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SO WAR: ROCK IM WALD, 27.07.2013, WALDSTADION NEUENSEE BEI LICHTENFELS

Rückblick auf den Sommer. Rückblick auf heiße Temperaturen im Juli. Das sich das Who-is-Who des Hard, Heavy und Stoner Rock Genres am heißesten Tag des Jahres in Lichtenfels trifft, ist wohl seit 2002 bekannt, denn seit dem findet das Rock Im Wald Festival statt. Einen detailierten Eindruck verschafft euch Wolfram Hanke.
SO WAR: ROCK IM WALD, 27.07.2013, WALDSTADION NEUENSEE BEI LICHTENFELS

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ROCK IM WALD, 27.07.2013, WALDSTADION NEUENSEE BEI LICHTENFELS

Es soll das heißeste Wochenende des Jahres werden - Rekordtemperaturen sind prognostiziert - und es wird das heißeste Festival des Open Air Sommers. Rund 1.200 Gäste finden den verschlungenen Weg zu dem oberfränkischen Fußballplatz, auf dem sonst der VfB Neuensee seine Heimspiele in der A-Klasse austrägt. An der Rückseite des Sportheims ist die Bühne aufgebaut, die Kabinen für Künstler und Anhang reserviert. Das Bier gibts an der Eckfahne, das Mischpult steht am Elfmeterpunkt und das Publikum verteilt sich in Mittelfeld und Strafräumen. Umrahmt wird der Platz von riesigen Nadelbäumen, die kostbaren Schatten spenden, bei fast 40 Grad im Schatten.

Wir steigen ein ins Programm beim Stonewall Noise Orchestra. Die Jungs aus Borlänge / Schweden sind Publikumslieblinge im Club Nepomuk in Altenkunstadt, dessen künstlerische Leitung auch für Rock im Wald verantwortlich ist. Die Schweden überzeugen vom ersten Ton an mit saftigem Stoner Rock. Eine Dreiviertel Stunde Songmaterial ohne erkennbare Schwachpunkte und zum Schluss gibts eine Version von "Kick Out The Jams" von MC5 als Zugabe. Feine Sache!

Es folgen The Treatment aus Cambridge / England mit klassischem Heavy Metal im Stil der Achtziger. Ausgestattet mit Spandexhosen, Vokuhila-Frisuren, Nietenarmbändern und Jeanswesten klingen die Jungs im Alter von höchstens Mitte 20 wie eine härtere Version von Bon Jovi. Kein Wunder, dass die Poser schon mit Steel Panther auf Tour waren. Bei Rock im Wald sind sie ganz eindeutig Exoten, aber mit ein bisschen Humor ein willkommener Farbtupfer im Programm.

Das Publikum ist sowieso tiefenentspannt. Zu finden sind vorwiegend langhaarige, schwer tätowierte, trinkfreudige Stoner-Rocker, kaum Normalos mit Hosen- oder Beatsteaks-Shirts. Und auch der Modetrend "langer Bart frisst jungen Mann" hat sich in der oberfränkischen Provinz längst durchgesetzt.

Es geht weiter im Programm mit Valient Thorr aus Chapel Hill / North Carolina. Die Jungs aus den Staaten sehen aus wie passionierte Waldmenschen mit meterlangen Bärten und ausufernder Brustbehaarung und tragen alle den Familiennamen Thorr. Nur der Sänger nennt sich Valient Himself. Die Band aus dem Südosten der USA macht räudigen, grobschlächtigen Rock'n'Roll der sofort in die Beine geht und liefert den perfekten Party-Soundtrack für den späten Nachmittag! Der Mix aus Metal, Southern und Stoner tritt mit Riesenschritten in die Fußstapfen von Turbonegro.

Danach gibts erstmal Abkühlung bei den Klos. Dort haben die Veranstalter einen Gartenschlach für die Besucher installiert. Ein paar Kids mit Geschäftssinn kapern den Schlauch und machen jeden Besucher gegen Geld nass. Auf die Frage nach dem Verdienst erzählt uns ein Knirps von 35 Euro, die er komplett in Crepes und Süßigkeiten reinvestiert hat. Rock im Wald glänzt generell durch extrem faire Preise. Ein halber Liter Bier kostet 2 Euro 50, ein Festival-Shirt 12 Euro.

Um 21 Uhr stehen dann Orange Goblin auf der Bühne. Die Jungs aus London / England standen vor vier Jahren schon einmal auf der Bühne in Neuensee und bestechen auch dieses Jahr durch wuchtigen, doomigen Stoner-Rock. Sänger Ben Ward, ein langhaariger Riese mit furcheinflößendem Blick, gilt hinter der Bühne als der netteste Mensch der Welt. Die Briten heizen das Publikum schon mal für den Top Act des Abends an: Vista Chino, formerly known as Kyuss Lives! formerly known as Garcia plays Kyuss. Nach einem langwierigen juristischen Streit mit den früheren Mitgliedern haben sich John Garcia, Brant Bjork und Nick Olivieri entschieden, als Vista Chino weiter zu machen. Olivieri darf aber wohl aus juristischen Gründen das Land nicht verlassen, deshalb ersetzt ihn Mike Dean von Corrosion Of Conformity. Die Gitarre spielt der Belgier Bruno Fevery, der schon als Teenager in einer Kyuss-Tribute-Band gespielt hat. Der Gig in Neuensee ist das erste Konzert der Band auf europäischen Boden. Es gibt natürlich eine ganze Menge Kyuss-Klassiker wie "One Inch Man", "Gardenia", "Thumb" oder "Supa Scoopa And Mighty Scoop" bei dem das Publikum tobt und natürlich auch neues Material, bei dem die Reaktionen logischerweise noch verhalten sind.

Das erste Album erscheint Ende August 2013 auf dem österreichischen Metal-Label Napalm Records. Sänger John Garcia, die große, alte Diva des Wüstenrock, wirkt wahnsinnig ernst und konzentriert, wie eine Opernsängerin, die auf keinen Fall ihren Text vergessen darf. Es gibt keine Ansagen, kein Hallo, kein Tschüss und ein schüchternes Klatschen am Ende. Immer wieder geht er von der Bühne, nimmt sich Auszeiten und lässt die anderen alleine weiter spielen. Und Brant, Bruno und Mike liefern die so heiß geliebten Kyuss-Shuffles, knochentrockene Wüstenriffs und jede Menge Groove. Es gibt einen Gastauftritt von Ben Ward und am Ende darf sogar Brant Bjork einen Song mit seiner Stimme bereichern.

Nach eineinhalb Stunden ist das erste Europa-Konzert von Vista Chino vorbei und alle sind erschöpft und zufrieden. Ein großartiges Festival, großartige Bands, faire Preise. Bis auf ein paar lästige Mücken gibts nichts zu meckern. Am Ende hat sogar noch der BVB die Bayern im Supercup mit 4:2 besiegt. Was will man mehr?

Wolfram Hanke