FREEDOM CALL
HAUSGEMACHT, FRÄNKISCH, ROCKT WIE SAU!
Wühlt man sich durch die fränkische Musikszene für
traditionellen Rock und sucht nach überregionalen
Dauerbrennern, stößt man neben J.B.O. und Fiddler’s Green auch
unweigerlich auf die Nürnberger Band FREEDOM
CALL. Sie machen melodischen Power Metal mit Texten
aus dem Fantasy Bereich und mit „Beyond“ kam am 21. Februar ihr
bereits achtes Studioalbum heraus. Gegründet wurde die Band
1998 von Daniel Zimmermann (Drummer, u.a. Gamma Ray) und
CHRIS BAY (Gitarre/Gesang). Ihre
Selbsteinschätzung: Sie machen „Happy Metal“, dunkle Wolken und
Pessimismus kommen in ihrem Universum nicht vor. Übrigens: Wer
mit derartiger (Metal-)Musik sonst wenig am Hut hat, sollte
trotzdem einmal reinhören: Die neue Scheibe überzeugt durch
Frische, Spielfreude und aufwendig arrangierte Bombast-Hymnen.
All das, was Teutonen-Bands wie Helloween oder Pink Cream 69
früher einmal auszeichnete, bei Freedom Call geht es anders
herum: Sie werden immer besser.
Traurig nur, dass Gründungsmitglied Daniel ausstieg, die
Dreifachbelastung aus Gamma Ray, Freedom Call und
Wochenend-Coverband war aber einfach zuviel für ihn... für
frischen Wind sorgten aber der neue Drummer Rami Ali (das
Peterle auf allen Suppen, wenn es in Franken um Schlagzeug mit
Wumms geht) und Rückkehrer Ilker Ersin am Bass, der sich ein
paar Jahre lang mit seinem eigenen Projekt Powerworld
verwirklichte. Produziert werden die Scheiben von Freedom Call
übrigens in Eigenregie.
.rcn: Ihr oder Du hast die Scheibe selbst
produziert?
Chris: Ja, sonst hab ich es mit dem Daniel
gemacht. Seit dem letzten Album ist kein Daniel mehr da, also
mach ich es einfach selber. Zusammen mit dem Stefan Ernst (Anm.
Stefan Ernst, Mann hinter den Reglern). Das ist echt cool. Der
kommt nicht direkt vom Metal. Viele Bands produzieren in
Skandinavien. Das klingt dann so skandinavisch und würde nicht
zu uns passen. Wir brauchen etwas heimisches, also nicht was
die Lokalität anbetrifft, es muss etwas Persönliches sein,
etwas Außergewöhnliches. Ich kann mir vorstellen, dass viele
Metal-Bands damit nicht klarkommen würden, aber für uns ist es
genau das Richtige. Fast so wie hausgemacht, wie wenn die Oma
kocht. So ist das. Und das passt wie die Faust auf das
Auge.
.rcn: Hört man das raus?
Chris: Auf jeden Fall! Wenn ich das mit
anderen Alben von Metal-Bands vergleiche, klingt unseres ein
bisschen wärmer, persönlicher. Es wäre Quatsch, das jetzt klein
zu machen, wir wollen damit ja auch in Konkurrenz stehen. Es
muss ein gewisser Standard sein. Der Stefan ist jemand, der so
was von außerordentlich akribisch arbeitet. Er arbeitet Tag und
Nacht durch, setzt sich währenddessen auf seinen Heimtrainer
und haut sich vor seinen Rechner, auf dem er arbeitet.
.rcn: Nicht anders kommt man zu etwas. Immer
wenn etwas gut ist, steckt viel Arbeit dahinter. Das ist eine
Grundvorraussetzung, nach so und so viel Stunden nicht den
Bleistift wegzulegen, sondern auch mal 10 – 12 Stunden täglich
arbeiten zu können.
