EISZEIT
VAL MCDERMID
THRILLER
DROEMER KNAUR VERLAG, TASCHENBUCH, 510 Seiten ISBN:
978-3-426-51519-8
Die schottische Krimi-Autorin Val McDermid gehört zu den
Großen der britischen Krimiszene. Die Vielschreiberin, deren
bekannteste Figuren die lesbische Journalistin Lindsay Gordon,
die Privatdetektivin Kate Brannigan und in einer dritte Reihe
der Profiler Tony Hill und Dectectiv Inspector (DCI) Carol
Jordan als Hauptakteure sind, hat zahlreiche Preise und
Auszeichnungen erhalten. In ihren Krimis thematisiert sie immer
wieder sexuelle Gewalt, sexuelle bedingte Verhaltensstörungen
und Homosexualität. Damit jetzt kein falscher Eindruck
entsteht, McDermid engagiert sich seit Jahren für die
Gleichstellung Homosexueller. „Eiszeit“ ist schon der achte
Fall um Hill und Jordan. Teilweise ist dies spürbar, denn
McDermids Story ist ziemlich unrealistisch konstruiert worden,
um was Neues zu erzählen und genauso unrealistisch finden sich
zum Schluss wieder alle Akteure zusammen. Carol Jordan hat nach
den traumatischen Erlebnissen um den Mord an ihrem Bruder und
seiner Frau ihren Job hingeworfen und lebt allein. Sie gibt
Tony Hill die Schuld an den Morden, da er sie als Profiler
nicht rechtzeitig vorhergesehen hat und verweigert jeglichen
Kontakt zu Hill. Beide kämpfen jeweils alleine mit dieser
Entfremdung und ihren Schuldgefühlen. Gleichzeitig werden in
Bradfield Frauen entführt und ermordet. Frauen, die eine
Ähnlichkeit mit Carol Jordan haben. In dem Fall ermittelt ein
Team um die ehrgeizige DCI Fielding. Vom früher bekannten Team
um Jordan ist nur noch Paula McIntyre dabei. Die Geschichte ist
in der aktuellen britischen Gesellschaft angesiedelt, mit
zahlreichen Seitenhieben auf die kaputtgesparte britische
Polizei und die inzwischen sehr schlechte öffentliche
Infrastruktur. Die Geschichte wird, wie gewohnt, aus
verschiedenen Erzählerperspektiven wiedergegeben. Eine
Perspektive ist die des Täters. Sein massiv gestörtes
Verhältnis zu Frauen und deren Weigerung, ihm zu dienen,
erklärt er so: „Es war zum Verrücktwerden. Warum waren Frauen
nur so dumm?“ Aus dieser Logik heraus muss er die Frauen
bestrafen. Natürlich lässt McDermid bis zum Schluss die Leser
im Unklaren, wer es tatsächlich ist. So bleibt das Buch Seite
für Seite spannend und ist wie gewohnt gut und flüssig zu
lesen. Wie für einen guten Krimi selbstverständlich, wird alles
detailreich beschrieben und dank der wechselnden
Erzählperspektiven kann man sich leicht in die einzelnen
unterschiedlichen Charaktere reinversetzen.
ROHO
6 von 9 Punkten