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NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT

NACHLESE, SO WAR ROCK IM PARK 2013 NÜRNBERG-ZEPPELINFELD (7.-9.6.2013)

Wieviel Glück kann man als Veranstalter eigentlich haben? Gefühlte drei Monate Scheißwetter am Stück und einen Tag vor Rock im Park klart der Himmel über Nürnberg auf, dann drei Tage Festival bei bestem Wetter und am Tag danach öffnet der Himmel wieder seine Schleusen. Zufrieden sollte der Veranstalter schon sein, auch wenn in Nürnberg offiziell nicht ganz ausverkauft war. Trotzdem ist natürlich jeder Franke stolz, dass Nürnberg für drei Tage der Nabel der Musikwelt in Süddeutschland war!
NACHLESE, SO WAR ROCK IM PARK 2013 NÜRNBERG-ZEPPELINFELD (7.-9.6.2013)

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Grundsätzlich: Trotz eher schwachem Billing statt ganz großer Headliner war die Hütte voll. Warum "schwächeres Billing"? Metallica kosten halt schon eine schöne Stange Gage, da kann man zehn Volbeats, Killers und 30 Seconds dafür spielen lassen. Bis Nachmittag dürfte sich die Gage sowieso eher im Unkostenbereich bewegen. Der Rest fließt in Orga, Mieten, Personal usw.. Trotzdem sorgten alleine die tollen Künstler dafür, dass niemand die fehlende, ganz große Megaband vermisste.

Abseits von der Musik (die kommt später) blieben bei uns ein paar Sachen hängen:

-das Festival war weitgehend friedlich, neben den zwei geschnappten englischen Zeltdieben wurden keine negativen Schlagzeilen wie Unfälle mit Gaskartuschen, Blitzschläge oder Komasäufer bekannt.

-bei 4 EUR für eine Schöpfkelle Industriebier ist die Grenze für Liebhaber von Qualitätsgerstensaft endgültig erreicht...

-schwer zu beurteilen: Hat der VGN zuviel Geld für ein Karten-Kombiticket verlangt oder wollte der Veranstalter nicht so viel Geld an den VGN abdrücken? Fakt war auf jeden Fall: Keine Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel 2013 im Verbundgebiet mit der Festivalkarte. Gar kein feiner Zug dann die ständigen Kontrollen z.B. in der S-Bahn zum Frankenstadion. Als Besucher Nürnbergs stelle ich mir einen schöneren Empfang vor, als für die drei Stationen zum Festival statt guter Laune den Ausweis des Kontrolleurs ins Gesicht gehalten zu bekommen. Natürlich ist Schwarzfahren unfair gegenüber den zahlenden Fahrgästen, aber kann man den Fahrgast nicht mit Service und guten Angeboten in die Öffentlichen Verkehrsmittel locken, statt jedes Jahr die Preise zu erhöhen und als einzigen Kundendialog das Pfropfern der notorisch unzufriedenen Angestellten zuzulassen?

-wer schnell von der Hauptbühne zur Alternastage wechseln will, schafft das auch nach etlichen Jahren immer noch nicht rechtzeitig. Ein Durchgang für tausende Zuschauer nach Jahren der Besucherkritik ist halt einfach zu wenig.

-auch die Mobilfunkbetreiber sahen sich außerstande, dem erhöhtem Kommunikationsbedarf Rechnung zu tragen. Als Glubbfan ist man es ja schon gewöhnt, dass die Netze bei ausverkauften Stadion in die Knie gehen, aber was macht man bei Notfällen auf RIP, wenn kein Mobilempfang auf dem Gelände möglich ist, weil alle Funkzellen überlastet sind und sms zwei Stunden unterwegs sind?

-Seeed sind live eine Bank und gehören auf die Hauptbühne.

-Gut getan hätten ein paar große Plakate mit dem Spielplan zur Zeiteinteilung für die Besucher. Kaum jemand hatte mehr einen Zettel mit dem Programm dabei. Wir leben ja im Smartphone-Zeitalter. Die von vielen stolz installierte RIP-App war ja super praktisch, um sich genau den chronologischen Zeitplan anzuschauen, funktionierte aber leider nicht - es gab ja zu den Stoßzeiten kein Netz vor Ort.

Nicht zu vergessen: Drei Tage rockender und hoppender Frohsinn ohne musikalische Linie, aber einfach für jeden etwas dabei.

Und hier die Favoriten unserer Schreiber und Freunde des Hauses:

LEA BIERMANN (.rcn) DAS WAR MEIN SONNTAG

MARS IS COMING erschüttern die Schreie der Echelons schon in den frühen Morgenstunden des dritten Festivaltages die Zeltwände. Obwohl man  in den letzten zwei Tagen nie einen einzigen bekennenden Echelon – einen Anhänger von 30 Seconds To Mars - zu Gesicht bekommen hat, tragen sie alle stolz ihre 3-Tages-Armbänder. Aufkleber und mit Edding verzerrt gemalte „Triads“ – diese Dreiecke, die Jared Leto auch auf seinen Unterarmen tätowiert hat – verschönern sämtliche Straßenlaternen auf dem Weg zu den Stages. Man kann sich also gut portioniert auf den glorreichen Auftritt der Band zur Primetime vorbereiten. Aber auch wenn für viele Besucher nur diese einzige Band zählt, gibt es für alle anderen natürlich auch noch normal sterbliches Programm.