Chris: Genau richtig. Das ist ein Thema, das
ich oft bemängele. Vor allem bei jungen Künstlern. Die
Denkensweise hat sich verschoben. Ich höre oft von Newcomern:
„Wie war denn der T-Shirt - Verkauf?“ Die erzählen nicht, wie
gut sie gespielt haben, wie die Leute reagiert haben, sondern
bewerten einen Erfolg oder Nicht-Erfolg mit der Anzahl der
verkauften T-Shirts oder Cd’s. Das kenn ich halt nicht. Auch
nicht mit Freedom Call. Wir haben trotz eigener Wohnung und der
ganzen Lebenserhaltungskosten nie primär daran gedacht, was wir
daran verdienen. Wir haben daran gedacht, wie kommen wir an,
wie viel Mühe geben wir uns, was für Songs spielen wir und
haben uns dann gefeiert, wenn es ein geiler Gig war. Aber wir
haben nicht gezählt, wie viele T-Shirts wir verkauft haben. Das
war vollkommen sekundär. Ich habe das Gefühl, dass bei der
neuen Generation junger Künstler das Finanzielle weit mehr im
Vordergrund steht. Wir haben uns da einen Scheißdreck drum
gekümmert, das war uns egal. Man muss das in einer Relation
sehen: Wenn du für jemanden arbeitest, dann bringst du eine
Leistung und bringst das Unternehmen damit weiter. Aber wenn
jetzt eine junge Band auf einem Festival spielt und die Band
kennt keine Sau, dann ist das tolle Werbung für die Band, aber
der Veranstalter wird wohl kaum den Geldbeutel aufmachen und
denen viel bezahlen. Ich denk mal, da hat sich schon ein
bisschen ein Interesse verschoben. Im Vergleich zu vor 10-15
Jahren. Da war man geil drauf, spielen zu dürfen. Und jetzt
wird halt so gedacht.
.rcn: Was früher nicht so war, du hast eine
Bewerbung geschrieben, bist genommen worden und hast eine Lehre
gemacht. Heutzutage haben ja alle Praktika davor; d.h. bevor du
voll einsteigen kannst, musst du erst mal eine zeitlang umsonst
arbeiten. Gerade bei der Musik war das ja schon immer so, dass
man ein paar Jahre umsonst gespielt hat, bevor da was
rausgekommen ist.
Chris: Es gibt viele sehr sehr gute Künstler,
die machen das ein Leben lang so und verdienen kein Geld, die
müssen sich eben so durchschlagen. Vielleicht hier und da mal
ein bisschen Support. Aber das Interesse liegt da auch nicht
beim Geld verdienen. Wenn ich Musik um des Geldes willen machen
will, ist das überhaupt nicht möglich. Du musst das machen,
weil du Bock drauf hast. Ich will das jetzt nicht auf Metal
reduzieren, das gilt für jede Berufsart, die Leidenschaft mit
sich bringt, die man eben gerne macht. Das kann auch ein Hobby
sein. Da darf der Fokus nicht Geld verdienen sein. Das
funktioniert nicht, das kann sehr lang dauern, bis da mal was
rüber kommt. Als erstes steht die Leidenschaft. Das ist der
einzige Punkt, woran dich das Publikum misst. Die wissen ja
nicht, wie viel du verdienst. Da werden die Meinungen auch
stark auseinander gehen. Es gibt viele die denken, du bist ja
Musiker, du bist doch reich. Schon öfter mal gehört. Nur weil
man auf der Bühne steht, heißt das nicht, d ass man viel Geld
verdient. Das Wichtige ist das, was das Publikum berührt oder
nicht berührt. Wenn du da ohne Leidenschaft rangehst, wird das
Publikum sagen: irgendwas stimmt nicht, es berührt mich nicht.
Und genau das ist der Punkt, wo es scheitert oder wo es weiter
geht. Es muss Leidenschaft dabei sein, das muss bei jeder Kunst
oder kreativen Arbeit der Fall sein. Ansonsten ist das von
vornherein gestorben.
.rcn: Das ist mir gestern zum Beispiel
aufgefallen, als ich zwei-drei Stunden lang Axel Rudi Pell
ertragen musste, die definitiv nicht meine Lieblingsband sind.
Ich hab einen Schreiber, der ist wirklich beinharter Axel Rudi
Fan und unabhängig voneinander haben wir uns heute gemailt. Ich
hab ihm offenbart, dass ich auch da war und sagte, dass das
Konzert für meine Begriffe Scheiße war. Eigentlich
sollte er ja nichts auf die Band kommen lassen, aber er hat das
genau so gesehen und genau das geschrieben, was ich auch
schreiben wollte. Es war echt eine Trauervorstellung, fand
ich.
Chris: Warum?
.rcn: Im Hirsch war es geplant, im Löwensaal haben sie es
gemacht. Das heißt es war nur unten voll. Das Publikum bestand
aus vielen Alt-Melodic-Rocker, entweder im Siemensianer
Ü40-Outfit mit jack Wolfskin und adrettem Kurzhaarschnitt oder
halt mit Bierplauze. Wenn ich da auf der Bühne stehe und sehe
so ein Publikum, Himmel... Das hat sich dann aber bei den Typen
auf der Bühne nach meiner Sicht aber auch wieder gefunden. Der
Herr Pell hingegen stand rechts im Halbdunkeln und hat mit
seinem Gitarrenhals rumgespielt.
Chris: Ja, das ist halt die alte
Schule.
