BIG ROCK
VAN HALEN
TOKYO DOME LIVE IN CONCERT
WARNER BROS. / WARNER
Es gibt immer noch einen größeren Fisch, der den darunter auf
frisst. Folgt man diesem Gesetz bei den Gitarristen, kommt man
am Ende wahrscheinlich bei Edward Van Halen heraus. Er steht
gewissermaßen über dem System, hat die Gitarrentechnik
revolutioniert und im schneller-höher-weiter-Wettbewerbsdenkmal
einfach den Schlussstein eingefügt. Ende der 70er Jahre begann
die Karriere von Eddie, Alex, dem charismatischen
Frauenschwarm, Frontturner und Sänger David Lee und
Baß-Pummelchen Michael. Dazwischen standen wegweisende Alben,
Sammy Hagar, Pophymnen, ein grauenhaftes Comebackalbum als
Spätwerk und schließlich die Reunion mit David Lee. Als ich die
ersten Takte des ersten wirklichen Livealbums der
Bandgeschichte mit Roth hörte, schoss es mir als Fan der ersten
Stunde durch den Kopf: „Oh mein Gott, dass ich das noch erleben
darf!“ Nachdem Eddie Van Halen mit dem vorletzten Albumoutput
Van Halen III und Gary Cherone als Sänger meine einstige
Lieblingsband ruiniert hat, erfolgt nur dieses Sahneteil! 2013
in Japan im riesigen Tokyo Dome ohne wirklichen Overdubs, mit
viel Livecharme und einer ansteckenden Spielfreude sowie einem
lustigen Diamond Dave am Mikro eingespielt. Und ich werde zum
Puristen und vergesse selbst den hervorragenden Sammy Hagar als
Sänger der erfolgreichsten Bandära, denn Dave ist halt einfach
eine arschcoole Sau. Völlig wurst, wenn er wie hier ab und zu
den Text auslässt oder Nonsens erzählt! Eddies Sohn Wolfgang
statt Michael Anthony am Bass, Bruder Alex Van Halen an der
Schießbude ergeben zusammen einfach Dynamit. Eine fast
zweihundertminütige Fahrt mit dem Toboggan durch alle Van Halen
Alben der Roth-Ära, ohne seltene Perlen wie „Fair Warning“ oder
„Diver Down“ links liegen zu lassen. Da kann der Fan schon
feuchte Augen bekommen. Roth spricht sogar fließend japanisch,
während die zweite Van Halen Generation aka Wolfgang Van Halen
am Bass einen verdammt guten Job macht. 100 % amerikanisches
Entertainment reinsten Wassers, und das macht ihnen einfach
keiner nach. Das ganze gibt es auch als Vinyl Box, dazu wurden
das Debut und „1984“ neu remastert ebenfalls neu aufgelegt,
wobei letzteres durch einen stark höhenlastigen Mix etwas
gewöhnungsbedürftig klingt.
7 von 9 Punkten
EF