem sehenswerten Bühnenoutfit mehr als einen Blick
wert.
Dass Pampatut eine Band auch einmal völlig anders und extrem
passend anmoderieren können, nämlich mit sphärischen
Klangschalklängen, bewiesen sie dann in der Anmoderation zum
Omnia-Auftritt.
Omnia war der perfekte musikalische Kontrast zu den beiden
"Party-Bands" zuvor. Nicht weniger stimmungsvoll präsentierten
die Holländer ein buntes Programm aus ihrer hörenswerten
Banddiskographie und Omnia wären nicht Omnia, wenn es nicht die
eine oder andere Überraschung für das Publikum gäbe. In
Abenberg sogar derer drei, nämlich drei neue Songs. Natürlich
ließ es sich Steve Sic auch nicht nehmen, dem Publikum seine
Sicht der Dinge pro Umwelt und für eine bessere Welt
mitzuteilen. Und auch die Abreibung für die viel zu mächtigen
Politker unsererer Erde durfte natürlich nicht fehlen. Dies
alles gibt es übrigens in immer besserem Deutsch zu hören.
Steve Sic hat fleißig gelernt und ihm fällt es immer leichter,
sich auch in Deutsch auszudrücken. Neben dem klasse Konzert
auch dafür ein dickes Kompliment. Und dass bei Omnia nicht nur
das Konzert ein ganz besonderes Erlebnis ist, sondern der
Soundcheck mit Publikum extrem viel Spaß macht, konnten alle
Besucher, die sich schon 30 Minuten vor Beginn vor der Bühne
einfanden, live miterleben.
Headliner des Abends waren die Lokalhelden von Fiddler's
Green, die den Heimvorteil perfekt zu nutzen verstanden. Die
Erlanger Band, die mit der neuen CD "Winners And Boozers" im
Oktober in ganz Deutschland unterwegs ist, brachte das durch
die Sonne und die bisherigen Bands extrem aufgewärmte Publikum
vollends zum Kochen. Überall tanzende und feiernde Menschen
beim Irish Independent Speedfolk der Mittelfranken, unfassbar
wie schnell die Zeit bis zum Ende des furiosen Auftritts
dahinraste. Überhaupt ging der Tag viel zu schnell vorbei. Und
wer noch nicht genug hatte, der konnte dann nochmals Pampatut
beim Mitternachtskonzert erleben, oder im Marktbereich den
einen oder anderen Met vernichten und einen tollen gelungenen
ersten Festivaltag feuchtfröhlich ausklingen lassen..
Alle Besucher, die den zweiten Tag Feuertanz 2013 miterlebt
haben, werden sicher unterschreiben, dass man Feiern lieber mit
V schreiben sollte. Denn der "V-Tag beim Feuertanz mit
Vermaledyt, Vroudenspil und Versengold hatte gleich drei
feiererwütige Stimmungsbands zu bieten. Zuerst aber galt es
etwas Niveau ins Publikum zu streuen und dafür waren Martin
Spieß und Sören Vogelsang als "Das Niveau" zuständig, die für
die Begrüßung, Moderation des Tages und das
Mitternachtkonzert verpflichtet wurden. Eine gute Wahl, sind
die zwei Berliner doch recht witzig und verstehen es das
Publikum zu unterhalten und mitzureissen. Den Beiden langt eine
Gitarre, ein loses Mundwerk, viel Spontanität und "niveauvolle"
Texte, wie z.B. das Lied vom Schwingschleifer und schon kommt
Stimmung auf.
Und auch wenn noch nicht alle so richtig wach waren,
spätestens nach dem Premierenauftritt beim Feuertanz von
Vermaledyt aus Memmingen durfte auch die letzte verschlafene
Seele aus dem Bett gekrochen und zur Bühne gepilgert sein,
reizte die mit Cello, Schalmei, Bouzouki und Dudelsack
aufspielenden Vermaledyt die Beine der Besucher zum mittanzen,
die Münder zum mitsingen und die müden Körper zum herumzappeln.