.rcn: Der Schlagzeuger war sooo
leidenschaftslos wie ein Stück Brot und der Bassist hatte die
Statur vom Markus Maria Profittlich... Dann Ferdi am Keyboard,
ja, mit seinen komischen Grimassen und Keyboard-Solos, die kein
Mensch braucht.
Chris: Ich kenn die, wir waren ja 2011 oder
2010 mit denen unterwegs.
.rcn: Das einzige, was den Abend ausgefüllt
hat, war die Stimme vom Sänger.
Chris: Johnny. Der ist ein ganz smarter Typ.
Der ist stinkreich. Der hat ja für Hardline, glaube ich,
gesungen.
.rcn: Auch nicht so die Megakombo.
Chris: Ne, aber ich glaube, der Bruder seines
Schwagers, also so ist es mir erzählt worden, hat eine
Internetfirma in Richtung Domainverkauf/-verwaltung, die sehr
erfolgreich ist. Also ist der wohl Millionär. Der macht
die Singerei nur als Hobby. Hinten im Tourbus hatte der seine
Lounge, in der er seine Geschäfte macht. Das hat mich auch
vollkommen überrascht, als ich gehört hab, dass wir bei Axel
Rudi Pell als Gäste mitfahren durften. Jede Show war fast
ausverkauft. In Bochum gab es zwei Shows, beide ausverkauft.
Deren Zielpublikum sind halt die aus den 80er Jahren, die an
der Musik hängen geblieben sind. Die sind jetzt 50 und haben
einen Bierbauch und eben auch die Kohle, um da hinzugehen. Das
ist vom wirtschaftlichen her ein sehr dankbares Publikum. Für
uns war es sehr gut, wir konnten ein paar Fans hinzugewinnen.
Ich bin schon froh, dass wir unser Publikum haben, auch wenn es
ein bisschen weniger als beim Axel ist.
.rcn: Wenn wir mal auf die Platte zu sprechen
kommen. Ich bin ja nicht der Fachmann aber trotzdem beim ersten
Mal anhören - ich lasse das ja neben der Arbeit immer laufen -
bei den ersten Songs wurden alle Klischees erfüllt. Und ab der
Hälfte ging es dann für meinen Geschmack richtig
abwechslungsreich und episch los. Das macht ja richtig Spaß,
dachte ich mir. Nicht, dass der Rest am Anfang schlecht wäre,
das ist das, was ich als guten internationalen Standard sehe.
Aber dann zum Schluß hin wird es interessant, da gibt es viel,
was man entdecken kann. Arrangements und Riffs, die aus dem
üblichen Schema ausbrechen. Da schrubbt ihr ein bisschen mehr,
wie man es halt machen muss. Ist das eine Einteilung, die du
auch so siehst oder überrascht dich das jetzt?
Chris: Nein, ich denke bei uns ist alles eng
in Kategorien eingeteilt. Das hasse ich fürchterlich, wenn ich
musikkategorisch eingeteilt werde. Es wird unglaublich viel in
Schubladen gedacht. Gerade im Metal. "Ihr macht doch Power
Metal und nicht Speed Metal?" Sobald man ein bisschen Crossover
macht, wird es gefährlich. Die Fans werden von den Journalisten
in ihre Kategorien gerückt, die ja genau einteilen, wer was
macht. Das behaupten die einfach.
.rcn: Ist es nicht so, das sie diese
Einteilung machen müssen? Damit der Fan das richtig einordnen
kann, um entsprechend seinem Musikgeschmack entscheiden zu
können?
Chris: Ja, das ist schon richtig. Es ist
schon viel einfacher, wenn man die Musik in gewisse Schubladen
stecken kann und vergleichen kann. Dadurch kommt ja auch immer
bei uns der Vergleich mit Gamma Ray und Halloween. Gamma Ray
wahrscheinlich eher wegen unserem früheren Drummer Daniel, aber
vor allem auch Halloween und Konsorten. Wir haben eigentlich
schon immer auch andere Arten von Titeln gebracht, die
vollkommen konträr gegen diese Kategorie sind und haben
eigentlich nie Lob für diese Horizonterweiterung bekommen, dass
man eben nicht das ganze Album bei 150 oder 160 Beats/Minute
macht. Im Gegenteil, eher gab es eins auf die Mütze... Deswegen
beugen wir uns ja auch dem Markt und den Leuten. Wir wollen ja
auch weiterkommen, wir können uns nicht ständig gegen
irgendwelche unausgesprochenen Gesetze sträuben. Dass auf einem
Freedom Call - Album die ersten fünf Titel typisch sind,
erwarten auch die Fans. Nicht jeder fängt von hinten an ein
Album zu hören, sondern von vorne. Und die gewohnten Klänge
sind einfach die, die man erwartet und gerne haben möchte. Wir
haben das immer so gehalten, das wir im Laufe eines Albums erst
ein bisschen reinhören, eine Art Vorspiel, und dann kann man
mal so ein bisschen austeilen. Wenn man eine Frau oder einen
anderen Menschen kennenlernt, fängt man ja auch nicht gleich
an, ins Tiefste reinzubohren, sondern man muss erstmal warm
werden. So ein Album entsteht ja in verschiedenen Phasen und
nicht in einem Fluss. Und daran sollte man den Zuhörer
teilnehmen lassen und nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
Es gibt schon Songs, die würde man uns als Band vielleicht
nicht so zuschreiben und da muss man sich eben langsam
rantasten. Und vielleicht ist es dann auch der Effekt, den du
gerade genannt hast, das man dann sagt: Jetzt taugt es mir. Man
muss eben erstmal reinhören. Wir versuchen das eben auch so
smooth wie möglich zu gestalten. Wie eine Setlist. Du fängst ja
nicht gleich mit einem Hit an, das macht keine Band. Erst mal
das Publikum auf Temperatur bringen.
