ROCK
ROGER GLOVER AND THE GUILTY PARTY
IF LIFE WAS EASY
EARMUSIC / EDEL
Bassistenplatten sind ja meist eine zwielichtige Sache, oft findet man da mehr kompensierte Minderwertigkeitskomplexe kombiniert mit “Guckt mal was ich alles kann”-Philosophie als tolles Songwriting und Gelassenheit. Roger Glover hat sich bei Deep Purple immer sehr zurück gehalten und markierte nie etwas anderes als die zuverlässige Rhythmusmaschine im Halbdunkel. Seine Soloalben bürgen aber immer für ganz feine Rockmusik ohne Sologehabe. Die neue steht da nicht hinten an, ich war neugierig, wie Glover seine Scheidung und einen Trauerfall in der engeren Familie so verarbeiten würde. Textlich sicher dunkel gehalten, offeriert sich musikalisch aber eine mitreißend-flockige, locker und fröhlich gehaltene Rockpop-Platte ohne jegliche Orientierung an Mode, Zeitgeist oder Aktienkurse. Allein der Einstiegssong, eine luftige Reggae-Pop-Nummer, gibt einen schon viel Optimismus mit auf dem Weg. Ob Bluesrock, Roger-Waters-Ballade oder gestandener Classic Rock, freimütig wandert Glover querfeldein über den fruchtbaren Boden zeitloser Musik. Dabei lässt er kein Feld aus. Ob das jetzt Lagerfeuerromantik ist, melancholische Balladen sind oder auch einmal Bläser ausgepackt werden, stets wird ein perfekt arrangierter Song abgeliefert, den andere Musiker oft nicht im ganzen Jahr zusammen bringen. Ganz besonders erwähnenswert: Die starke Singstimme seiner Tochter Gillian und das erwartungsgemäß perfekte Bassspiel ihres Vaters, egal ob auf elektrisch verstärktem oder akustischem Viersaiter. Glovers Stimme selber variiert vom gebrochenen alten Mann bis hin zu einer Art Mark Knopfler-Stil. Wenn es überhaupt etwas zu meckern gibt: Bei all der Viersaitigkeit und Vielseitigkeit fehlt etwas die gemeinsame Linie.
Ewald Funk
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