SOFT PROG / BALLADEN-LIGHT-METAL
HIMMEL
A LONG COLD WINTER
LGD RECORDS / AMAZON
Italiener, die eine Scheibe “Long Cold Winter” nennen? Klingt
etwas komisch. Als wenn ein Isländer über Sandstrand und Surfen
dozieren würde. Luca Bluefire könnte ja auch aus den Abruzzen
stammen, wo es im Winter, siehe „Name der Rose“, auch mal
frisch werden kann. Die Scheibe ist durchweg angenehm
arrangiert, Luca hat einen starken Rockhintergrund und hat sich
für das Album verschiedene Sängerinnen geholt, die Gitarre wird
mehr rythmisch gezupft als gestrichen und nur selten
durchdringt ein fettes Riff aus Gründen der Dramatik die locker
flockigen, sehr hallorientierten Kompositionen mit leichter
Schlagseite zu klassischen Strukturen. Wer also Zeugs wie Long
Distance Calling oder Anathema hört, kann die Scheibe unbesehen
kaufen. Stimmungsvolle Musik auf hohem Niveau, für die es
defininitiv einen Markt geben würde, nur dringen solche
Scheiben halt leider kaum zum Endverbraucher durch. „Himmel“
könnte wirklich einer breiten Masse gefallen, auch
Feinschmecker werden ihre Freude daran haben, weil der Künstler
selten ins schmalzige oder esoterische abdriftet. Vielleicht
findet sich auch ein findiger Mediengestalter, der gerade einen
Naturfilm schneiden und vertonen muss, denn hierfür eignet sich
das Projekt hervorragend. Progfans aus der Pink Floyd Ecke, die
auch mal Steve Hackett, Porcupine Tree oder Krautrock auflegen,
können hier nichts verkehrt machen, sofern sie weibliche
Stimmen mögen.
6 von 9 Punkten
EF