.rcn: Wobei der erste Song ja "Union Of The
Strong", also quasi die Single ist.
Chris: Ja, genau. Aber nicht der Hit, würde
ich sagen. Es ist ein recht guter, repräsentativer Song für
Freedom Call. Es sind alle Attribute dabei, die wir uns in den
letzten 15 Jahren erspielt haben: Er ist fröhlich, er ist
schnell, er hat hohen Gesang drin, er hat Mitsing-Charakter und
ist catchy. Das sind so die Grundattribute von Freedom Call und
der Song enthält das einfach. Deswegen ist das ein sehr guter
Opener, vielleicht auch für ein Konzert.
.rcn: Ihr habt das Video in Fürth
gedreht?
Chris: Richtig, Burgfarrnbach. Ach, nein.
Veits... Heilsbronn, Veitsbronn-Siegelsdorf! In der Musikschule
vom Rami, unserem neuem Drummer. Der hat da eine große
Musikschule mit einer großen Eventhalle, das ist wie eine
Turnhalle.
.rcn: Was passiert in der Halle?
Chris: Events. Aber eher im Bereich
Jazz/Blues oder im Einklang mit der Schule. Also das Schüler
was aufführen. Du kannst auch gerne zum Zumba
vorbeikommen!
.rcn: Haha... also eine Gemeindehalle?
Chris: Nein, die Halle gehört ihm.
.rcn: Also dann haben wir es, der Rami ist
also doch voll der Mogul. Der mischt ja überall mit.
Chris: Haha, ja ich kenn ihn ja schon sehr
lange vom Sehen. Er ist ein absoluter Tausendsassa. Er ist ein
sehr emotionaler Mensch. Ich hatte jahrelang das Gefühl, der
mag mich nicht. Irgendwann hat er mal gesagt: „Quatsch“. Wir
spielen ja jetzt auch schon lange genug miteinander. Wenn ihm
irgendwas im Kopf umher geht, ist er einfach Off. Und man
mißversteht das als Ablehnung. Und das passt halt wie die Faust
auf das Auge, dass er von hier kommt. Er ist aus Nürnberg, wo
wir zuerst dachten – naja. Aber das ist halt einfach so, wir
haben uns nicht gesucht, aber trotzdem gefunden. Rami hat ja
schon seit 2010 immer mal ausgeholfen bei uns. Zum Beispiel bei
der Axel Rudi Pell - Tour war er dabei. Und nachdem Klaus die
Band verließ, kam dann Rami. Gegen Ende des Jahres wird dann
eben der Urlaub knapp und wir spielen viel. Das war dann für
den Klaus auch okay. Und Rami ist eben die Bestbesetzung. Ilker
ist ja auch wieder dabei, er war ja von Anfang an dabei und das
ist jetzt echt cool. Ilker wollte einfach mal was Eigenes
machen. Eine eigene Band. Damals waren Daniel und ich einfach
die Band-Leader und haben das ganze Ding geführt und die Songs
geschrieben. Es hat zwar jeder die Möglichkeit gehabt, sich
einzubringen. Ilker hat auch bei einem Song mitgemischt aber
ansonsten war er eben nicht dabei. Er wollte das selber machen
und hat es auch versucht. Er hat ja auch was geschafft. Er hat
Powerworld gegründet und einen Plattendeal bekommen und auch
mit Axel Rudi Pell getourt. Das ist in der heutigen Zeit nicht
selbstverständlich. Da gibt es andere Größen, die es solo
krampfhaft versuchen, aber keinen Fuß auf den Boden bekommen.
