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Der allererste Act des Tages fand sich auf der Alternastage
um knapp Halb Eins und trug den nicht viel Preis gebenden Namen
Lonely The Brave. Aus Großbritannien direkt
importiert und leicht mürrisch drein blickend hauten die aber
richtig rein. Ein bisschen Indie, allerdings ohne sich dabei im
Hintergrund zu verhalten, und bis dahin zumindest nicht nur der
beste Act des Festivals, sondern bisher noch immer anhaltend
die beste Neuentdeckung. Auf jeden Fall mal reinhören!
Auf derselben Stage knapp eine Stunde später erschien dann das
sagenumwobenen Brian Jonestown Massacre.
Psychodelische Töne und strategische Antisympathie standen auf
dem Spielplan. Sowohl stimmlich, als auch optisch hatte der
Sänger irgendwie etwas von Robert Smith... Aber war gut. Auch
wenn viele im Ausnüchterungszustand das vielleicht nicht so
aufnehmen konnten. Wer sich näher mit der Band
auseinandersetzen möchte, kauft sich die DVD "Dig!" über die
Dandy Warhols und den Aufstieg nach dem Werbehit "Bohemian like
you". Hier spielt die Band Brian Jonestown Massacre eine
tragende Rolle, bzw. deren Hauptleader Anton Newcombe. Aus der
Freundschaft der beiden Bands entsprang eine Hassliebe, da
Newcombe meist unter Drogen nach einem Streit auf den Terminen
der Warhols auftauchte und störte. Sehenswerter
Film!
Um aber auch etwas von der fast parallel auf der Center Stage
spielenden Band Rival Sons mitzunehmen,
pilgerten dann doch einige an das andere Ende. Eigentlich
ziemlich nüchtern und soft, aber trotzdem gut, kam die Band
dann bei dem langsam eintrudelnden Publikum an. So ein bisschen
gerötete Bäckchen konnte man allgemein beobachten. Um
Hitzeschläge zu vermeiden, wurden gratis gelbe Plastik-Hüte
verteilt, die zwar modisch vielleicht nicht gerade zum
Unterhosenfarbspektrum der meisten passten, aber eine
freundliche Alternative zu der Epedimie der hässlichen
Strohhüte bot, die so langsam zur Festivalgrundausstattunf
gehören.
.
Im Anschluss gab es auf der Alterna-Stage die
Fratellis. Zumindest den Glubberern sollte der
Name ein Begriff sein, im Kontext mit dem Song 'Chelsea Dagger'
stehend, oder auch einfach 'Seven Nights, Seven Days' und auch
für alle anderen ein sehr guter Grund, sie sich rein zu ziehen.
Die Stimmung war fast Ska-Punkig und da ging nicht nur der Punk
ab.
Huntress auf der Club-Stage hingegen kamen
nicht so gut an. Weder bei mir, noch bei anderen im Publikum.
Dieses stand mit selbiger Motivation und Bewegungsdrang herum
wie die Sängerin, die sich übrigens anhörte wie Gollum
höchstpersönlich. Es reicht halt nicht, Playmate gewesen zu
sein, um sich musikalisch durchzusetzen.
Als krasses Contra dazu gab es dann Jake Bugg
auf der Center Stage. Solange keiner die Jungs von Kraftklub
küsst und bis Noel wieder Songs für Liam schreibt, solange muss
Jake Bugg eben herhalten und mit seiner leicht quäkenden Stimme
seine Lieder zum Besten geben. Nachdem Jake Bugg ja schon
letztes Jahr bei Rock im Park war, schien er diesmal mit mehr
als offenen Armen und Sympathien empfangen worden zu sein.
Er klingt halt einfach einzigartig.
Einige Acts später wandte man sich dann
Kasabian auf der Center Stage zu. Gestern erst
frisch das neue Album veröffentlicht und heute also bei "Rock
am...whatever", um Sänger Tom Meighan gleich zu zitieren. Vor
zwei Jahren hatten die vier Briten das Zeppelinfeld schon
einmal heimgesucht, damals eher einen lauen Eindruck
hinterlassen, dieses Jahr aber gekonnt nachgelegt. Sie kamen in
die Pötte statt in die Fettnäpfchen zu treten, die Musik war
genial und endlich wurden auch die Lautstärkeregler am
Mischputl mal bedient! Die Band lag mit ihren extrem
tanzbaren Sound goldrichtig! So langsam entwickeln sich
Kasabian weg vom Indierock hin zur Partyband. In den fett
elektronisch aufgepeppten Songs fand sich jedenfall jede Menge
Rave-Spirit. Der gute alte Madchester-Groove erlebt hier ein
klasse Revival. Wer immer noch gerne Primal Scream oder New
Order hört, sollte die neue Platte mal anchecken.
