Champions des Rock´n Roll
Die Rolling Stones 2014 in Düsseldorf - letztmals in
Deutschland?
Von Helmut Oelschlegel (Text und
Fotos)
>>>HIER GEHT ES ZUR
BILDERGALERIE AUF FACEBOOK<<<
Wer vor 50 Jahren geglaubt hat, es würde sich um ein
vorübergehendes Phänomen handeln, hat sich gewaltig geirrt. Vom
damaligen Manager Andrew Loog Oldham als Anti-Beatles in Szene
gesetzt, sind die Rolling Stones zum Mythos der Moderne
emporgestiegen, als ewig junge Rock-Ur-Opas zum
Millionen-Unternehmen avanciert und als Rock-Dinos mit dem Ruf
der größten Rock'n'Roll-Band aller Zeiten in die Rock'n'Roll
Hall Of Fame eingezogen. Die einstmals „Bösen Buben“ verkauften
weltweit bis heute rund 200 Millionen Alben, keine andere Band
hatte mehr Top Ten Hits weltweit. 2012 feierten sie ihr
50-jähriges Bühnenjubiläum und in den letzten Jahren
begeisterten die Stones ihre Fans mit der Veröffentlichung des
Dokumentarfilms "Crossfire Hurricane", dem Greatest-Hits-Album
"Grrr!", einem Headliner-Auftritt beim Glastonbury Festival und
zwei ausverkauften Hyde Park Konzerten in London vor 120.000
Zuschauern mit aktueller „Sweet Summer Sun“ CD- und DVD.
Auch im Jahr 2014 halten die beiden Gründungsmitglieder, die
„Glimmer Twins“ Mick Jagger (geb. 26.7. 1943) und Keith
Richards (geb. 18.12.1943), die Band immer noch zusammen und
füllen nach wie vor die Stadien dieser Welt. Im Februar
starteten Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ronnie
Wood ihre „14 ON Fire“ Worldtour in Abu Dhabi. In deren Rahmen
machten sie im Juni nun auch in Deutschland auf der Waldbühne
in Berlin und im Esprit Stadion in Düsseldorf Station.
Auch wenn Fortuna den Düsseldorfer Fußballern zuletzt kein
Glück brachte, so konnten sich die deutschen Tourpromoter von
DEAG, die Local Promoter und das Stones-Management über ein
volles „Esprit“-Stadion mit Ticketpreisen zwischen 172 und 293
Euro freuen. In weniger als einer halben Stunde war das
Kartenkontingent der über 50.000 Zuschauer fassenden Sportarena
ausverkauft. Die Euphorie in der Arena war groß wie bei einem
Tor in Brasilien, weshalb angesichts der zu erwartenden über
zweistündigen Show der Supportact Temperance Movement
überflüssig schien. Schon lange vor Showbeginn tummelten sich
die zum Teil weit angereisten Fans vor der Halle, darunter auch
ein Japaner als Hardcore-Fan und der Chef des
Stones-Fan-Museums aus Lüchow, Ulrich Schröder.
Mit einem multimedialen Intro ließen die Stones den
Springteufel aus der spektakulären Lightshow: „Jumpin´Jack
Flash!“ Krachend wie ein Steinschlag donnerte das erste
Gitarrenriff von Keith Richards in die Halle und Mick Jagger
begrüßte seine jung gebliebenen Alt-Fans so wie einige deren
Kinder und Enkelkinder in Deutsch: „Es ist schön, wieder in
Deutschland zu sein!“ So, „Let´s Spend The Night Together“,
yeah!
Kein Face Lifting, keine Scheu vor so manchem, mit breitem
Grinsen quittierten Fehlgriff auf den sechs Saiten. Alles
wirkte authentisch, auch der teils etwas holprige Sound mit all
den bekannten Ecken und Kanten. Aber gerade das macht die
Stones aus mit ihrem gelebten Credo: „It´s Only Rock'n'Roll,
But We Like It!“ Bill Wyman, der längst mit seinen Rhythm Kings
relaxten Bar-Blues macht, wurde wieder durch Daryl Jones am
groovenden Bass ersetzt und Keyboarder Chuck Lavell
komplettierte den R´n´B-Sound mit schnörkelreichem Pianospiel.