Es sind dann ein paar Jahre vergangen und jetzt haben wir uns
wieder. Es ist echt eine sehr gute Atmosphäre, die wir jetzt
haben.
.rcn: Da braucht man sich viele Sachen nicht
mehr sagen als alteingespieltes Team.
Chris:
Genau. Was bei uns im Vornherein im Vordergrund stand, ist die
Atmosphäre, die Stimmung in der Band intern, die muss
funktionieren. Ich bin ein sehr harmoniebedürftiger Mensch und
sobald irgendwas schief läuft, kann ich nicht funktionieren.
Das muss ich immer geklärt haben und das kann man nicht immer
einfach so machen, wie man es vielleicht mit seinen besten
Freunden gewohnt ist. Wir hängen viel gemeinsam ab und machen
viel zusammen. Was aber nicht heißen muss „4 Freunde müsst ihr
sein“ bei einer Band. Also jeder hat privat seine eigenen
Brötchen zu backen aber wenn wir zusammen unterwegs sind, ist
das echt eine Einheit und da ist das vollkommen egal, ob das
bessere Performer, Sänger, Bassisten, Gitarristen oder
Schlagzeuger gibt. Das ist alles zweitrangig, völlig egal.
Wichtig ist, dass wir so rüber kommen, wie wir sind und wir uns
gut fühlen. Der Rest ist egal, das kann man alles richten, ist
kein Problem.
.rcn: Das Artwork hat der Jens Reinhold aus
Nürnberg gemacht. Musste er das künstlerisch so machen, damit
es in einer Linie bleibt mit euren früheren Platten?
Chris: Überhaupt nicht. Der Jens hat bei uns
immer absolute Freiheit. Bisher haben wir immer zusammen
gearbeitet. Ich habe ihm erzählt, was ich mir vorstellen könnte
oder was die Grundidee ist. Sowohl konzeptionell als auch
textlich. Dann setzen wir uns zusammen und arbeiten das dann
aus oder schmeißen es komplett um, weil die Idee nicht mit
unserer zusammen passt.
.rcn: Ist das ein Cover, das du dir grafisch
vorstellst und auch so erwartest?
Chris: Ja.
.rcn: Der Jens kann aber auch ganz andere
Sachen machen.
Chris: Ich weiß.
.rcn: Und das ist doch ein Reiz, jetzt mal nicht so ein
Metal-Cover zu machen. Bei euch ist das aber auch immer total
Oldschool.
Chris: Da sind wir wieder bei dem Punkt mit
der Produktion. Alles muss ein bisschen hausgemacht sein. Das
steht uns gut und wir sind auch so. Auch wenn wir auf Tour
sind, wir sind keine plastische Band. Wir sind sehr persönlich
anwesend. Wir haben auch keinen Stress, vor dem Gig im Publikum
herum zu laufen oder irgendwas zu holen. Wo andere Bands eben
ihren Manager oder sonst wen schicken. Da haben wir überhaupt
keinen Stress damit.
.rcn: Aber ist diese Distanz zum Publikum
nicht manchmal wichtig? Um als Star wahrgenommen zu
werden?
Chris: Überhaupt nicht. Ich sehe mich nicht
als Star.
.rcn: Bei Cover-Musikern ist das ja gang und
gebe, dass man sich in den Pausen unters Publikum mischt. Das
war schon immer das A und O, damit die Zuschauer ein Stück von
dir haben.
Chris: Ja, das macht ja auch Sinn. Ich sehe
mich überhaupt nicht über anderen stehend. Das empfinde ich
nicht so. Als Cover-Musiker ist man das eher gewohnt oder sagen
wir mal: da ist man nicht so scheu.
.rcn: Es gibt ja auch Musiker, die vermeiden
tunlichst, zu erwähnen, dass sie auch noch als Cover-Musiker
auftreten.
Chris: Ich habe da überhaupt keinen Stress.
Ich werde öfter auch gefragt und mache da überhaupt kein
Geheimnis daraus, dass ich das immer noch mache. Die
Coverschiene bringt mich auch weiter: Erstens bleibe ich
stimmlich im Training, ansonsten müsste ich nach jeder Tournee
wieder von Null anfangen, das ist ja wie Hochleistungssport für
die Stimme. Das kann schon sein, dass da manche anderen Musiker
die sonst außerhalb der Touren kaum Live spielen nach sieben
Shows abkacken und ich sag dann „Los, wir machen noch eine“.