Mando Diao enttäuschten widerrum etwas, als
sie wenig später Kasabian auf der Center Stage ablösten.
Zumindest anfangs. Jedes Mal, wenn ein Song Geschwindigkeit
zulegte, hauten sie die Bremse rein, und sowohl musikalisch,
als auch menschlich redeten Band und Publikum irgendwie
aneinander vorbei. Warum die Band auch seit neustem so komische
Bühnenoutfits nötig hat, stand als ungeklärte Frage im
Raum, und dass Gustaf Norén dann auch noch mit Sauerstoffmaske
herum rannte, stiftete nochmal mehr Verwirrung. In dem Moment,
in dem er allerdings ein paar Atemzüge aus dem mysteriösen
Behälter nahm, der ihm auf den Rücken geschnallt war, nahm die
Show plötzlich eine Wendung und fand schließlich ein
energiegeladenes Ende. Später erklärte ein Mitglied der
Crew, dass keiner wisse, was in dem Behälter drin sei. Björn
Dixgård war nach dem Gig neugierig, wie die die neue Show ankam
und wie sich das Publikum bei den mit gebremsten Schaum und
Disco-Sound umarrangierten Songs verhielt. Nun, von unserer
Seite in der nähe der Bühne aus sah es teilweise verheerend
aus. Jeder im Publikum plauderte lieber mit seinem Nachbarn,
statt der Musik zuzuhören. Sobald die Songs aber Fahrt
aufnahmen, tanzten alle Mädels und alles war wieder gut. Später
legte die Band noch Backstage in der Artist Lounge auf und
feierte noch kräftig mit. Außer Bjön und Gustav ist von den
alten Mitgliedern nur noch Carl-Johan Fogelklou am Bass dabei,
der mit einem seltsamen Plastikumhang auftreten
musste.
Zu den Queens Of The Stone Age braucht man
nicht viel zu sagen. Virtuose Inszenierung aller - wirklich
aller - 'Hits', wenn man das Wort 'Hit' überhaupt in einem Satz
mit QOTSA verwenden darf, ohne das musikalische Genie hinter
einem QUOTSA-Song zu untergraben. Außerdem: Selbstverständlich
sich selbst überholende Solos und bescheidene Ansagen von Josh
Homme, die trotzdem genau den wunden Punkt treffen. Schlicht
und einfach verdammt gut. Punkt. Welche Drogen Josh gerade
mal wieder intus hatte, weiß kein Mensch. Er wirkte wie immer
etwas abwesend, verpasste aber keine Gitarrenpassage.
Vielleicht ist er auch ein guter Schauspieler und war
stocknüchtern? Leider kämpfte die Band mit einer schlechten
Abmischung und grottigen Sound. Einer sagte im Vorbeigehen,
"Genialer Musiker, aber der Sound ist eine Frechheit, ich gehe
jetzt" und verließ noch vor Ende die vorderen Reihen.
Dann kam Gott auf die Alternastage. Nine Inch Nails bekommt man live nicht alle Tage zu sehen, und Trent Reznor mit seinen Kumpanen legten dann auch eine Show hin, die sich gewaschen hatte. Im Publikum waren ca. 30 % Neugierige und 70 %, die zuhause das Album "Downward Spiral" hatten. Und die tanzten sofort los, sobald ein bekanntes Sample oder der Anfang eines Tracks von diesem Monsteralbum oder der mehr kommerziell klingenden Scheibe "With Teeth" erschallte. Mein Einstieg war dann bei "March Of The Pigs". Die Bühne wurde durch eine große LED-Wand und Lichttraversen die herab fuhren, entweder klein und breit gemacht oder groß und mit Schlagzeug. Der Sound war das lauteste, was ich bislang bei Rock im Park gehört habe. Allein die Bässe, ob elektronisch erzeugt oder vom Saiteninstrument, gingen tief in die Magengrube und im benachbarten Langwasser tanzten sicherlich die Tassen in den Schränken. Idealerweise spielte Reznor immer als jeden zweiten Song einen Track von "The Downward Spiral", und hielt so die Tanzparty so am laufen. Den Mittelteil gestaltete er mit einem elektronischen Sample-Feuerwerk von den eher experimentellen Alben und zum Schluß kam noch ein richtig großes Finale. NIN sind einfach eine Kultband und tragen den EBM-Metal bzw. Industrial einfach auf ihren Schultern. Da kommt nichts dran an diese Band und der Gig im Park war wohl so ziemlich das beste, was ich persönlich (natürlich mit Fanbrille) auf RIP 2014 gesehen habe.
Lea Biermann
Ewald Funk