Zu allem schlug der 73-jährige Charlie Watts ganz relaxt in
stoischer Gleichmut den Rhythmus wie immer.
Passend zu den Düsseldorfer Toten Hosen moderierte Mick Jagger
den „Song by re-quest“ ein: „An Tagen wie diesen“ gibt es
„Streetfighting Man.“ Die Fußball-Arena tobt. Der Schwerpunkt
des gesamten Live-Repertoires lag denn auch zur Freude der Fans
auf älteren Titeln, wie zum Beispiel aus dem legendären „Let It
Bleed“ Album das selten live gehörte elegische „You Got The
Silver“ mit akustischen Gitarren. Zwischendrin löste Keith
Richards den Springteufel am Mikro mal für zwei Titel ab und
ließ ganz cool sein dreckiges „Can´t Be Seen“ vom Stapel -
genial skelettiert für eingefleischte Stones-Fans, leicht
abgedreht wirkend fürs Jungvolk.
Auch wenn der einstige Schock mit „Sympathy For The Devil“
inklusive roter Federboa mehr zum zeitgeistigen Schick voller
„Doom And Gloom“ mutierte, mündete alles letztlich doch im
unkaputtbaren Rock'n'Roll, nun durchaus mit
„Satisfaction“-Garantie. Da wird nochmal die alte „Honky Tonk
Woman“ bemüht und Alt-Stone Mick Taylor darf auch nochmal die
Bühne entern und den „Midnight Rambler“ mimen, womit er bewies,
dass er immer noch genauso viel Blues-Feeling wie Ron Wood
besitzt, der für gekonnte Riffs an passender Stelle sorgte.
Zwischen rhythmisch stampfendem „Brown Shugar“ gab es immer mal
wieder auch echten Blues mit unterstützender attraktiver
Womenpower, vor allem von Lisa Fischer: „Gimme Shelter!“ Und
sogar Mick Jagger griff ab und zu statt ans Mikro in die Saiten
einer Fender-Strat oder bearbeitete eine Mundharmonika um „Out
Of Control“ leicht schrill sein Solo zu liefern.
Angesichts unzähliger Hits hieß es am Ende verständlicherweise
dann zur ersten Zugabe „You Can´t Always Get What You Want“ mit
großem Chor, Horn und einem Mick mit schräger Kappe auf der
Föhn-Frisur und Westerngitarre. Doch mit dem 19. Titel des
Abends blieben letztlich nur wenige Wünsche offen, als zuletzt
das unvermeidliche „Satisfaction“, soundtechnisch etwas
aufgehübscht, mit reichlich nostalgischer Wehmut erklang. War
es diesmal tatsächlich das letzte Mal?
Rolling Stones am 19.06.2014 in Düsseldorf /
ESPRIT Arena (Stadion)
Setlist Rolling Stones live in Düsseldorf:
1. Jumpin´Jack Flash
2. Let´s Spend The Night Together
3. It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It)
4. Tumbling Dice
5. Worried About You (mit Mick Jagger am Piano)
6. Doom and Gloom
7. Get Off of My Cloud (by request)
8. Out of Control
9. Honky Tonk Women (+ Bandvorstellung)
10. You Got the Silver (Keith Richards on lead
vocals)
11. Can't Be Seen (Keith Richards on lead vocals)
12. Midnight Rambler (mit Mick Taylor)
13. Miss You
14. Gimme Shelter
15. Start Me Up
16. Sympathy for the Devil
17. Brown Sugar
Zugaben:
18. You Can't Always Get What You Want (mit Chor)
19. I Can't Get No Satisfaction (mit Mick Taylor)
Kauftipp:
DVD/BR/LP/CD The Rolling Stones "Sweet Summer Sun–Hyde Park Live" VÖ: 08.11.2013