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.rcn präs. TANZWUT, 31.10.2014, NÜRNBERG
HIRSCH
Die Vorgruppe Sündenreich ist ein Seitenprojekt des
Stahlmann-Sängers Mart Soer, der damit seinem hohen
künstlerischem Output ein Ventil schaffen wollte. Das läuft
nicht ganz unerfolgreich, die anwesende Tanzwut-Fangemeinde
dankte es jedenfalls mit üppigem Applaus.
Jeder war neugierig, wie sich denn Tanzwut Anno 2013 im Hirsch
machen würden. Die neue CD „Höllenfahrt“ erschien am 6.
September 2013 und geizte nicht mit ihren Reizen. Superfette
Produktion, dicke Gitarren, technisch sauber gespielte
Dudelsäcke, die nicht nerven sondern begleiten, und ein Teufel
als Frontmann und Cheffe in Hochform. Er ist auch der Einzige,
der von der Urformation übrig geblieben ist, die sich 1997 aus
den Mitgliedern von Corvus Corax gegründet hatte. Man fuhr
damals zweigleisig, Tanzwut war noch anfangs stark EBM-lastig
im Sound, heute klingt das eher nach forschem Mittelalterrock
und die Gitarren regieren mehr als früher.
Damit jeder weiß, wohin die Reise an diesem Abend geht,
startet die Band gleich mit dem Titelsong der aktuellen Scheibe
"Höllenfahrt". Es dauert nur wenige Sekunden bevor der Cheffe
da oben auf der Bühne auch gleich sein berühmtes "Laßt uns
zusammen durchdrehen" in das Mikro grölt und ihm die Menge
gerne folgt. Mit "Folge deinem Herzen" von "Weiße Nächte" geht
es weiter und mit dem Gassenhauer "Das Meer" gleich als
Klassiker aus 2005 hat der Gehörnte gleich alle im Sack.
Grandiose Zwischenansagen! Wo andere Künstler mit "Wie geht es
euch da unten" nerven, dreht sich bei den frivolen Berlinern
eigentlich alles um Sünde, Beischlaf und wie man den ins Visier
genommenen Gegenpart am besten in die Kiste bekommen könnte.
Wie man es halt aus den Minnesongs des Mittelalters kennt,
schön verpackt in entsprechender Formulierung.
Der Teufel hat mit seinen alten und neuen Gefolgsleuten eine
schlagkräftige Truppe am Start, die - super eingespielt -
einen richtig fetten Gig aufs Parkett legt. Der gut gefüllte
Hirsch, durch diverse Bars und Theken mittlerweile schon bei
400 Leuten voll, läßt sich auf eine spaßige Reise durch alle
Alben der Berliner Band ein, zumal das Repertoire der sieben
Musiker nach zwei Jahrzehnten (diverse Pausen mitgerechnet)
schon einige Kracher bereit hält.
Sogar der "Merseburger Zauberspruch" von Corvus ist dabei,
"Bitte Bitte", "Der Himmel brennt" oder "Kein Blick zurück"
fehlen, der Teufel widmet sich in seinem humorigen
Zwischenansagen auch wie gewohnt der anwesenden Weiblichkeit.
Als Mann, das ist klar, steht man hier in der zweiten
Reihe.
Als erste Zugabe gibt es dann "Ihr wolltet Spaß" und "Lügner",
logischerweise reißt die Stimmung nicht ab und mit "Nein Nein"
und dem obligatorischen Outro "Hymnus Cerberi" endet ein
Tanzabend, bei dem aus den beleuchteten Trumscheiten die Zacken
des Tanzwut Logos gebildet wurden. Fazit: Humor ist schon immer
fester Bestandteil einer jeden Tanzwut Show gewesen und die
Band ist eigentlich besser denn je. Die neue deutsche Härte
früherer Tage gerät immer mehr in den Hintergrund, vielmehr
bekommt man keine übertriebene Stadionrockshow sondern ein
fettes Mittelalterrockkonzert, bei dem die Kostüme zweitrangig
werden und die Band sich auf das wichtigste konzentriert: Die
Musik!
Ewald Funk
Die neue Tanwzut Scheibe wird
"Eselsmesse" heißen und kommt im Frühsommer
2014.
Tanzwut spielen auf dem Feuertanz
Festival 2014 (.rcn präsentiert, zwei
Festivaltage)
Vorband Sündenklang am 6.3.2014 in
der Rofa Nürnberg