PASSAGIER 23
SEBASTIAN FITZEK
PSYCHOTHRILLER
DROEMER KNAUR VERLAG, 426 Seiten, ISBN:
978-3-426-19919-0
Schon bisher war Sebastian Fitzek mit rund 4,5 Millionen
verkauften Büchern sehr erfolgreich. Mit seinem aktuellen
Psychothriller „Passagier 23“ dominierte er die
vorweihnachtlichen Bestsellerlisten 2014 und dürfte bald an der
5 Millionen-Grenze kratzen. Obwohl Fitzek Berliner ist,
schreibt er so flüssig wie die amerikanischen Erfolgsautoren
John Grisham oder Tom Clancy. Seine Stories sind ebenso gut und
akribisch recherchiert. Dazu kommen ständige Wechsel der
Erzählperspektiven und Szenarien. Man hört nicht mehr auf mit
dem Lesen, dafür sorgen schon die kleinen Kapital-Cliffhanger.
Fitzek selbst formuliert in der Danksagung am Ende des Bandes
sein Leitmotiv: „Ich bin alles andere als ein missionarischer
Autor. Ich will Sie unterhalten, nicht bekehren…“. Da darf man
sich natürlich nicht an der sehr unrealistischen Story mit
zahllosen Wendungen stören. Natürlich ist für Hobbypsychologen
im Psychothriller genügend Stoff enthalten, für
Nicht-Psycho-Fans wohl deutlich zu viel. Es wimmelt vor
sexuellem Missbrauch, insbesondere von Müttern an ihren
Kindern, nicht verarbeiteten persönlichen Schicksalsschlägen
und sonstigen seelischen Deformationen. Der Plot spielt auf
einem Kreuzfahrtschiff und für Fans dieser Fahrten enthält die
Geschichte den verstörenden Fingerzeig, dass auf diesen
schwimmenden Kleinstädten die Ordnungsmacht schlicht fehlt. So
verschwinden jedes Jahr zwei Dutzend Menschen spurlos auf
Kreuzfahrtschiffen. Hier setzt „Passagier 23“ an, Synonym
dafür, dass im Schnitt jährlich 23 Passagiere verschwinden.
Martin Schwarz ist Berliner Polizeipsychologe. Er hat vor
Jahren seine Frau und seinen Sohn auf einer Kreuzfahrt auf der
„Sultan of the Seas“, ohne dass sie eine Spur hinterlassen
haben, verloren. Diesen Verlust, diesen vermeintlichen
Selbstmord kann er bis heute nicht verarbeiten. Er nimmt sehr
gefährliche Undercover-Aufträge an, die ihn häufig in
Lebensgefahr bringen. So lässt er sich mit HIV infizieren, um
an einer sadistischen Vergewaltigungsparty teilzunehmen. Eines
Tages erhält er den Anruf einer älteren Frau, die als
Thrillerautorin auf dem Kreuzfahrtschiff „Sultan of the Seas“
lebt. Als sie sagt, dass Beweise für das Verschwinden seiner
Familie vorlägen, reist er sofort zum Schiff. Dort trifft er
auf jede Menge mysteriöser Figuren wie das pakistanische
Zimmermädchen Shahla, das vor einigen Monaten verschwundene
Mädchen Anouh, Mutter Juli und Tochter Lisa, die Sex mit dem
gleichen Mann hatten, die Ärztin Elena Beck usw. Mit diesen
verschiedenen, jeweils problembeladenen Figuren nehmen die
unheilvollen Wendungen ihren Verlauf.
ROHO
6 von 9 Punkten