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CORVUS CORAX, 27.11.2013, HIRSCH,
NÜRNBERG
Richtig stark sein mussten die Corvus Corax Fans beim
Tourauftakt zur Gimlie Tour im Nürnberger Hirsch, denn mit
Hamferð als Vorband hatte man nicht nur eine sehr
polarisierende Gruppe mitgebracht, sondern auch noch eine, die
mit ihrem sehr eigenwilligen Doom Metal musikalisch so gar
nicht zu Corvus Corax passen wollte. Kein Wunder, dass es nicht
wenige Konzertbesucher nach draußen zum Pizzastand oder zum
Corvus Merchandise zog, die versuchten den Klängen der brachial
lauten Band von den Färöer Inseln zu entkommen. Eigentlich
schade, denn irgendwie hat die Mischung aus Geknurre und im
Vergleich dazu zum Teil fast opernhaft theatralisch hellem
Gesang schon etwas. Aber nicht gerade als Vorband für die
Könige der Spielleute, die ausgerechnet mit Gimlie ihre
fröhliche Seite zeigen wollen. Gute Laune, Fröhlichkeit oder
gar unbändige Lust zum Tanzen kommt bei Sänger Jon Aldara und
seinen Musikern in den schicken Anzügen nicht auf. Evst, der
Erstling der Band ist etwas, für alle, die einen matschig
nebligen düsteren Wintertag musikalisch passend untermalen
wollen. Womit man allerdings zumindest was das Wetter betrifft
wieder voll ins Schwarze getroffen hat. Und da man
grundsätzlich in Färöischer Landessprache sang, sind die Texte
ähnlich unverständlich, wie die eine oder andere Nummer von
Corvus Corax, deren diverse Songsprachen ja auch kaum jemand
beherrscht.
Ob sich mit „Gimlie“ , der neuen CD von Corvus Corax für die
Berliner ein neues goldenes Zeitalter einstellt wird sich noch
zeigen, festzustellen ist, dass die Platte auffallend positiv
von den Musikredakteuren aufgenommen wurde und viel Lob
einheimste. Entsprechend gespannt konnte man auf die Umsetzung
sein, erzählt man doch mit den Album von schönen Dingen einer
vergangenen Zeit, von Einhörnern, schönen Frauen und der
schönsten der damaligen Zeit überhaupt, Derdriu, von einem
Rabenfestmahl und einen triumphierenden Helden Beowulf über das
Ungeheuer Grendel.
Und Grendel hatte man dann auch gleich optisch mitgebracht.
Doch bevor das Ungeheuer auf der Mitte der Bühne ankam, machte
sich schon mal der Kopf selbstständig, was Castus danach zu der
Feststellung veranlasste, man müsse an der Umsetzung schon noch
etwas arbeiten. Kein Beinbruch, genauso wie am Ende des
Konzertes, als die Dudelsäcke zu hoch kamen und der brachiale
Dudelsackklang einem schon fast im Ohr wehtat. Dafür war es das
erste Konzert der Gimlie Tour und da darf schon noch einiges
schieflaufen. Dafür ist es auch ein Live Konzert, wer es
perfekt will der muss halt die CD kaufen.
Dann bekommt er allerdings noch ein ganz besonderes Schmankerl
geboten, mit der "Seherin" ein beeindruckendes Intro, das
mangels passender Frauenstimme leider live so nicht umsetzbar
war. Neben vielen neuen Songs, angefangen von "Gimlie" über
"Unicornis", "Der Schrei", "Königinnen werden ihr neiden" bis
"Derdriu" gleich am Anfang des Konzertes über "Crenaid brain",
"Grendel" und "Beowulf i min nama" bis zu "Sigeleasne sang"
gibt es fast alles vom neuen Album, aber auch die Corvus Corax
Klassiker wie "In Taberna", "Mille anni passi sunt" oder "Venus
vina musica" und "Hafrue" sind im Programm.
Und bei der Zugabe gibt’s dann Melodic Death Metal im Corvus
Corax Stil. Das Cover "Twilight of the Thunder God", Titeltrack
des gleichnamigen Albums von Amon Amarth fetzt auch live so
richtig und Castus gibt auch in Englisch einen wunderbaren
Donnergott ab. Nach einigen Besetzungswechseln in der
Vergangenheit, hat man sich scheinbar als neue Musikereinheit
inzwischen gefunden und mit Gimlie ein tolles neues Album
geschaffen.
Optisch sind die Auftritte der Band ja immer ein echter
Hingucker, da stimmt bis ins kleinste Detail alles und die
Kolkraben geben sich auch hier immer richtig Mühe ihr Publikum
zu be-und zu verzaubern. Langweile kommt bei Corvus Corax live
ja eh nie auf. Nur all jene die dem Dudelsack und dem
intensiven Getrommel wenig abgewinnen können, die werden auch
Corvus Corax im goldenen Zeitalter vom Gimlie meiden, wie der
Teufel das Weihwasser.
Allen anderen ist die Gimlie Tour sehr zu empfehlen und die
Fans aus Nürnberg dürfen sich schon jetzt auf das Feuertanz
2014 freuen, wo Corvus mit Wadokyo dabei sein werden. Und mit
den Taiko-Drums von Wadokyp ist Corvus Corax nochmals deutlich
beeindruckender als sie es an diesem Abend im Nürnberger Hirsch
eh schon waren.
Bernd Sonntag