Seit 2001 verstopft Tobias Sammet mit seinem
Allstar-Metaloper-Projekt Avantasia regelmäßig die Charts.
Zuletzt im Frühjahr 2010 mit dem Doppeldecker „The Wicked
Symphony“ und „Angel Of Babylon“. Zeit, dass der Edguy-Sänger
mit einer erlesenen Auswahl an Instrumentalisten und
Ausnahmestimmen auf Hallentournee geht! Die elf Musiker
feierten auf der Bühne eine Party, dass keinen in der nur zu
2/3 gefüllten Halle die Anreise in der Arscheskälte reute.
Obwohl der vorgruppenfreie Abend statt der irgendwo verlauteten
dreieinhalb Stunden „nur“ zweidreiviertel dauerte, blieb kein
Wunsch unerfüllt – die Setlist ackerte sich höhepunktreich
durch alle fünf Alben, wobei das „The Scarecrow“-Cover den
Bühnenhintergrund bildete. Ist euch schon mal aufgefallen, dass
die Vogelscheuche eine, sagen wir mal, tuntige Handhaltung an
den Tag legt? Das passte jedenfalls wunderbar zu Sammets
Running Gag, die Schwanzlängen der Musiker zu kommentieren...
Genauso gut aufgelegt wie Dompteur Tobi war auch der Rest der
Mannschaft – und Frauschaft: Leider bekam die Amerikanerin
Amanda Somerville viel zu wenig Gelegenheit, mit ihrer
Superstimme zu glänzen. Ganz im Gegensatz zu Michael Kiske, der
an Brillanz und Stimmbeherrschung seine ohnehin schon
unglaubliche Plattenleistung live noch übertrifft! Völlig zu
Recht wurde er mit Sprechchören gefeiert – zumal sein Auftritt
fast schon von rockhistorischem Wert ist: Es handelte sich um
seine erste Tour seit seinem Ausstieg bei Helloween im Jahre
des Herrn 1993!!! Als er dann gemeinsam mit
Ex-Helloween-Guitarhero Kai Hansen (mit Dreitagebart im
Helge-Schneider-Gedächtnis-Look) Arm in Arm auf der Bühne
stand, dürfte nicht nur ich die sprichwörtliche Träne im
Knopfloch gehabt haben… Für ebenso große Begeisterung sorgten
der wie immer unfehlbare Jorn Lande (Masterplan), die blonde
Eminenz des Hardrock Bob Catley (Magnum) mit und ohne
Schellenring und Gitarrist Oliver Holzwarth (Ex-At Vance), der
mit eingestreuten Gesangspassagen seinen Mitstreitern glatt die
Show stahl. An den weiteren Instrumenten glänzten Sascha Paeth
(Gitarre, Avantasia-Produzent), Michael „Miro“ Rodenberg
(Keyboards), Robert Hunecke (Bass, Heaven’s Gate) und Tobis
Edguy-Spezl Felix Bohnke am Schlagzeug.
In Ausgabe 143 versprachen wir noch „eine der Tourneen des
Jahres“ – Avantasia haben unser Versprechen gehalten.
Matthias Engelhardt