Also das hat damit schon was zu tun. Aber um nochmal
darauf zurückzukommen auf den persönlichen Kontakt mit dem
Publikum. Die große Frage ist eben: Warum nicht? Wenn das jetzt
eine Horde Betrunkener wäre, die einen permanent angrapschen
und mit Kot beschmeißen, dann kann ich das verstehen, dass man
es vermeiden will. Aber das sind alles sehr coole Leute bei
uns, die einen da nicht an den Klamotten rumzerren. Die sind
alle sehr respektvoll und fragen höchstens, ob man ein Foto
machen kann. Die kommen zu uns, zahlen Eintritt, kaufen unsere
Platten und ich freu mich, dass das Publikum da ist. Es wäre ja
auch schrecklich, wenn ich als Freedom Call nach Holland oder
Barcelona fahre und da kommt dann keiner. Eigentlich müsste ich
da jeden drücken und mich ganz arg bedanken: „Mensch, vielen
Dank dass du da bist. Ich freu mich!“ Ich denke, das Publikum
findet es cool, wenn man einfach mal hingeht und sagt „Geil,
dass du da bist“.
.rcn: Wenn du mal nicht im Dienst bist, was
ist dann dein Rückzugsgebiet?
Chris: Das ergibt sich bei mir meistens immer
von alleine. Das war früher schon so, da musste ich am
Wochenende immer mit der Coverband spielen. Dadurch hat sich
das gedreht. Ich hatte unter der Woche Zeit und am Wochenende
musste ich arbeiten. Bei den ganzen Feten im Freundeskreis
konnte ich immer nicht dabei sein. Ich finde es sehr angenehm,
Freunde zu haben, die nichts mit Musik zu tun haben, weil es
bei den Gesprächen eben nicht zwanghaft auf dieses Thema kommt.
Immer wenn man neue Leute kennenlernt, dann kommt das Gespräch
natürlich irgendwann auf: „Und was machst du so?“ und da drücke
ich mich immer fürchterlich davor. Sobald ich sage, was ich
mache, geht es eigentlich immer wieder nur darum, wie das so
ist als Musiker. Künstler sein ist eben was Außergewöhnliches.
Das ist so, wie wenn eine Frau ein Model ist, dann will jeder
wissen, wie es in Mailand oder New York ist. Wenn man als
Künstler sagt, was man macht, dann will natürlich jeder wissen,
wie es denn ist oder wen man schon alles backstage getroffen
hat.
.rcn: Du weißt ja auch selber bei neuen
Bekanntschaften, dass deine Musik nicht 50 % der Bevölkerung
anspricht, sondern vielleicht nur 5%. Dann finden die das
vielleicht wieder uncool.
Chris: Ja, nicht mal. Es geht eigentlich
vordergründig darum, wie es so ist als Musiker. Für mich geht
es hauptsächlich immer darum, dass ein gewisser Fokus auf
demjenigen liegt, der etwas Besonderes macht und da hab ich
eben keinen Bock drauf. Für mich ist das ja normal und das ist
eben die Art, damit so umzugehen. Also damit hab ich überhaupt
keinen Stress und vielleicht ist das ja auch der Grund, warum
ich kein Problem habe, bei den Fans herumzulaufen. Da bin ich
vollkommen offen. Ich empfinde das als etwas Natürliches. Die
wollen ja nichts Böses und ich kann jederzeit gehen, ich muss
das nicht machen. Es gibt ja auch Konzerte, nach denen ich
angeschlagen bin oder auch einfach keinen Bock habe. Das nimmt
mir keiner übel. Ich würde es missen, wenn ich so abgeschirmt
werden würde wie Beyonce oder Lady Gaga, AC/DC oder Iron
Maiden. Das ist ja für die nur aus dem Flieger - in die
Limousine - ins Hotel. Du machst ja nicht mal mehr einen
Soundcheck, das machen ja alles die Techniker. Da kommt dann
irgendwann einfach dein Personal-Manager dazu, der alles für
dich arrangiert.
.rcn: Was hat denn der Bandname Freedom Call
für neue Bedeutungen bekommen? Er ist ja vor vielen Jahren
entstanden, aber findet sich im Internet in jeder
englischsprachigen Tageszeitung wieder.
Chris: Ja, absolut. Tageszeitungen aber auch
Telefongesellschaften: „Free call“. Es gibt tatsächlich eine
Website, die hat sich die Domain, ich weiß nicht ob es .de oder
.net ist, also freedomcall gesichert und die ist für
Haarextentions. Was das mit Freedom Call zu tun hat, kann ich
nicht nachvollziehen. Der Name wird auf jeden Fall immer
Bestandteil der Menschheit sein.
.rcn: Wie ist das denn bei den Texten,
schreibst du erst die Musik und dann die Texte oder wie ist
das?
Chris: Eigentlich erst die Musik. Viele
Texte, so am Anfang, sind relativ Baukasten-mäßig.
