Ein Kompliment also an die von Trainer Florian Schlicker
(der auch schon beim Glubb und der Westvorstadt Dienst tat)
taktisch gut eingestellten Klosterer, wie Seligenporten
regional gerne genannt wird. Ein Kloster und ein paar Häuser
herum sagt man im Jargon. Am Ortseingang nach Neumarkt steht
gleich ein 5m-Mast mit Bauernfahne dran als Gruß an anreisende
Glubberer. Die "MAR Arena" hingegen ist ein großes
Funktionsgebäude und ein Platz mit Haupttribühne, rundherum
Erdwälle als künftige Tribünen, geparkt wird auf den Äckern um
den Platz. Alles ist noch im Bau, was das Umfeld des kleinen
Stadions den Charme einer Bauschuttdeponie gibt.
Sprecher Ali vergißt auch nicht zu erwähnen, dass man sich via
Dauerkarte hier den exklusiven Sitzplatz inklusive Schatten und
Überdachung für die kommende Saison exklusiv "mieten" kann. Zum
Wurststand hat man hier nur zehn Schritte und wird flott
bedient. Vier im Weckla für 3 EUR, halbe Wasser für 2,50 sind
OK. Die Würstel kommen mir aber fast wieder hoch, als nach dem
Spiel der Liefer-LKW von "Howe" vor dem Platz parkt. Die Firma
von Wurst-Uli. Übrigens: Man merkt, dass man in der Oberpfalz
ist, wenn die "Elf" als "Ölf" ausgesprochen wird. :-)
Vor dem Anpfiff wurde auch schön die SVS Hymne gespielt und
die abgespielte CD leider nicht angehalten. Zum Gruß für die
Gäste aus Nürnberg lief dann der Anfang von "Stern des Südens",
einem ekelhaften Song über einen Verein aus Nordtirol. Besser,
man hätte die örtliche Blaskapelle das erledigen lassen, die
ebenfalls aufspielten. Die erste Halbzeit verlief dann sehr zäh
für den Glubb. Mit dem angestammten "Seniorenpersonal" ohne die
fehlenden Pelle, Mad Dog, Peki, Kyo, Mak und Frantz ging nicht
sehr viel. Bei den Klosterern fehlte Goalgetter Rosinger. Haha.
Der spielt ja bekanntlich seit dem Winter beim FCN II.
Ansonsten mußten die Viertligisten im Frühling weiter tüchtig
Spieler abgeben, die Mannschaft um Mittelfeldtechniker Dominik
Stolz (zufällig Ex-FCN II) präsentierte sich trotzdem sehr
diszipliniert und konterstark. Bis auf den Abschluß. Zu unserem
Glück.
Einmal knatterte der Ball sogar gegen den Pfosten von Raphael
Schäfer, während seine eigenen Feldspieler vorne im Angriff
ihre Chancen meist gepflegt 15 Meter neben das Tor setzten.
Wenn sie nicht durch die SVS-Spieler vorher schon unsanft
gebremst wurden. Selbst ein Mendler, der normalerweise den
Gegenspieler auch auf einem Kanaldeckel ausdribbeln kann, küßte
öfter den trockenen Rasen der O-Pfalz. Das Ergebnis hätte
locker 2:3 heißen können, das "zu Null" für den Glubb war
schmeichelhaft aber letztendlich tendenziell verdient.
Doch uns interessieren in erster Linie die neuen Spieler, oder? Und weniger die Routiniers...
Rapha klärte oft und hielt das "zu Null"
fest.
Die Routine heißt Raphael Schäfer. Trainer Wiesinger ist ja
eher ein stiller Zeitgenosse, hierfür ist sein Vertreter
Schäfer aber sein vollwertiges Sprachrohr auf dem Platz. Den
Käpt'n Schäfer hörte man ab dem Anpfiff je nach Wind bis
Allersberg oder Neumarkt. Die ersten zehn Minuten blökte Rapha
seine Vorderleute derart laut zur Ordnung, dass die heimischen
Zuschauer doch etwas eingeschüchtert still hielten. Hatte fast
was von Kasernenhof, auf dem der Spieß lauter brüllt als die
Lautsprecheranlage. Und der zweite Routinier? Pino,
Inventarliste Nr. 25 beim Glubb war auch ganz der Alte. Man sah
einen Pino in bester Form 2012/2013 as usual. Offensiv ganz
nett (bis er stolpert), defensiv... hmm... sagen wir es so: Da
er vorne viel mitmischte und einmal sogar beherzt einen Ball
mit 60 km auf das Tor "ballerte", hechelte er in der
Sommerhitze seinen zugeteilten Mann öfters hinterher.