Für mich angefangen bei genau 30 Seconds A Day To Remember. So wirklich habe ich mich mit Metalcore noch nicht anfreunden können, aber Warten auf Paramore vor der Center Stage hat auch so seine Reize. Das Wetter hält sich standhaft und wohin man auch schaut nur rote Rücken und gebrandmarkte Gesichter. In einem ähnlichen Farbspektrum spielt auch das Mikrofon von Sängerin Hayley Williams, die zwar abgeht wie Schmidts Katze, aber stimmlich so nervt wie besagte Katze am Spieß. Entweder ist das Mikrofon zu leise, oder ihre Stimme erreicht eine Frequenz, die das menschliche Gehör nicht mehr tolerieren kann, oder manchmal beides, aber oft purzeln unvollständig die Lyrics zwischen der Akrobatik der Sängerin über die Bühne. Ihre Ansagen und auch die Optik erinnern ein bisschen an Gwen Stefani von No Doubt von vor ein paar Jahren, mit Strapsen-Strumpfhose und einem Ice-Age-Shirt. Allerdings stören die ständigen Aufrufe, das neue Album zu kaufen sehr. Gitarrist Taylor York und Bassist Jeremy Davis beeindrucken im Gegensatz zu ihrer Frontfrau nicht nur mit sportlichen Höchstleistungen und Verrenkungen, sondern vor allem auch durch gutes und homogenes Musizieren.

Kurze Pause vor Cro, der von einem „Kro“-Plakat im Publikum herzlich empfangen wird. Die ersten paar Songs höre ich mir noch an, mache mich dann aber so auf, dass ich rechtzeitig zu den Broilers auf der Alterna-Stage komme. Es mutet ein bisschen komisch an, ausgerechnet das Aufmarschgelände durch die mit Securities bewachten Ausgänge zu verlassen, während da vorne auf einem Podest ein Mann steht, den alle mit einer ausgestreckten rechten Rap-Hand in seinem Singsang begleiteten.

Die Broilers legen eine energiegeladene Ska-Punk-Nummer hin, die einfach im Gesamtkonzept passt. Muskelpaket und Sänger Sammy Amara nippt immer mal wieder an seinem Weißwein. Die gesellige Atmosphäre überträgt sich auch innerhalb der ersten Lieder auf das Publikum, als die Band schon mit Songs wie „Tanzt du noch einmal mit mir?“ und „Harter Weg (Go)“ den Anfang macht. Fettes Brot sprechen mich weniger an, deshalb gönne ich mir vor dem 30 Seconds To Mars-Showdown noch eine kurze Pause.

Nicht nur Teenies mit komischen Runen-Tattoos und einem Dreieck auf dem Shirt kreuzen meinen Weg, sondern auch ältere Frauen mit ähnlichen Symbolen. Kurz vor dem ersten Wellenbrecher schließen sie eigentlich ziemlich früh die Schleusen, es wäre noch massig Platz dort vorne, dafür staut es sich dann hinten gewaltig, schon als die Aufbauarbeiten für 30 STM beginnen. Ein weißer Vorhang trennt das würfelförmige Gerüst auf der Bühne vom Publikum. Typen mit Gasmasken stehen vor dem Tuch, hinter dem schon Nebelschwaden aufsteigen. Aber die Band will das Publikum nicht vergiften, was trotz des Geschreies als durchaus plausibel erscheint, sondern einfach nur einen imposanten Auftritt erzeugen. Und die Gasmasken-Futzis sind die Buschtrommler, die nun im Herzschlag-Rhythmus die Band aufmarschieren lassen.

Jared Leto - gehüllt in ein zerschnittenes Joy Division-Shirt, eine weiße Lederjacke und seine abgespacte Sonnenbrille auf der Nase tragend – und seine zwei Statisten hinter ihm eröffnen die Show mit „Kings and Queens“. Von nun an trennen sich Spreu und Weizen: Die einen sind komplett fasziniert und hingerissen von dem glanzvollen Spektakel rund um Jared Letos Selbstinszenierung, und manch anderer kriegt fast das Kotzen. Jared Leto hält so gut wie in jedem Song mindestens einmal inne, um seine frohe Botschaft zu verbreiten, bei der Liedzeile „I’m no Jesus“ in „Search and Destroy“ posiert er sich in blasphemischer Kreuzigungs-Haltung, und zwischendurch dirigiert er die Massen, zum Slogan „This Is War“ die Fäuste in die Höhe zu strecken oder das Triad mit den Händen zu formen. Wenn die Runen und Symbole bisher noch nichts von einer Sekte hatten, dann spätestens jetzt.

Einerseits beeindruckt es wirklich, was für eine große Gemeinschaft Musik bilden kann, jedoch stellt sich für mich die Frage, inwiefern 30 Seconds To Mars wirklich noch ihre Musik verkaufen. Denn vielmehr ist es eine komplette Show rund um die Person Jared Leto. Die Akrobaten auf der Bühne überbrücken manchmal die Pausen zwischen den Songs, manchmal aber herrscht einfach nur eine ganze Minute lang Stille und Dunkelheit auf der Bühne. Was genau diese Zirkusshow mit Akrobaten und Jongleure etc. bei einer Rockshow zu suchen hat, kann man sich auch nur mit ganz wilden Fantasien erschließen. Es ist schon unterhaltsam, jedoch ist es eine eigenartige Weise der Revolution, die Grenzen einer Musikshow zu brechen. Die ganzen Konfetti-Ladungen, Ballons oder Wassertiere sind Entertainment pur, aber letzten Endes sind es eben doch nur diese Aktionen, die einem im Gedächtnis bleiben, wenn man an den Auftritt zurück denkt, und nicht die Musik von 30 Seconds To Mars, die an sich ja eigentlich immer gut und genießbar war. Zu viele Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe versauen eben manchmal doch den Brei.

LEA BIERMANN (.rcn) DAS WAR MEIN FREITAG

Ein sehr schleppenden Einstieg bot sich mir dieses Jahr für Rock im Park. Die Motivation am ersten Tag war noch tiefer als die Sonne am späten Nachmittag, als ich dann nach einer persönlichen Odyssee endlich den Zeltplatz und schließlich auch den Weg zur Alternastage fand. Papa Roach hatte ich noch um ein Haar verpasst, aber für alle anderen, die im Anreise- oder Alltags-Sumpf des Freitags stecken geblieben waren, gab es noch einen winzigen Hoffnungsschimmer, die Band wenigstens noch zur Autogrammstunde zu treffen.