Bei inzwischen drei richtig guten Alben hat die Band genug
Songs, um richtig Gas geben zu können und einen begeisternden
Auftritt hinzulegen. Passend zum Tag erwies sich die Cellistin
der Band Vivianne von der Saar nicht nur als Fotografenliebling
sondern als prägendes Element der Vermaledyt-Musik.
Gleich danach heizte "Das Niveau" das Publikum weiter an und
wer bis dahin noch immer nicht zappeln wollte, um den war es
bei strahlenden Sonnenschein spätestens bei Vroudenspil
geschehen. Der Piratenrock der Münchner ist aber auch sowas von
fetzig, dass man einfach mitmachen muss und trotz einiger
Besetzungswechsel scheint die Band immer besser zu werden.
Leider steht ja auch demnächst schon wieder ein
Besetzungswechsel an, wenn 4-Finger-Jane die Band auf eigenen
Wunsch mangels Zeit verlassen wird. Die Abenberger hatten
immerhin das Glück, sie nochmals live erleben zu dürfen. Und so
bereitete ein begeistertes Publikum mit Crowd-Surfing und
wilden Polonaisen im Publikum ihr einen denkwürdigen
Feuertanz-Abschied.
Nach dem Auftritt strömte erst einmal alles ausgetrocknet oder
ausgehungert zu den "Fressständen" oder flüchtete vor der
gnadenlos leuchtenden Sonne in den Schatten, sofern man einen
finden konnte.
Valravn. Die nächste V-Band des Abends passte dann so gar
nicht zu den "Veier-Bands" und das war wirklich gut so. Nach
den furiosen Festivalauftakt war Anna Katrin Egilstroö mit Band
für einen musikalischen Break und die extravagantesten Klänge
des Wochenendes zuständig. Die mit viel elektronischen Samples
und Spielereien aufgepimpte Musik der Band und der extrem an
Björk erinnernde, eindrucksvolle Gesang von Anna Katrin
polarisieren, wie wohl keine andere Band an den beiden Tagen.
Entsprechend war der Platz auch deutlich leerer als zuvor bei
Vroudenspil. Alle die sich auf die tranceartige Folkmusik
eingelassen haben, konnten einen der letzten Valravn-Auftritte
genießen, gibt die Band beim Festival Mediaval ja ihr
allerletztes Konzert. Leider gehörte der Auftritt beim
Feuertanz sicher nicht zu den besten Gigs der Band. Hatte man
doch hörbar mit Tonproblemen zu kämpfen, die schon den
Soundcheck erheblich verzögerten und beim Konzert immer wieder
auftraten. Immerhin konnte man erleben, wie weh ein zu starker
Bass dem Gehör tun kann, ein Erlebnis auf das man fraglos
verzichten kann. Fragwürdig war auch die Bühnenaufteilung, die
eine Hälfte der Bühne leer dafür das Streichertrio im Eck
plaziert wirkten wenig inspirierend, wie auch die drei
bildhübschen Damen selbst, die etwas die Freude am Musizieren
vermissen ließen. Das geht sicher besser, so sehr sich die
Sängerin auch bemühte und ins Publikum strahlte.
Als nächstes durfte sich Versengold schon einmal in
Mittelfranken auf den damals bevorstehenden großen
Wacken-Auftritt 2013 warmspielen. Aber eine bessere Stimmung
kann es da auch kaum geben. Snorre, Pinto, Paule, Honza und
Hengest machten wie gewohnt bei ihren Auftritt mit extremster
Spielfreude das Auditorium zum Tollhaus und das Publikum ließ
sich voller Begeisterung darauf ein. Die Fünf sprangen auf die
Bühne und hatten mit ihrer handgemachten Mittelaltermucke die
Massen sofort im Griff. Die intelligenten Texte der Live-Band
par Excellance machen genauso Spaß, wie die furiose Bühnenshow
die keine Wünsche offenlässt. Versengold sind eine
"Stimmungsband" auf höchstem Niveau und eine Bereicherung für
jedes Festival Line-Up. Und selbst wenn die Flöte von Snorre
mitten in der Show den Geist aufgibt, geht die von Dynamik nur
so strotzende Show ohne Pause weiter. Doch Versengold verstehen
es auch mit ruhigeren Tönen Herz und Geist anzusprechen.
