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ROCK IM PARK 2014, NACHLESE SAMSTAG, 07.06.2014

So war der Samstag bei RIP! Die Spannungskurve des zweiten Festivaltages zog sich in buckligen Kaskaden durch das Programm, denn von Gut bis Grottig war alles dabei. Die Temperaturen hielten ebenso wenig von Graustufen und brachen die 32 Grad-Barriere. Abends dann ein wenig mildere Luft und knalligere Bands, da mit den Kings of Leon, Queens of The Stone Age und den Nine Inch Nails gleich drei Knaller dabei waren.
ROCK IM PARK 2014, NACHLESE SAMSTAG, 07.06.2014
Foto:Matteo Salasnich

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Der allererste Act des Tages fand sich auf der Alternastage um knapp Halb Eins und trug den nicht viel Preis gebenden Namen Lonely The Brave. Aus Großbritannien direkt importiert und leicht mürrisch drein blickend hauten die aber richtig rein. Ein bisschen Indie, allerdings ohne sich dabei im Hintergrund zu verhalten, und bis dahin zumindest nicht nur der beste Act des Festivals, sondern bisher noch immer anhaltend die beste Neuentdeckung. Auf jeden Fall mal reinhören!

Auf derselben Stage knapp eine Stunde später erschien dann das sagenumwobenen Brian Jonestown Massacre. Psychodelische Töne und strategische Antisympathie standen auf dem Spielplan. Sowohl stimmlich, als auch optisch hatte der Sänger irgendwie etwas von Robert Smith... Aber war gut. Auch wenn viele im Ausnüchterungszustand das vielleicht nicht so aufnehmen konnten. Wer sich näher mit der Band auseinandersetzen möchte, kauft sich die DVD "Dig!" über die Dandy Warhols und den Aufstieg nach dem Werbehit "Bohemian like you". Hier spielt die Band Brian Jonestown Massacre eine tragende Rolle, bzw. deren Hauptleader Anton Newcombe. Aus der Freundschaft der beiden Bands entsprang eine Hassliebe, da Newcombe meist unter Drogen nach einem Streit auf den Terminen der Warhols auftauchte und störte. Sehenswerter Film!

Um aber auch etwas von der fast parallel auf der Center Stage spielenden Band Rival Sons mitzunehmen, pilgerten dann doch einige an das andere Ende. Eigentlich ziemlich nüchtern und soft, aber trotzdem gut, kam die Band dann bei dem langsam eintrudelnden Publikum an. So ein bisschen gerötete Bäckchen konnte man allgemein beobachten. Um Hitzeschläge zu vermeiden, wurden gratis gelbe Plastik-Hüte verteilt, die zwar modisch vielleicht nicht gerade zum Unterhosenfarbspektrum der meisten passten, aber eine freundliche Alternative zu der Epedimie der hässlichen Strohhüte bot, die so langsam zur Festivalgrundausstattunf gehören.
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Im Anschluss gab es auf der Alterna-Stage die Fratellis. Zumindest den Glubberern sollte der Name ein Begriff sein, im Kontext mit dem Song 'Chelsea Dagger' stehend, oder auch einfach 'Seven Nights, Seven Days' und auch für alle anderen ein sehr guter Grund, sie sich rein zu ziehen. Die Stimmung war fast Ska-Punkig und da ging nicht nur der Punk ab.

Huntress auf der Club-Stage hingegen kamen nicht so gut an. Weder bei mir, noch bei anderen im Publikum. Dieses stand mit selbiger Motivation und Bewegungsdrang herum wie die Sängerin, die sich übrigens anhörte wie Gollum höchstpersönlich. Es reicht halt nicht, Playmate gewesen zu sein, um sich musikalisch durchzusetzen.

Als krasses Contra dazu gab es dann Jake Bugg auf der Center Stage. Solange keiner die Jungs von Kraftklub küsst und bis Noel wieder Songs für Liam schreibt, solange muss Jake Bugg eben herhalten und mit seiner leicht quäkenden Stimme seine Lieder zum Besten geben. Nachdem Jake Bugg ja schon letztes Jahr bei Rock im Park war, schien er diesmal mit mehr als offenen Armen und Sympathien empfangen worden zu sein. Er klingt halt einfach einzigartig.

Einige Acts später wandte man sich dann Kasabian auf der Center Stage zu. Gestern erst frisch das neue Album veröffentlicht und heute also bei "Rock am...whatever", um Sänger Tom Meighan gleich zu zitieren. Vor zwei Jahren hatten die vier Briten das Zeppelinfeld schon einmal heimgesucht, damals eher einen lauen Eindruck hinterlassen, dieses Jahr aber gekonnt nachgelegt. Sie kamen in die Pötte statt in die Fettnäpfchen zu treten, die Musik war genial und endlich wurden auch die Lautstärkeregler am Mischputl mal bedient! Die Band lag mit ihren extrem tanzbaren Sound goldrichtig! So langsam entwickeln sich Kasabian weg vom Indierock hin zur Partyband. In den fett elektronisch aufgepeppten Songs fand sich jedenfall jede Menge Rave-Spirit. Der gute alte Madchester-Groove erlebt hier ein klasse Revival. Wer immer noch gerne Primal Scream oder New Order hört, sollte die neue Platte mal anchecken.