Ich verzichtete, denn Biffy Clyro waren für mich das Highlight des Tages. Ein bisschen wunderte ich mich über die Spielzeit und Location schon, immerhin hatte man doch vor allem in diesem Jahr ein gewaltiges Fass aufgemacht und Biffy Clyro hoch gefeiert. No Use For A Shirt hieß das Motto der drei Schotten, die durch die Reihe durch aus Gründen der Symmetrie, Temperaturen und vielleicht sogar der Ästhetik mit entblößtem Oberkörper auf die Bühne kamen. Simon Neils hoch getragene Gitarre hatte schon immer irgendwie Stil, was man vom wasserstoffblonden Haupthaar nicht gerade behaupten kann, aber immerhin hat er den Bart diesmal nicht mitgefärbt! Die Musik war natürlich grandios, als Anheizer in der prallen Nachmittagssonne waren sie die optimale Entscheidung. Das neue Album "Opposites" war gut vertreten, spätestens bei "Biblical" schlossen sich dann auch die Synapsen bei denjenigen, die rein provisorisch vor Airbourne auf der Centerstage zur Alternastage und Biffy geflüchtet waren. Genauso zündeten Songs des Dauerbrennes "Only Revolutions" mit feurigen Melodien wie "Captain" und "Mountains", nur von meinem persönlichem Lieblingsalbum "Puzzle" spielten sie nichts, aber übel nehmen kann ich es dem sympathischen Trio auf keinen Fall. Biffy Clyro erfüllten meine Erwartungen vollkommen, überboten sie wenn nicht sogar, und bildeten damit ein sehr bruchfestes Fundament für den restlichen Tag, der trotz des für mich recht unsympathisch aussehendem Line-Up ganz gut durch flutschte.

Bei Tocotronic hörte ich nur gerade so rein, um die legendäre Zeile „Die Revolte in mir“ mitzukriegen. Aber für intellektuelle Texte war das Hirn zu abgefuckt zu diesem Zeitpunkt.

Stone Sour waren nicht der Stern am Himmel, meinten sogar prädestinierte Metalexperten aus dem Freundeskreis.

Volbeat ließen das Aufmarschgelände noch einmal erbeben und konnten die Fackel guten Gewissens an The Prodigy weiter geben, deren reizende Lasershow ich nicht auf meine Netzhaut prallen ließ. Jedoch wurde man mit Laser und Specialeffects bei den Killers auch ganz gut bedient, vom poppigen Rock sowieso ganz abgesehen. Ein guter Abschluss für den ersten Tag, entschied ich, und machte mich dann auf den Weg zum plötzlich weit entfernt erscheinenden Zelt.

LEA BIERMANN (.rcn) DAS WAR MEIN SAMSTAG

Aufgrund der Wettereinflüsse kann man es sich es dieses Jahr auf dem Zeltplatz ersparen, mitten in einem Moor aus Dreck und Schlamm aufzuwachen. Der Tradition des Promillestandes und der anti-nachhaltigen Müllentsorgung können sich aber nur wenige entziehen. Der Geruch nach sämtlichen Körperausscheidungen hält sich noch in Grenzen, allerdings kann man das am Abend des zweiten Tages nicht mehr so ganz behaupten.

Aber die Jugend ist ja stark, und schon relativ früh versammeln sich sämtliche Teenie-Mädchen vor der Center-Stage um All Time Low zu sehen. Was die Pop-Punker wohl alle offensichtlich an Deutschland besonders mögen, sind die plastischen Erhebungen einer weiblichen Frontalerscheinung. Bloß nennen sie es anders. Dieses sicherlich neurobiologisch sehr interessante Phänomen zeigt sich später auch bei anderen Bands dieses Genres, und dabei stellt sich natürlich die Frage, ob Pop-Punk einfach nur notgeil, abenteuerlustig oder gelangweilt macht.

Nun, Royal Republic verpasse ich leider, ebenso Bad Religion, bloß zu Simple Plan, ebenso Pop-Punk, bin ich ironischerweise wieder anwesend. Sänger Pierre Bouvier bringt jedenfalls gute Sommerlaune unter das Partyfolk, das muss man ihm lassen. Mit gelber RayBean und einer charismatischen Sunnyboy-Fassade reißt er die Menschen mit und schafft mit seinen Ansagen eine kumpelhafte Atmosphäre. Deutschland liebt ihn offensichtlich, und entlockt ihm schließlich ein reskribierendes Liebesgeständnis: Die drei Dinge, die er an Deutschland am Meisten liebt, sind Bier, Frauen und Pornos. Womit die Sache mit den Titten für die nächste Pop-Punk-Band abgehakt ist. Ihren Hit "Summer Paradise" lassen sie gebührend mit Riesen-Wasserbällen feiern und schaffen auf die letzten Songs noch einmal richtig Stimmung...

...die Kraftklub aber gekonnt überbieten kann. Kraftklub in Worten zu beschreiben ist eine Schwierigkeit für sich, wenn schon tanzwütige Fans nicht einmal wissen, wie sie ihre Gefühle in Bewegungen ausdrücken sollen und einfach in alle vier Himmelsrichtungen auszubrechen scheinen. Vielleicht kann man es auch ein bisschen als ein Statement der Genreidentifizierung von Kraftklub selbst sehen, als sie mindestens 5 Brüste fordern, weibliche am Besten natürlich, und den Kreis zur vorherigen Pop-Punk-Titten-Propaganda schließen.

Das Zepter wird anschließend an die nächste deutsche Band weiter gegeben: Die Sportfreunde Stiller. Sympathiepunkte von der ersten Sekunde an und bei mir persönlich auch ein bisschen nostalgische Geschmäcker bei alten Songs, die zwar die Setlist nicht dominieren, aber präsent sind. Einige Seitenhiebe gibt es aus dem Publikum, die enttäuscht sind, dass Songs wie ‚Ein Kompliment‘ offensichtlich kein Ding der Selbstverständlichkeit sind.