.rcn: Gestern beim Axel Konzert, ich kenne
seine Songs nicht so und da hab ich gedanklich das
Text-Phantasieren angefangen und einfach mal klischeetriefende
Sätze vor mich hingesponnen und lag damit gar nicht mal so
verkehrt, was die dann auf der Bühne so gesungen haben. Es kam
immer mal wieder "Rainbow", "Dragon" oder von mir aus "Destiny"
vor. Bei dir finden sich diese Versatzstücke auch.
Chris: Also, ja. Es gibt schon ein gewisses
Format. Es kommen gewisse Stichworte. Es passt eben ins Genre,
in dem wir sind. Ich fände es unpassend, wenn wir über
sozialkritische Themen schreiben würden. Der Fokus liegt bei
der Musik und du hast bei einem Song eben nicht so viel Zeit,
etwas zu erzählen. Man darf natürlich auch nicht vergessen,
dass wir keine Muttersprachler sind und ich will mich da auch
nicht aus dem Fenster lehnen und so klingen, als wenn ich alles
aus dem Wörterbuch rausgeholt habe. Es ist wirklich
erstaunlich, wie viele Amerikaner oder Engländer unsere Texte
lieben. Es muss textlich auch viel Humor dabei sein, wir sehen
es auch mit Humor. Ich kann nicht über ein Drachenkind singen,
das jemandem das fliegen beibringt, ohne zu schmunzeln. Oder
wenn jemand ein Schwert in die Hand nimmt und damit reitet.
Irgendwo ist man natürlich schon in den Fantasy-Bann gezogen.
Das ist so wie Abtauchen in eine Fantasiewelt, die natürlich in
Einklang mit der Musik verläuft. Ich glaube, wir Deutschen
haben da auch einen Komplex, was Ausdrucksweise und Erklärung
betrifft. Jeder versucht sich möglichst komplex auszudrücken.
Die Amerikaner sehen das viel entspannter. Es ist ja erwiesen,
das ein durchschnittlicher Amerikaner mit einem sehr viel
geringerem Wortschatz auskommt. Die Worte sind leichter daher
gesagt. Das sieht man schon bei „I Love You“. Da muss schon im
Deutschen einiges dahinter sein, damit man „Ich liebe dich“
sagt. Im Amerikanischen ist das anders. Das sind eben dann auch
so Schlagworte, die in Songs viel eingesetzt werden. Schaut man
auf die großen Stars, sei es Lady Gaga oder Beyonce. Deren
Texte sind auch nicht weltbewegend, da geht es auch immer um
das Gleiche. Da sind die Amerikaner viel entspannter und
schmerzfreier. Die wollen sich einfach unterhalten lassen. Der
Deutsche, oder vielleicht auch der Mitteleuropäer, will immer
ein bisschen mehr wissen. Bei den Schweden ist das nämlich
schon wieder ganz anders. Die Deutschen wollen immer so viel
wissen. Ich glaube, das ist ein Manko. Da hängt es ein bisschen
in der deutschen Mentalität. Und wenn ich von „Rainbow In The
Sky“ oder „The Gates Of Heaven“ singe, finden das die
Amerikaner einfach cool.
.rcn: Ihr seid grundsätzlich eine Band, bei
der es auf Tour keine schlimmen Catering-Probleme gibt,
oder?
Chris: Das ist unterschiedlich. Das geht vom
größten Schlemmen bis zu grenzwertigen Erfahrungen, bei denen
man um seine Gesundheit bangt.
.rcn: Der Leser weiß ja nicht wie das geht,
die sagen halt: Die Stars wollen immer für ihre Auftritte vom
örtlichen Club so Sachen zum Essen, die keiner erfüllen
kann.
Chris: Um das mal genau zu erklären: Jede
Band hat einen Rider und den bekommen die Klubs vorab. Da steht
vorab drin, was die Band zum Essen haben will. Da steht alles
drin. Frühstückscatering, belegte Brötchen, Sandwiches, Pizza
im Bus und so. Aber zwischen diesem Rider und der Wirklichkeit
liegen oft Welten. Oft ist es aber so, dass man sich auf Tour
wenig bewegt und mit ein paar Kilos mehr zurückkommt. Es kann
aber auch ganz anders laufen. In England ist das Catering ein
bisschen fragwürdig. Die gehen davon aus... kurz gesagt: die
Musiker sollen spielen und nicht so viel essen. In Spanien ist
es interessant, wenn es ums Fleisch geht. Das ist dann ganz
verschieden. Aber wir müssen meistens nicht hungern. Wir sind
allerdings auch keine verwöhnten Bengel. Da macht die Band an
einem Tag halt mal eine Banddiät und dann isst man am nächsten
Tag wieder mehr bei der nächsten Station.
