ALTERNATIVE-FOLK
SIXTEEN HORSEPOWER
YOURS TRULY
GLITTERHIUSE / INDIGO
Mehr Geheimtipp geht nicht. Sixteen Horsepower kennt nun wirklich kaum mehr eine Sau. Die wenigen Kundigen aber bekommen feuchte Augen, wenn sie an die Pioniere des Alternative-Country denken. Das sogenannte „Americana“-Schimpfwort sollte hier auch tunlichst in der Schublade bleiben, denn der 16HP-Sänger und Oberschamane David Eugene Edwards blieb immer bei seinen Prinzipien und damit einfach immer viel zu schrill und kautzig, um jemals einen massenkompatiblen Popsong aufzunehmen. Der lange Blonde mit der ehemaligen Hasenscharte behielt die Band mit ihrer sperrigen Düsternis eher auf der dunklen Seite des Folk-Country, weit weg vom hellen Mariachi-Sound von Bands wie Calexico. Sixteen Horsepower aus Denver stand für bedingungslos sektiererisch-religiös gefärbte Texte. Ihr Sound war geprägt durch Edwards jammerndes Bible-Belt-Singen, gebettet in dunkle, beinahe gotisch gefärbte Songs, sehr clever instrumentiert mit einer Sammlung zwischen alten E-Gitarren, Hawaii-Klampfe, Banjo, Drehleier oder einer alten Hand-Konzertina (quasi eine in der Folkmusik beliebten Einfach-Quetsche). David Eugene wurde früh Waise und zog mit seinem Opa, einem Brandprediger der Sekte „Kirche des Nazareners“ durch die Lande und übernahm dann die Geschichten vom Fegefeuer und Furcht vor Wollust und dem Leibhaftigen im Allgemeinen mit in die Texte der Band. 2005 löste sich die Band aufgrund von Differenzen von Edwards mit dem Rest der Band auf. Weltweit wurden Fans und Musiksachverständige um Abstimmung gebeten und stimmten ab. Auf CD 1 des schönen Digipacks ist das Ergebnis zu hören, auf CD 2 noch nie gehörte Raritäten. Sehr gut abgemischt und zusammen gestellt ist das Teil die Eintrittskarte in den dunklen Abyss des David Eugene Edwards. Eine der Scheiben, die man keinesfalls nebenbei hören sollte, sondern das macht der Kenner laut aufgedreht und am wohl – hüstel – mit Peyote gedopt!
Ewald Funk
8 von 9 Punkten
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