Generell sind die Meinungen im Publikum etwas zwiegespalten. Den pinken projizierten Baum auf der Leinwand hinter Sänger Peter finden viele um mich herum zu schwul, vor allem, als dieser dann auch noch mit einer sehr herzlichen Ode an die Fans seine Überleitung zum nächsten Song bereitet. Die Windows-Desktop-Hintergründe haben schon etwas eigenartiges, aber spitze sieht es trotzdem aus. Das rot-weiße Konfetti hat seine explosive Wirkung, bis Sänger Peter erklärt, dass es Bayern München gewidmet sei, und sich hunderte von Menschen das Fuselzeug vom Leibe streifen, als wäre es infizierend. Sehr brav. In der Stadt Nürnberg sich zu den Bayern zu bekennen ist natürlich ein sehr gewagtes Unterfangen und definitiv der falsche Platz, selbst für Münchner Mia san mir-Selbstbewusstsein.

Aber um die Sympathie wieder auf ihre Seite zu schlagen und auch den letzten Skeptikern das Maul zu stopfen verabschieden sich die Sportis dann kurz vor Ende mit einem vielversprechendem „Bis gleich“ um nur wenige Sekunden später plötzlich auf dem Dach der Bühne aufzutauchen. Zwei oder drei Songs spielen sie auf der Freiluftbühne und für mich wirft das nur Fragen auf, denn ein Quäntchen zu überheblich erscheint es mir schon für eine sonst so bodenständige und bescheidene Band wie die Sportis. Jared Leto wird dieses Jahr wieder klettern, da bin ich mir sicher.

Oder sind Green Day mittlerweile so weit gegangen, andere Bands von der Bühne zu vertreiben, weil sie für ihre prunkvolle Show mehr Zeit zum Aufbauen benötigten? Meine taktlosen Gedanken werden bald ausgeräumt; die Sportfreunde sind wohl aus freiem Willen dort hoch geklettert, und Green Day hält sich sehr in Grenzen mit ihrer optischen Repräsentierung: Nirgendwo ein Bandname zu sehen, nur Leuchttafeln und ein paar Instrumente.

Aber es weiß ja sowieso jeder, wer hier gleich spielen wird. Die Schleusen werden schon gesperrt, bevor das Konzert überhaupt anfängt, und ein aufgeregtes Prickeln liegt in der Luft. Einen guten Platz hatte ich sowieso schon provisorisch ab Kraftklub immer mehr erkämpft und das war auch gut so, denn sobald der rosa Hase, der das Publikum anheizen soll, verschwunden ist, kommt Tre Cool auf die Bühne gerannt, klemmt sich hinter sein Schlagzeug und fängt auch schon die ersten Töne eines Songs an, den ich nicht kenne.

Billie Joe Armstrong sieht man den Entzug an, und kurz kommt mir der Gedanke, ob er mit Eyeliner nicht doch besser aussehen würde in diesem Zustand. Seiner Vitalität hat es aber scheinbar keinen Abbruch getan, denn fast drei Stunden ununterbrochen herum zu rennen und zu springen kann wohl immer noch nur ein Mann auf dieser Welt. Die ersten paar Songs entstammen der jungen Dreifaltigkeit Uno, Dos und Tre, deren Beliebtheit oder Bekanntheit an dieser Stelle eine ziemliche Blockade für die Stimmung sind.

Aber Billie Joe wäre nicht Billie Joe würde er es nicht trotzdem schaffen, mit genügend „Heeyooo“s das Publikum zu integrieren und animieren. Auffallend ist nur, dass die Anzahl der Unterbrechungen für Mallorca-Animations-Show zunehmend abnehmen, je älter und offen gestanden auch besser die Songs werden. Insgesamt spielen sie fast alles durch: Von "American Idiot" über zahlreiche Hits und "Evergreen-Day"s von "Dookie", inklusive "Burnout", "Longview", "Welcome To Paradise", "Basket Case", "She" und natürlich "When I Come Around".

"Nimrod" wird auch gut vertreten, mit "Nice Guys Finish Last" ist ein guter Punksong dabei, der die Wurzeln des Punkrocks aus der Verankerung reißt, und selbstverständlich findet auch die verrückte Tradition um die Inszenierung von "King For A Day" ihren Platz. Irgendwo dazwischen holt sich die Band als Unterstützung noch einen Sänger aus dem Publikum, der zum Dank eine große Ladung Rotz von Billie Joe auf die Hühnerbrust gerieben bekommt, später gründen sie eine „neue Band“ aus einem Drummer, einer Bassistin und einem Gitarristen aus dem Publikum, die der Band eine geschickte kurzatmige Verschnaufspause beschert, die aber trotzdem auf höchstem Maße unterhält.

Billie Joe stellt einfach einmal wieder unter Beweis, dass er zum Showman geboren ist und Massen nicht nur begeistern kann, sondern auch mit seiner Musik so mitreißen kann, dass selbst ich am Ende mit einem breiten Grinsen widerwillig das Gelände verlasse, mir wünsche, das Konzert hätte nie geendet und es als historischen Augenblick der Genialität von Entertainment in Erinnerung behalte.

