DEBAUCHERY
F*CK HUMANITY
MASSACRE RECORDS / SOULFOOD
Seit Jahren hat Bandchef Thomas Gurrath ein kreatives Hoch.
Sei es mit seiner Nebenspielwiese "Blood God" oder mit seiner
Hauptband "Debauchery". Mit dem Knüppel in der Hand und viel
Spaß in den Backen zertrümmert er und seine Mannschaft
regelmäßig die Lautsprecher seiner Fans mit hochwertigen
Veröffentlichungen. "F*ck Humanity" macht da auch keine
Ausnahme, kriegt man doch genau das, was man von der Band
erwartet: Ultragroovigen Death Metal mit Hard Rock Schlagseite.
Aber halt. So ganz wie erwartet läuft´s dann doch nicht ab.
Musikalisch zeigt man ungeahnte neue Facetten. Diese halten
sich zwar in Grenzen, doch lassen sie den Hörer mehrmals
aufhorchen. So benutzt Gurrath neben den Growls manchmal auch
seine normale Singstimme. Ein cleverer Schachzug um sein
enggestecktes Genrekorsett zu erweitern. Zumal die dunkle und
leicht kratzige Klangfarbe gut zu den Songs passt. Der
Akustikgitarre wird auch etwas mehr Platz eingeräumt. Lockert
sie das Inferno von Zeit zu Zeit sinnvoll mit einigen Breaks
auf. Gerade in "Kneel Before The Dragon Gods" kommen all diese
Neuerungen zum Einsatz und machen diesen zum
abwechslungsreichsten Song der Platte. Die allergrößte
Überraschung kommt aber ganz am Schluss mit "To Hell". Eine
sehr finstere und doch gefühlvolle Ballade ohne Death Metal
Vocals. Ein Highlight von einer Band, von der man sowas am
wenigsten erwartet hätte. Debauchery klingt 2015 so variabel
wie noch nie. Inhaltlich gibt´s abermals die üblichen Gore und
Grütze Texte aus der Warhammer ähnlichen Fantasy Welt von
Thomas Gurrath. Doch geht man hier einen Schritt zurück.
Ähnlich wie auf den ersten Platten ist der typische Debauchery
Humor der späteren Alben weniger vertreten. Hatten die
Vorgänger teilweise noch komplett ironische Texte, die mit den
ganzen Death Metal Klischees spielten, kommt diese Platte eher
düster daher, wie keine Veröffentlichung mehr seit "Torture
Pit" (2005). Aber keine Sorge. Die Scheibe hat noch mehr als
genügend Abrissbirnen parat, damit keiner enttäuscht zurück
bleibt. "German Warmachine", "Ironclad Declaration Of War",
"Gorezilla", "For The Emperor" und "King Of The Killing
Zone" sind genau die Nackenbrecher, die man von der Band hören
will. Schwer, fett produziert und eingängig. Da fühlt man sich
als Fan gleich zuhause. Vor allem "Warmachine" und "Ironclad"
entpuppen sich als die ganz großen Hits der Scheibe. Die
einzigen Schwachstellen befinden sich in der zweiten Hälfte.
Das speedige "Zombie Extermination Crusader" rauscht einfach
durch die Gehörgänge ohne hängen zu bleiben und die deutschen
Strophen von "The Horrors In The Forest" sind ungelenk
formuliert und tendieren immer zur unfreiwilligen Komik. Auf
Englisch klingt das alles dann doch sehr viel besser. Noch ein
paar Worte zu den beiden Bonus CDs des 3CD Digipacks: Auf der
"Balgeroth" Scheibe befinden sich eine Zusammenstellung von
sieben neuen und zwei alten Nummern. Allerdings diesmal in
deutscher Sprache. Naja, als Gag ganz nett. Mehr aber nicht.
Auf der dritten CD dann das gleiche Spiel. Vier neue Lieder in
der allesamt gelungenen "Blood God" Fassung (Brian Johnson /
Udo Dirkschneider Stimme) und dazu noch ein "Painkiller" Cover
von Judas Priest, das sich recht nah am Original orientiert.
Live war es auf der letzten Tour jedenfalls grandios. Wer also
mit der Band bisher nichts anfangen konnte, wird seine Meinung
auch jetzt nicht ändern. Alle anderen dürfen sich auf ein
tolles Debauchery Album freuen, das mit kleinen Überraschungen
aufwartet, aber genau das liefert, was die Fans hören wollen.
Oder um es mit einem Song seines Big Ball Albums zu sagen:
Groove Monster Machine: Groovy!
8 von 9 Punkten
STS