Vielleicht übernahm sein Vertreter hinten ja den Mann derweil
auch nicht... bin ja Laie.
Sein junger D'Artagnan Platte hingegen war da in der zweiten
Halbzeit auf der Pino-Position schon aktiver und zeigte eine
solide, schnörkellose Leistung. Chandler hingegen zeigte zwar
Willen, aber der Ball ist nach wie vor nicht unbedingt sein
bester Freund. Das sah man vor allem, als in der zweiten
Halbzeit der für sein Alter extrem abgezockte, spritzige und
spielstarke Angha tüchtig Alarm auf seiner rechten Seite machte
und auch noch relativ platzierte Flanken gab. Esswein hatte es
vorher schwer gegen bremsende und rustikale Gegenspieler, ob er
zu wenig Bälle zugespielt bekam oder zuviel gockelte, behalte
ich mal für mich. Ein ruheloser Aktivposten mit viel Biß
hingegen war eindeutig Daniel Ginczek. Links, rechts, ab durch
die Mitte und immer den Abschluss suchend, ich dachte jede
Sekunde daran, wie gut das tut, so einen Spieler jetzt beim
Glubb zu haben! Sorry Tomas, falscher Verein.
Die Abwehr offerierte durch taktisch gut stehende Gegenspieler
das übliche Leid. Immer der selbe Spielaufbau. Stark (spielte
Abwehr statt Korczowski, das solide bis gut und durchgehend)
IMMER links zu Pino, der nach vorne und bei Esswein war dann
meist Schluß. Oder Dabanli (spielte auch durch) nach rechts zu
Chandler, der IMMER zu Mendler, welcher dann von zwei
Gegenspielern irgendwo zum stehen gebracht wurde. Zwei, drei
geschundene Einwürfe, dann stand man vor dem Sechzehner und es
gab mit Glück einen Standart, aus dem dann ein Tor erziehlt
wurde. Somit haben wir das Hecking-Konzept ohne Glanz und
Gloria der letzten Saison im Prinzip als Deja Vu wieder
gesehen.
Da hatten die Klosterer das Nachsehen: 0:1 nach
Freistoss direkt von Gebhart.
Dass es auch anders geht, bewies die zweite Halbzeit. Gebhart
gab bis zu seinem schönen Tor (direkt verwandelter Freistoß)
den Kyo, Balitsch einen soliden aber leider nicht fehlerfreien
Simons. Für Gebhart kam Hlousek, der nach langer Verletzung
entsprechend vorsichtig agierte. Was aber dann kam, war eine
Augenweide. Sebastian Gärtner machte Dampf und ließ endlich
auch so etwas wie Mittelfeld passieren und in den Spitzen
rappelte es richtig. Ginczek knipste aus schwierigem Winkel zum
Endstand und was Stepinski, Angha, teiweise Weber und vor allem
Drmic dann dort vorne veranstalteten, läßt auf eine tolle
Saison hoffen. Da sprühte es vor Tordrang, Torhunger und
Spielwitz nur so und ich wünsche mir nichts sehnsüchtiger als
möglichst viele Einsätze dieser Raketen. Nur Rakowski hätte mal
eine Viertelstunde nach dem 2:0 verdient gehabt.
Es ist eine verdammt harte und unsportliche Aussage, aber nach
dieser Vorstellung würde ich einem Pekhart, Esswein und
Chandler keine Träne nachweinen, wenn sie sich einen anderen
Verein ausgeguckt hätten. Und Kyo werden seine neuen
Vorderleute sicher noch tüchtig inspirieren. Also nix verkaufen
"...de Japaner"! Fazit: Tolle Offensive! Die machen nämlich
auch was aus ihren Chancen, und rein gehen die auch irgendwann
mal. Der Ausrutscher von Drmic sei ihm verziehen. P.S.: Schäfer
auf der Linie nach wie vor sehr gut.
Es spielten beim Glubb: Schäfer, Chandler (63. Angha),
Dabanli, Stark, Pinola (63. Plattenhardt), Feulner (72.
Korczowski), Balitsch (63. Gärtner), Mendler (46. Stepinski),
Gebhart (72. Hlousek), Esswein (46. Drmic), Ginczek (72. Weber)
und die Tore fielen beide um die 60. Minute herum. Mittwoch
spielt der Glubb in Lichtenfels.
EF