YVONNE SIMON (.rcn) DAS WAR MEIN FREITAG

Mit Tagesticket das Festival zu erreichen erinnerte ein bisschen an die in Kindertagen allseits beliebte Schnitzeljagd. Entsprechende Bändchen gab es nämlich nur am Eingang A. Wusste ich nicht - dumm gelaufen. Von den Freunden getrennt, umrundete ich also fröhlich so ziemlich das halbe Gelände und lief einmal quer über den Volksfestplatz (an dieser Stelle nochmal vielen Dank an den netten Kerl, der alle Passanten mit Wasserpistole erfrischt hat) zur richtigen Anlegestelle.
Dort stellte ich mich an der linken Schlange an, um dann vorne zu erfahren, dass es die Freitagsbändchen nur auf der rechten Seite gibt. Rechts beim Kontrolleur angekommen, konnte der Scanner den Code auf meinem Ticket nicht lesen (anscheinend zu eng geschrieben) und es musste am Computer verifiziert werden. Der wiederum stand auf der linken Seite. Um schlussendlich an das Bändchen zu kommen, musste ich natürlich noch einmal Seiten wechseln, immer begleitet von einem geduldigen Ordner. Der Spaß hat mich insgesamt rund eine Stunde gekostet und so konnte ich von Papa Roach nur noch die letzten Songs hören.
Erstes komplettes Konzert war für mich dann Biffy Clyro, die mit ihrem neuen Album (und freiem Oberkörper) durchaus zu überzeugen wussten und denen viele gerne länger zugehört hätten. Nach den gefühlt ersten zwei Stunden praller Sonneneinstrahlung des Jahres, zeigte mein Hirn leichte Schmelz-Erscheinungen und ich beschloss, erst einmal in die Arena zur Clubstage zu gehen.
Erwies sich schnell als gute Entscheidung, denn es ging ab, mit The Bots aus den USA. Die Band besteht nur aus zwei Brüdern an Schlagzeug und Gitarre, die wohl beide noch Teenager sind und Punk mit jugendlicher Spielfreude spielen (wenn auch mit leichten Abstimmungsproblemen). In gerade einmal einer halben Stunde haben sie sich sicherlich ein paar neue Freunde erspielt, die sich mit Sprechchören bedankten.
Auf der Alternastage ging es dann nicht unbedingt mit Rock weiter, aber mit Indiepop der oberen Klasse von Phoenix. Obwohl der Bandname vielen kein Begriff ist, hat fast jeder schon einmal den einen oder anderen Hit wie „Lisztomania“ gehört und es zeigte sich schnell freudige Erleuchtung auf den Gesichtern. Die Synthie-Melodien passen auf jeden Fall zum Sommer in der Stadt wie die Faust aufs Auge und brachten auch den letzten Stock-Esser zum Tanzen und die Seifenblasen zum Fliegen.
Danach waren Hurts angekündigt, die, wie ich später erfuhr, mit Rosen warfen und seltsam biegsame Tänzerinnen dabei hatten.
Grund genug, mal eben zu Volbeat rüber zu gucken, die gerade mit den Fans „Ring Of Fire“ anstimmten und erklärten, dass es sich gerade richtig geil anfühlt, Volbeat zu sein. Wen wundert‘s?
Am Abend legten dann noch die Killers eine glanzvolle Show hin, die sie gleich mit „Mr. Brightside“, einem ihrer wohl bekanntesten Songs eröffneten. Danach hauten sie eine Single nach der nächsten raus, insgesamt ein einziger Refrain, was das Publikum einfach aber effektiv auf die richtige Seite zieht und für gute Stimmung sorgt.
Wir verließen das Zeppelinfeld auf jeden Fall mit gutem Gefühl!

