Nach dem Pokal schon wieder in den Kraichgau –
dieses Mal zum Traditionsverein
Nur 6 Tage nach dem erfolgreichen Pokalfight in Sandhausen -
im Gegensatz zur Vorsaison erreichten unsere Helden schließlich
sogar das Elfmeterschießen, und das bei einen Zweitligisten (!)
- ging es schon wieder die rund 180 km durch Altfranken in den
Kraichgau zum geliebten Badener Traditionsverein.
Na gut, selber schuld, hätte der Clubb vor knapp vier Monaten
im modernen Sinsheimer Fußballtempel gewonnen, die TSG würde
jetzt in der 2. Liga hoppeln und Montags bei so Vereinen wie
Färdd antreten müssen.
Im Gegensatz zum letzten Spiel im Frühling gegen Hoffe war es
jetzt mindestens 20 Grad wärmer und Fan kam dank sonnigen
Platzes schon vor dem Anpfiff ins Schwitzen. Im Unterschied zur
letzten Begegnung wurde unser "Heiner" Schäfer schon zum Start
des Warm-up-Programms von den Ultras mit frenetischen Applaus
begrüßt - was hat sich seit April geändert, dass aus einen
Pfeifkonzert eine begeisternde Begrüßung wurde? Heiner dankte
später beim Spiel mit einer überragenden Leistung, gewohnt
sicher wechselte er zwischen souveränem Ballfangen und
spektakuläre Faustabwehren.
Das Stadion war aber nicht nur deutlich wärmer, sondern war
unter dem Dach mit Fahnen aus der Region bestückt. Die
Fanfahnen selbst, die das Einlaufen der Teams begleiten, sind
mit Sponsorenwerbung versehen, so viel Tradition muss sein! Im
Gästeblock waren dagegen die gewohnten Schwenkfahnen zu sehen.
Schön dass diese und die Schwenker die Sommerpause überstanden
haben.
Nach wie vor sind die Stadionhymnen nur scheußlich. Mit ätzenden Texten wie "und darum schwörst du ewige Treue auf unseren Dorfverein". Passend, dass die Texte dazu auf der Anzeigentafel von "Draht Mayr" präsentiert werden. Kein Wunder, dass dem AOK Ball schon vor dem Spiel die Luft ausging.
Kurz vor Anpfiff gab es noch eine Choreo der Dörfler, "Denker"
"Lenker" (sollte wohl den Gründer und Finanzier des
Traditionsbundesligisten Hopp darstellen) "zurück zu den
Wurzeln" war zu lesen. Will die TSG sich etwa wieder auf das
Turnen konzentrieren? Passend antworteten die Ultras mehrfach
"Dietmar Hopp, Sohn einer H...." Die akustische Schmähabwehr
der Hoppelhausener mittels aufgestellter Lautsprecher blieb
aber diesmal aus. Fand sich wahrscheinlich kein Sponsor
dafür.
Unser Clubb begann trotz dieses grausamen Vorprogramms recht
flott und die Hoffenheimer Abwehr wackelte. Nachdem aber
insbesondere Gebhart und Mak, letzterer knüpfte nahtlos an
seine gewohnt schwachen Spiele zu Saisonbeginn nach jeweils
guter Vorbereitung, an, durch schnelle Ballverluste auffielen,
hatte die Heimelf nach und nach mehr Chancen. Zwangsläufig fiel
nach einer Ecke in der 35. das Gegentor. In den letzten
Sekunden der 1. Halbzeit erhöhte Hoppelheim auf 2:0, indem der
Ball hinter der Linie wieder nach vorne hüpfte. Nachdem unser
"Heiner“ aber nach einigen Schrecksekunden einfach clever
weiter spielte, staunte Schiedsrichter Kinhöfer ...und vergass
das Tor zu pfeifen.
Zum Trainer. Der fast einhellige Pausentenor in der Kurve war,
"in München sitzt ein anderer auf der Bank!". Unser Wiesehan
wechselte also zur Halbzeit und brachte Mike the Frantz und
Josip "Schweizer" Drmic für Mak und Gebhart. Hoppelheim
registrierte dies zunächst nicht und schoss in der 51. das
2:0.
Jetzt endlich merkten die Kraichgauer die Einwechslungen.
Linksverteidiger Markus "Alladooch Annafest" Feulner, für den
nachvollziehbar nicht aufgestellten Chandler aufgeboten,
spielte jetzt viel offensiver, setzte sich durch und flankte
toll auf Frantz der nur 3 Minuten später zum 1:2 einköpfte. Ob
bei Mike nun im fünften Jahr der Knoten endlich platzt? Kurzer
Nachtrag zu Feulner: Der war nicht saufen auf dem Annafest
sondern ging gemütlich mit Familie am letzten Tage, Montag, zum
Essen und war um 18 Uhr schon auf dem Heimweg. Nicht dass es
danach wieder heißt... das übliche.
Zurück zum Spiel. Weitere 3 Minuten später passte Drmic auf
Goalgetter Ginczek und - kaum zu glauben - nach zwei
Stürmertoren war das Spiel in wenigen Minuten gedreht. Die
Stadionregie versuchte mittels Verkehrsmeldungen der
umliegenden Autobahnen das Geschehen zu beruhigen. Vergeblich.
Es entwickelte sich ein tolles und spannendes Spiel, bei dem
beide Mannschaften mehrere Chancen zum Siegtreffer hatten. In
den letzten Sekunden hätte Drmic so seine gute Leistung krönen
können, allerdings wäre das 3:2, auch gegen so einen Verein,
unfair gewesen. Also legte der pflichtbewußte Schweizer lieber
dem Gegner den Ball quer, statt forsch zum mitgelaufenen
Dabanli zu passen.
Noch zwei Sätze zur Stadionregie. Wenn nach jeden Foul "Wir
wünschen gute Besserung - AOK" eingeblendet wird, ist dies fast
zynisch! Nett dagegen der Stadionsprecher nach dem Abpfiff, der
nicht nur Applaus für die Blauen fordert, sondern "Applaus auch
für die Roten, die Nürnberger kämpften sich toll zurück". Das
macht den Retortenverein aber auch nicht symphatischer.
Letzte Anmerkung, obwohl von japanischen Girlies wie ein
Popstar unterstützt, spielte Kiyotake nicht so, dass sich die
Angebote aus England deutlich erhöhen werden. Wir können uns
also zurücklehnen.
Roland Hornauer