Mando Diao enttäuschten widerrum etwas, als sie wenig später Kasabian auf der Center Stage ablösten. Zumindest anfangs. Jedes Mal, wenn ein Song Geschwindigkeit zulegte, hauten sie die Bremse rein, und sowohl musikalisch, als auch menschlich redeten Band und Publikum irgendwie  aneinander vorbei. Warum die Band auch seit neustem so komische Bühnenoutfits nötig hat, stand  als ungeklärte Frage im Raum, und dass Gustaf Norén dann auch noch mit Sauerstoffmaske herum rannte, stiftete nochmal mehr Verwirrung. In dem Moment, in dem er allerdings ein paar Atemzüge aus dem mysteriösen Behälter nahm, der ihm auf den Rücken geschnallt war, nahm die Show plötzlich eine Wendung und fand schließlich ein energiegeladenes Ende. Später erklärte ein Mitglied der Crew, dass keiner wisse, was in dem Behälter drin sei. Björn Dixgård war nach dem Gig neugierig, wie die die neue Show ankam und wie sich das Publikum bei den mit gebremsten Schaum und Disco-Sound umarrangierten Songs verhielt. Nun, von unserer Seite in der nähe der Bühne aus sah es teilweise verheerend aus. Jeder im Publikum plauderte lieber mit seinem Nachbarn, statt der Musik zuzuhören. Sobald die Songs aber Fahrt aufnahmen, tanzten alle Mädels und alles war wieder gut. Später legte die Band noch Backstage in der Artist Lounge auf und feierte noch kräftig mit. Außer Bjön und Gustav ist von den alten Mitgliedern nur noch Carl-Johan Fogelklou am Bass dabei, der mit einem seltsamen Plastikumhang auftreten musste.

Zu den Queens Of The Stone Age braucht man nicht viel zu sagen. Virtuose Inszenierung aller - wirklich aller - 'Hits', wenn man das Wort 'Hit' überhaupt in einem Satz mit QOTSA verwenden darf, ohne das musikalische Genie hinter einem QUOTSA-Song zu untergraben. Außerdem: Selbstverständlich sich selbst überholende Solos und bescheidene Ansagen von Josh Homme, die trotzdem genau den wunden Punkt treffen. Schlicht und einfach verdammt gut. Punkt. Welche Drogen Josh gerade mal wieder intus hatte, weiß kein Mensch. Er wirkte wie immer etwas abwesend, verpasste aber keine Gitarrenpassage. Vielleicht ist er auch ein guter Schauspieler und war stocknüchtern? Leider kämpfte die Band mit einer schlechten Abmischung und grottigen Sound. Einer sagte im Vorbeigehen, "Genialer Musiker, aber der Sound ist eine Frechheit, ich gehe jetzt" und verließ noch vor Ende die vorderen Reihen.

Dann kam Gott auf die Alternastage. Nine Inch Nails bekommt man live nicht alle Tage zu sehen, und Trent Reznor mit seinen Kumpanen legten dann auch eine Show hin, die sich gewaschen hatte. Im Publikum waren ca. 30 % Neugierige und 70 %, die zuhause das Album "Downward Spiral" hatten. Und die tanzten sofort los, sobald ein bekanntes Sample oder der Anfang eines Tracks von diesem Monsteralbum oder der mehr kommerziell klingenden Scheibe "With Teeth" erschallte. Mein Einstieg war dann bei "March Of The Pigs". Die Bühne wurde durch eine große LED-Wand und Lichttraversen die herab fuhren, entweder klein und breit gemacht oder groß und mit Schlagzeug. Der Sound war das lauteste, was ich bislang bei Rock im Park gehört habe. Allein die Bässe, ob elektronisch erzeugt oder vom Saiteninstrument, gingen tief in die Magengrube und im benachbarten Langwasser tanzten sicherlich die Tassen in den Schränken. Idealerweise spielte Reznor immer als jeden zweiten Song einen Track von "The Downward Spiral", und hielt so die Tanzparty so am laufen. Den Mittelteil gestaltete er mit einem elektronischen Sample-Feuerwerk von den eher experimentellen Alben und zum Schluß kam noch ein richtig großes Finale. NIN sind einfach eine Kultband und tragen den EBM-Metal bzw. Industrial einfach auf ihren Schultern. Da kommt nichts dran an diese Band und der Gig im Park war wohl so ziemlich das beste, was ich persönlich (natürlich mit Fanbrille) auf RIP 2014 gesehen habe.

Lea Biermann

Ewald Funk