HAHNI (DJ) FAN VON ALLEM, WAS GUT IST (ZWEITER TAG)
"Der Samstag fängt an, wie er auf der Clubstage zum Beispiel auch durchaus hätte aufhören können. Royal Republic geben vom ersten Song an Gas, als würden sie das Publikum die letzten Kräfte rauben wollen bevor sie die heimschicken. Jeder Song zum mindestens mitwippen, wenn nicht abhotten. Zweimal schicken sie die Leute auf die Knie, um sie wieder losspringen zu lassen. Ihre zwei Alben haben wohl nur Hits bisher gebracht, so scheint es. Adam, der Sänger, ist halt einfach eine Rampensau vor dem Herrn, da hilft kein Muh und kein Mäh. Nach der knappen dreiviertel Stunde brauchte ich erst mal eine Erfrischung... (Um Gottes Willen kein Becks, aber das ist ein anderes Thema :-)"
"Danach Bad Religion... Verdammt um die Uhrzeit, Sänger Greg Griffin nimmt es aber mit Humor und erwähnt einfach, das sie nicht gewöhnt wären zu dieser Tageszeit bei soviel Sonne zu spielen. Ein Hit nach dem andern, eine Polit-Message jagt die nächste. Die Band hat einfach noch was zu sagen. Aber warum nachmittags um 15:00 Uhr? Vielleicht weil das jüngere Publikum diese Band halt nicht mehr kennt."
"Und jetzt startete mein Dilemma. Ich kann mit Simple Plan und den anderen nächsten Krücken nix anfangen... Also setzte ich mich mit meinen lieben Liebenden in den Tucherbiergarten um endlich mal ein lecker Nürnberger Bier zu trinken *würg* und warte fast zwei Stunden um mir dann mal Bullet anzuhören, welche zwar nicht meine Nummer 1-Favoriten sind, aber Hey, ich bin doch nicht zum Spaß da! Bullet... Dieser kleine Kugelblitz als Sänger da vorne gibt alles. Mit dem sehr traditionellen Sound den Bullet an den Tag legen treffen sie den Nerv der Anwesenden. Ist nicht 100% ig meins, aber es bringt mich nach dem langen Break mit lecker Bier wieder auf die Spur."
"Die Entscheidung naht: Wombats oder Sportfreunde Stiller? Nachdem alle anderen zu den Wombats gehen, schau ich mir die Sporties an. Einfach mal dafür sein, dass man dagegen ist! Außerdem hab ich die das letzte mal vor 3 oder 4 Jahren gesehen. Also los, da ich mir noch nie eine CD von ihnen kaufte sondern immer nur über verschiedenste Medien über die Aktivitäten der Band informiert war, dachte ich mir das ich ausser den Sachen von der 'Unplugged aus New York' ja nix kenne. Und das ist auch so, sie spielten aber auch nix anderes. Haben mal, einen routinierten Gig heruntergespielt. Wieviele Leute dann ekstatisch das Gehüpfe starten bei "Ein Kompliment" ist dann doch überraschend. Respekt! Und dann plötzlich alles vorbei. Zehn Minuten vor dem offiziellen Ende laut Spielplan. Ja, wat soll denn dat? Fragende Gesichter überall. Die Lösung folgt: die Drei Muskeltiere spielen den letzten Song in einer Mischung aus Kiss und Beatles' legendären letzten Auftritt des "concert on the roof",auf dem Dach der Centerstage. Todesmutig, trotz Regenwolken. Hey wenn sie jetzt schlecht spielen schießt sie Petrus vom Dach, dachte ich mir. Oder Zeus. Taten die beiden nicht, ich hab die Band auf der Leinwand gesehen und kannte den Song dann doch nicht. War wohl nicht bei unplugged in New York dabei."
"Green Day als Headliner vom Samstag kann man mal machen. Ich weiß nur nicht wer Herrn Armstrong diesen strubbeligen Helm aufgesetzt hat. War das der Versuch Jimi Hendrix zu huldigen? Naja, er scheint sich sowas selber gedacht zu haben, denn Sonntag nachts konnte man auf einsplus bei dem Konzertmitschnitt vom Ring sehen, das er wieder zur altbekannten Friese zurück gekehrt ist. Ansonsten wurde musikalisch das geboten, was man erwarten konnte/musste. Alle Hits von den Alben Dookie bis tre! Oder eben die meisten, und das waren viele..."
"Newsted fingen etwa zur Hälfte von Green Day dann in der Clubstage an. Newsted, ähmmm... Aaahhh richtig! Jahrzehntelang der Bassist von Metallica, der sich vorher und nachher dann auch in Bands wie Flotsam and Jetsam und Voivod verwirklichte, tritt hier mit seiner eigenen Kombo an. Ja und dann legten sie los. Gut gemachter Heavy Metal der da auf die übriggebliebenen Zuschauer abgefeuert wurde (in Konkurrenz zu eben Green Day und Seeed auf der Alternastage). Für jedes Lied neue Gitarren und Bässe ausgepackt. Hatte sicher einen Grund. Aber wie gesagt, sonst mehr als solide, es wummerte schön aus den Boxen und Mr. Newsted konnte seine Anfangs erwähnte Vergangenheit nicht verleugnen, will er wahrscheinlich auch gar nicht. Einmal die "Die"-growls von "Creeping Death" und "Whiplash" waren dann noch die Bonis für die anwesenden Metallica-Fans."
"Ich weiß nicht, war es 1998 oder 1999? Da sah ich im Hirsch eine Vorband namens Coal Chamber. Vielversprechend damals. Machten da weiter, wo Korn immer aufhörten. Man hatte da echt Hoffnung dass das mal was wird. Naja leider waren die Streitigkeiten innerhalb der Band dann nach drei Alben zu groß und der Sänger übernahm das Konzept nahezu nahtlos für seine neue Band Devil Driver mit denen er weiter auf der Erfolgswelle schwamm. Irgendwas jedenfalls brachte Coal Chamber wieder zusammen. Und dafür danke ich herzlich. Ich wiederhole mich, sie machen einfach da weiter, wo Korn damals aufhörten, die Musiker geben Gas als gäbe es keinen Morgen und man kommt nicht umhin, ständig mitzumoven. Sehr schön!"
"Coheed & Cambria versuchen da schon anders die Leute zu cashen. Zum einen der Sänger. Tingle-Tangle-Bob ist absolut chancenlos. Hier haben wir definitiv auch die Frisur des Wochenendes! Achja, Musik gab es ja auch. Viel erinnert mich hier an Rush. Es gab ein paar Ausflüge in härtere Gefilde aber irgendwo im Niemandsland zwischen Rush und Pink Floyd trifft man wohl immer wieder auf diese Band. Und dann diese Frisur. Äh sorry, aber das war schon wirklich sehr auffällig."

ROLAND HORNAUER (.rcn)
Freitag
"Die Zeit scheint stehen geblieben, schon vor 5 Jahren, 2008, spielten die Stereophonics an gleicher Stelle, zur fast gleichen Uhrzeit auch bei Sonnenschein auf. Eine Idee cooler zwar im Auftritt, werden wieder wunderbar ruhige, leicht hymnische Indiesongs gespielt. Es bleibt aber ein schaler Nachgeschmack, wenn keine Weiterentwicklung bei den Walisern zu bemerken ist."
"Ganz anders bei Biffy Clyro, ein kraftvoll krachender Auftritt macht die Schotten zum Tagessieger. Schöne Melodien werden immer wieder durch dröhnende Gitarrenwände unterbrochen. Die Hälfte des Sets besteht aus Songs des letzten genialen Albums „Opposites“ und nach 10 Liedern ist ein leider viel zu kurzer Auftritt vorbei. Ach hätte man ihnen doch mehr Spielzeit gegeben, dies dachten etliche andere und die zu diesem Zeitpunkt erstaunlich volle Alternastage leerte sich wieder rasch."
"Zu Recht, den die Tocotronics sind anscheinend keine Festivalband. War ihr Auftritt im E-Werk in Erlangen vor einigen Wochen ein tolles Konzert, wo das Publikum voll mitging, wurde beim RiP eher teilnahmslos zu gehört. Sänger und Gitarrist Dirk von Lowtzow versuchte mit seinen Ansagen das Publikum zu bekehren, doch trotz der anspruchsvollen Texte der Songs „Abschaffen“ oder „Die Revolte in mir“ leider vergeblich. So hörten sie 5 Minuten zu früh auf, wohl um eine Zugabe spielen zu können. Dumm nur, wenn niemand Zugabe ruft. Rechenaufgabe! wie viele Tage müssen die Tocos spielen, um eine Bewusstseinsveränderung bei nur 100 RiP-Besuchern zu erreichen?"
"Da hatten es dann die Pariser Phoenix mit ihren leicht elektrisch angehauchten tanzbaren Indiesongs leicht. Begleitet von tollen Bildern auf der LED-Rückwand, wie das Schloss Versailles, der Mont Blanc oder passenden Filmen war es eine sehr kurzweilige, frankophile Stunde. Der Sänger Thomas Mars unterhielt zwischen den Songs gut gelaunt und suchte den Kontakt und nahm dann auch ein Bad in der Menge."
"Über Hurts kann trefflich gestritten werden. Mir gefällt der ironische Auftritt der beiden blasierten Briten aus Manchester. Wie schon 2011 in Frack gekleidet, Theo Hutchkraft sogar mit passenden Handschuhen. Begleitet von guten Musikern, teilweise mit klassischen Instrumenten, wird gepflegter Synthie-Pop gespielt. Der reduzierte Grundsound der Songs lässt jedes Instrument zur Geltung kommen. Dazu zwei Gogo Tänzerinnen., endlich mal was für den männlichen Teil des Publikums, nachdem bei Biffy Clyro die Weiblichkeit dank der tätowierten nackten Oberkörper der Band bedient wurde."
"Es braucht eigentlich nur einen Songs und jeder merkt die Killers kommen aus Las Vegas. Eine fette optische Show mit allen was heute zur ersten Liga der Festivalauftritte gehört wie Laser, Pyros, Gold- und Konfettiregen und Feuerwerk zum Schluss war der eine Teil. Ein tolles Best of-Programm, im Vergleich zum Auftritt 2009 ist die Musik inzwischen doch wieder wichtiger als der Schein, sehr schwungvoll gespielt, war dann die tolle Ergänzung. Besonders schön, eigentlich wie immer bei den Killers „Somebody Told Me“, „Human“, „Spaceman“ und als Abschluss 'WYWY'"

