AMERICANA
PATTERSON HOOD
HEAT LIGHTNING RUMBLES IN THE DISTANCE
PIAS / ROUGH TRADE
Jetzt müssen wir halt wieder einmal das neue Genre Americana
beim Namen nennen, weil es hier in exzellenter Weise ein neues
Sahnehäubchen bekommt. Niemand kriegt das momentan so genial
hin, Blues, Alternative-Country und Folk zu einer stimmigen,
hochwertigen Melange zu verbinden wie die Band Drive By
Truckers. Deren Frontmann Patterson Hood, übrigens Sohn eines
berühmten Studiomusikers, hat nun seine dritte Soloscheibe
veröffentlicht und sie ist nicht minder grandios, wie irgendwie
alles, was er und seine Band momentan raushauen. Zuhause in
Athens/Georgia aufgenommen, waren alle Bandmitglieder mit im
Boot, sein Vater David Hood ebenso. Pattersons Grundgedanke
war, ein Buch mit Lyrik zu schreiben, er bemerkte aber, dass
die Geschichten eigentlich danach schreien, vertont zu werden.
Diese Platte muss man einfach bei gedämpfter Stimmung entspannt
abends anhören, damit alles seine Wirkung optimal entfaltet.
Melancholischer kann man Geschichten aus dem mittleren Westen
nicht in Songs packen, das Kopfkino funktioniert dann von ganz
alleine... Ein Mellencamp grüßt von weitem, hier und da auch
die Schnoddrigkeit von Tom Petty und instrumental streut sich
ab und zu etwas E-Piano, Steel Pedal oder eine Fiedel ein, ohne
die sehr monotone Melodieführung zu zerstören. An der Scheibe
wird man lange Freude haben, ich höre sie seit August und sie
läuft sich nicht tot. Für diese Musik Geld auszugeben, ist eine
Freude! Songs wie das Springsteen-ähnliche „Better Of Without“,
der Sprechgesang-Opus „(Untold Pretties)“ oder der
atmosphärische Opener „12:01“ und ebenso der Titeltrack
erzählen Geschichten aus dem mittleren Westen derart intensiv,
wie man es lange nicht mehr gehört hat. Definitiv ein Album mit
dem heutzutage seltenen Prädikat „wertvoll“!
Ewald Funk
8 VON 9
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