.rcn: Gibt es bestimmte Locations, wo das
Catering besonders geil ist?
Chris: Oh, auf jeden Fall. In der Schweiz ist
es großartig. Da haben wir auch unsere Live-DVD gedreht. Das Z
7, das ist bei Basel. Wirklich ganz großes Kino. Da wird ganz
groß aufgetischt. Da haben wir sogar Kuchen bekommen mit
unserem Bandlogo drauf, ganz groß. Was auch toll ist: Bochum
Zeche. Die haben ganz tolles Catering dort. Was ich auch immer
ganz hoch anrechne bei diesen beiden Hallen, dass das Catering
unabhängig vom Kartenvorverkauf oder vom Konzertbesuch ist. Wir
haben da auch schon als Support gespielt und da gab es für uns
das gleiche wie bei den Shows, bei denen wir Headliner waren.
Das finde ich schon eine coole Geschichte. Jeder denkt heute
eigentlich an das sparen und an Kohle, aber denen ist es
wichtig, dass sich die Künstler wohl fühlen und gerade das
macht sich auch bezahlt. Man fühlt sich eben wohl. Es gibt aber
auch Fälle von Catering, bei dem dann nur Weißbrot, eine
Packung Salami, Schinken und Käse von Aldi bereit liegen.
Ewald Funk
.rcn präsentiert: FREEDOM CALL
Support: At Vance, Victorius
Donnerstag, 13.03.2014
Rockfabrik, Nürnberg
Einlass UNDERGROUND: 19:00 Uhr
Showbeginn: 20:00 Uhr
Tickets:
Vorverkauf 17,00 € / Abendkasse 22,00 €
Tickets gibts hier
Rock'n'Roll darf auch Spaß machen! Im Februar 2014 bringt die fränkische Melodic-Metal-Institution Freedom Call ihr achtes Studioalbum heraus. Das wurde in den Separate Studios eingezimmert und geht wieder etwas zurück zu ihren Wurzeln. Positive Vibrationen also. Das alles überstrahlende Heimspiel in der Nürnberger Rockfabrik steigt am Donnerstag, den 13.3. und wir verlosen Karten!
Wir verlosen 3x2 Karten ab Einsendeschluß Dienstag 11.03.2014.
-Direktklick auf verlosung@rcnmagazin.de (Namen, Betreff FREEDOM CALL und Telefonnummer für eine spätere Gewinnbenachrichtigung nicht vergessen), Preisfrage (Teilnahme freiwillig, ohne Auswirkung auf Gewinn): Nennt uns Eure Lieblings-Konzert-Location!
Info:
Bei der neuen Scheibe ist folgende Besetzung am Start: Chris
Bay (vocals, guitar), Lars Rettkowitz (guitar) und die neuen
"alten" Leuten Ilker Ersin (bass) und Ramy Ali (drums). Freedom
Call sind unverkrampft. Früher wurden sie sogar mal als Happy
Metal Band bezeichnet, womit Cheffe Chris kein Problem hat:
„Diesen Stempel haben uns die Medien irgendwann aufgedrückt,
womit ich aber nie Schwierigkeiten hatte. Wieso auch? Wenn
Leute zu unseren Konzerten kommen oder sich unsere Alben
anhören und danach gut drauf sind, habe ich meine Pflicht als
Musiker erfüllt. Natürlich könnten wir auch über das Elend der
Welt singen, aber das können andere Bands viel besser, deswegen
überlassen wir das denen. Und wenn jemand resistent gegenüber
guter Laune ist, ist das schließlich dessen Problem. Wir wurden
auch bereits als „die Modern Talking des Heavy Metal“
bezeichnet, aber auch das hat uns nie tangiert. Ohne uns
natürlich mit diesen zu vergleichen, sehen wir das irgenwo auch
als Kompliment (lacht)... sind wir doch mal ehrlich: Niemand
mochte Modern Talking, aber ihre Platten haben sich verkauft
wie blöd, und jeder, der nicht hinterm Mond lebt, kann die
einschlägigen Melodien mitsummen.“ Dass hinter all der
Fröhlichkeit und guten Laune kein Kalkül steckt kann indes
jeder bestätigen, der die Band auch abseits der Bühne kennt:
Die Jungs sind einfach so, und genau das macht sie glaubhaft
und sympathisch. Bis zur neuen Scheibe kann man sich übrigens
mit der kürzlich veröffentlichten Kompilation „Ages of Light“
die Wartezeit verkürzen. Darauf sind Songs aus allen Dekaden
der Band vertreten.
Wollt Ihr in Zukunft keine Verlosung verpassen?
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