Samstag
"Kraftklub geben nach eigenen Angaben ihr Debüt auf so einer großen Festivalbühne. Wirklich? Wer so routiniert die Menge rockt, wer so locker die Menge im Griff hat, wer selbst die Girlies erfolgreich dirigieren kann, sogar die Aufforderung „ich will 5 Paar Brüste sehen“, wurde erfüllt, muss auf solchen Bühnen aufgewachsen sein. Höhepunkt war der Song „Song For Liam“ im Duett mit Casper gesungen. Immer wieder toll die Textzeile „...küss mich und die Welt ist ein kleines bisschen weniger Scheiße“, vor allen, wenn dies dann auch noch passiert. Frontsau Felix Brummer ließ es sich auch nicht nehmen, durch die Menge zu surfen und dann durch einer Wall of Death unbehelligt zur Bühne zurück zu kehren. Statt eines Feuerwerks hält zum Schluss Brummer einen Pyro hoch. So viel Festival muss dann sein."
"Nach Kraftklub, den jungen, also dann die erfahrenen Spassmusiker. Die Sportfreunde Stiller fangen da an, wo Kraftklub aufgehört haben bzw. die längere Verschnaufpause in den letzten Jahren ist bei den Münchnern nicht zu spüren. Geschickt mischen sie Songs der neuen CD zwischen ihren alten Krachern und jeder merkt, die Sportis haben sich nicht verändert. Natürlich bringen sie auch ihre Fußballsongs wie „Ich Roque“ oder das fast schon todgehörte „54, 74, 90, 2010“. Störend nur wenn in Sichtweite der Spielstätte des ruhmreichen Clubbs den Tripper-Sieger Bauern Lynchen gehuldigt wird. So sind halt die protzigen Münchner, keinen Respekt wenn man beim Glubb zu Gast ist. Natürlich betreiben die Sportis den üblichen Aufwand für ein riesiges Festival. Konfettiregen, ein riesiger aufgeblasener Gorilla (Kraftklub hatte da zwei sehr große Hände am Start) und zum Schluss bei der Zugabe ein Überraschungscoup. Sie spielen doch tatsächlich auf dem Dach der Bühne. Im Gegensatz aber zu Campino von den Hosen, der an gleicher Stelle immer höchst selbst hochgeklettert ist, haben sich die Sportis per Hubsteiger hoch bewegen lassen."
"Green Day bringen wie immer stadiontaugliche Punkrockunterhaltung vom Feinsten. Natürlich standardmäßig mit Konfetti, Pyros, fetter Lightshow, T-Shirts in die Menge feuern und schön, weil neu, eine Klopapierabrollmaschine. In den 140 Minuten dominieren zum Glück die alten Songs und weniger die Stücke ihrer letzten CD-Triologie. Erstaunlich fit sind die Altpunks, Schlagzeuger Tré Cool macht seinen Namen alle Ehre, Bassist Mike Dirnt legt die kraftvolle Grundlage und Sänger und Gitarrist Billie Joe Armstrong sorgt nach seinem erst kürzlich erfolgreichen Entzug für eine tolle Show. Einziger Wermutstropfen: Die Show wirkt etwas in die Länge gezogen. Die häufigen Mitmachaktionen nerven etwas. Die schöne Idee, Fans auf die Bühne zu holen und Singen bzw. an die Instrumente zu lassen, wird durch das mehrfache, langdauernde Wiederholen kaputt gemacht. Etwas weniger davon und ein paar Songs weniger, es wäre ein perfektes Konzert gewesen."

Sonntag
"Die Broilers kommen aus Düsseldorf und auch wenn der dortige Verein abgestiegen sind gehört die Oi-, Ska- und Punkcombo nach wie vor zur ersten Unterhaltungsliga. Spätestens mit dem zweiten und dritten Lied „Harter Weg“ und „Tanzt du noch einmal mit mir?“ ist die letzte Frage vom Publikum eindeutig beantwortet. So kann Sänger Sammy Amara genüsslich zwischen den Songs am Weißwein schlürfen, Bassistin Ines Maybaum mit dünner Stimme Wortbrocken in die Ansage einwerfen, bevor der wilde Ritt zwischen Ska, Rock, Punk, Reggae und Rockabilly weiter geht."