Hoffentlich gleich nächstes Jahr wieder beim Feuertanz.
Bevor Eluveitie loslegten wurde das Publikum vom "Niveau"
erstmals auf die korrekte Aussprache des Bandnamens
hingewiesen. Danach gabs so richtig was auf die Ohren. Die
lauteste, bisweilen etwas zu laute, Band der zwei Tage sorgte
für Schweissperlen bei der Security, die die unzähligen
Crowdsurfer gutgelaunt am Bühnenrand einfingen. Absolut
beeindruckende Bilder konnten all jene erleben, die während des
Auftritts die Treppen zum Turm erklommen haben. Ein rießiger
Moshpit und wild um sich springende Konzertbesucher wirken von
oben noch viel beeindruckender und auch die rießige Staubwolke,
die während des Eluveitie-Auftritts wie eine Dunstglocke über
den Köpfen schwebte, konnte man besonders gut von oben
betrachten. Und selbst von ganz oben war der wie wild auf sein
Schlagzeug einschlagende Trommler Merlin Sutter, der optisch
und spieltechnisch etwas an den grandiosen Schlagzeuger der
Muppets-Show erinnerte, noch zu sehen.
Schwer vorstellbar, dass es Saltatio Mortis schaffen würden,
die schon tolle Stimmung noch ein paar Dezibel nach oben zu
schrauben. Doch für Springfloh und Sänger Alea und seine
spielfreudige Band ist das keine echte Herausforderung. Zählt
Alea zwar nicht zu Deutschlands größten Sängern, aber sicher zu
einem der sehenswertesten Live-Performer der das Publikum
beeindruckend mitreissen und um den Finger wickeln kann. Kein
Wunder, dass sich Saltatio zu einem Top-Headliner entwickelt
hat und auch optisch Dank der tollen Entwürfe von Lucardis
Feist gewaltig etwas her macht.
Neben vielem Bekannten gab es auch Neues zu hören, wie die
sehr kontrovers diskutierte neue Single "Wachstum über alles",
in der musikalisch und textlich das Deutschlandlied verarbeitet
wurde. Einmal mehr ein Beweis für eine Band, die etwas zu sagen
hat, belanglos kann ja jeder. Problemlos schafft man den Spagat
Zeitkritsches mit dem "Mittelalter" zu verbinden. Dass die neue
Single auf keinen Fall als Nazi-Propaganda gedacht ist, teilte
Lasterbalk bei der Anmoderation dem Publikum in aller
Deutlichkeit mit, die mit erhobenen Fäusten und lauten "Nazi
raus" Rufen gleich lautstark ihre Antipathie beeindruckend zum
Ausdruck brachten. Besuche von Naseweis und seinem gut
gefüllten Met-Tablett und von Versengold rundeten das auf viel
Begeisterung stoßende Konzert ab.
Die Lichter auf der Burg machte dann das Niveau mit dem
Mitternachtskonzert in einem viel zu kleinen Burgsaal aus. Zwei
tolle Feuertanz-Tage waren Geschichte und schon jetzt kann man
sich auf 2014 freuen, wenn bei Ausgabe 13 wieder Party pur
angesagt ist. Abschließend bleibt neben der klasse Organisation
allen die für den reibungslosen Ablauf des Festivals gesorgt
haben zu Danken, angefangen bei der freundlichen Security, über
alle Mitarbeiter die sich zwei Tage mit höchstem Einsatz um das
leibliche Wohl der Besucher gekümmert haben, nicht zu vergessen
die Sanitäter und die Feuerwehr mit ihrerer Schlaucherfrischung
für's Publikum. Der größte Dank gilt aber allen
Konzertbesuchern, die einmal mehr das Festival zu etwas ganz
Besonderem (auch für die Musiker) gemacht haben.
Bernd Sonntag