"Nach so viel Stilmix geht es geradlinig weiter. Bullet For My Valentine, auch Stammgäste beim RiP spülen die Ohren frei. Sehr bassiger Metal, druckvoll gespielt mit Gitarrenklängen der typisch britischen Steelschule, hoffentlich ist dies für die Waliser keine Beleidigung, dazu laute Bassdrums, jede Menge Geschwindigkeitswechsel, schöner Gesang und in der Rückhand mit Bassist James einen Top-Shouter. Zwischen dem Titelstück der neuen CD „Temper, Temper“ und dem schönen „The Last Fight“ vom Album "Fever" gab es auch noch ein tolles langes Gitarrensoli im Stil von Eddie van Halen."

"Die positivste Überraschung, auch weil eher zufällig in der Clubstage entdeckt, waren Kakkmaddafakka. Die sechs Norweger sind die Söhne von Kaizers Orchestra. Schon der Einmarsch der Sechs ist wunderbar skurril. Die zwei Backgroundsänger in Hemd mit Fliege posen was das Zeug hält. Die Musik mischt diverse Stile zu einer hüpf- und tanzbaren Mucke, angetrieben von zwei Musikern an den Percussions, Drums. Dazu kommt der sichtbare Spaß an der Show. Man kann sich schon auf ihren Auftritt im Oktober im E-Werk freuen."

"Dann gab es auch noch eine sehr negative Überraschung für mich. Eigentlich gefielen mir die Musik und die Show von 30 Seconds To Mars beim RiP 2010 und beim Solokonzert in der Arena 2011. Ihre Stücke sind richtig schöne Rockhymnen zum Mitgröhlen. Bislang waren 30 STM auch optisch eine Rockband. Jetzt ist es nur noch eine Ich-Show vom Sänger, Schönling und Schauspieler Jared Leto. Es wird zwar die opulente optische Show, neben dem üblichen, siehe Killers oder Green Day, auch zwei Artisten, geboten. Wenn solche Shows aber täglich zu sehen sind, ist es doch etwas leibert. Dazu labert Leto mit den ständigen und immer gleichen Mitmachaufforderungen die Stimmung runter, und weil dies offensichtlich nicht reicht kommt es immer wieder zu längeren Pausen, wo nichts zu sehen und nichts zu hören ist. Man fragt sich, ist die Show zu Ende, haben sie den Faden verloren oder ging was kaputt? Krönung, Leto verwechselte Rock im Park mit Rock am Ring und nachdem er Pfiffe erntete, entschuldigte er es mit dem Tourstress. Entweder Band und Crew hatten einen schlechten Tag oder Jared Leto wird zur Karikatur seiner selbst und hängt als Starschnitt nur noch bei sehr, sehr jungen Mädchen."

MATTHIAS SCHNITZLEIN (DJ) UND OASIS-FAN
"Warst bei Rock im Park? Bin jetzt übrigens Amon Amarth-Fan ,-)"

HAHNI (DJ) FAN VON ALLEM, WAS GUT IST
"Ich sag es mal so: anhand der vielen Volbeat T-Shirts, die man überall auf dem Gelände sehen konnte haben sie ein paar Leute angezogen. Das gespielte Set hatte genügend Hits und Spaß machen die Jungs nach wie vor. Songs wie "Sad Man's Tongue" werden einen immer mitwippen lassen und dafür sag ich danke!"
"Erstes absolutes Highlight des Festivals: Graveyard! Meines Wissens nach gibt es noch keine Zeitreisen. Dann fällt es mir sehr schwer dieses Phänomen zu erklären... Stehen die Jungs auf der Bühne leben die 70er wieder auf. Unglaubliches Gefühl für nach vorne treibende Rhythmen, gefühlvolle Zwischenparts und eine Stimme die man doch früher schonmal hören durfte und da schon immer glücklich dabei war. Ich hatte teils Pippi in den Augen, diese Band hat es einfach sooo drauf. Vielen Dank, Herr Lieberberg!

ANJA SCHROTH (.rcn)
"30 Seconds To Mars waren überragend und haben voll und ganz ihre Headlinerrolle am Sonntag erfüllt. Von Anfang an herrschte im Treiben der Menge gute Laune, die anbrandete sobald Sänger Jared Leto auf der Bühne stand und die ersten Töne von "Kings And Queens" erklangen. Vorwiegend wurden in den eineinhalb Stunden Songs vom alten Album gespielt, aber auch neue Songs wie "City Of Angels", "Do Or Die" und die erste Single - Auskopplung "Up In The Air" wurden begeistert von den Fans aufgenommen. Umrahmt von Videoclips, Trommlern und Turnern, sowie ständigen Highlights wie Feuerwerk, fliegenden Papierschnipsel und bunten Bällen sowie Wasserschwimmtieren in der Menschenmenge lieferte der charismatische Sänger mit seinen Bandkollegen ein exquisites Sangesrepertoire ab und gab auch schon mal Akustikständchen in der Menge ab und ließ sich bei selbiger auch feiern. Das letzte Lied widmete er auf deutsch den Flutopfern und feierte mit seinen Fans bei der Zugabe "Up In The Air" auf der Bühne. Ein grandioses Show- und Hörgenusserlebnis - immer wieder gerne!"
"Eine ganz andere Musikrichtung als 30 Seconds... lieferten für mich die Broilers ab, die vier sympathischen Jungs mit ihrer Frau in der Mitte. Sonntag gegen 18.20 Uhr zur besten Spielzeit lieferten die Düsseldorfer ihr buntes, punkiges Deutschrockrepertoire ab und sorgten schnell für Stimmung und gute Laune im Publikum. Die fleißigen Order an den letzten Wellenbrechern vor der Bühne meinten es aber wohl zu "gut" mit dem Abriegeln, weil sie ziemlich schnell mit dem Absperren bei der Sache waren und damit den Unmut der Broiler-Fans auf sich zogen. Aber die linke Seite der Securitys hatte dann Gott sei Dank ein Einsehen mit den Fans, die dann auch die letzten Minuten mit Sänger Sammy und Co. ganz nah genießen konnten. Supergute Laune-Band, die es lohnt, sich immer wieder anzuschauen!"