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SO WAR: ROCK IM PARK 2015 NACHLESE FREITAG, 05.06.2015

Hier unser Rock im Park Rückblick in der Langversion. Wir beginnen mit dem Freitag, 5. Juni 2015, der Auftakt. Ihr lest unsere "leicht sarkastische" Festivalrezi, meisterhaft von Lea Biermann verfasst, die Fotos hat unser Azurro-Fotografiemeister Matteo Salasnich geschossen.
SO WAR: ROCK IM PARK 2015 NACHLESE FREITAG, 05.06.2015

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FREITAG, 5. JUNI 2015, ROCK IM PARK NACHLESE

„Smells like Park Spirit“ warnt noch der Chef bei Ticketübergabe, denn `s is wieder Rock im Park! Und das am ersten Tag zu hören, ohne das Gelände überhaupt nur ansatzweise tangiert zu haben, weckt heikle Skepsis. Tatsächlich riecht man es, aber eher die auffallende Abwesenheit gewisser Gerüche, auf die man nach Jahren einfach konditioniert ist, wenn man das geschichtsträchtige Gelände rund um das Zeppelinfeld und die Nürnberger Arena betritt. Die Sinneseindrücke beschränken sich also eher auf das pH-neutrale Spektrum, denn die Dixi-Klos bereiten bisher in den gefühlten 50° noch keine ätzende Säure auf, wie spätestens dann 24h später.

Aber ohne das Zeit-Raum-Kontinuum durcheinanderbringen zu wollen und in die Vorzeitigkeit einsteigen zu wollen, erst einmal in der Gleichzeitigkeit die präventiv parfümiert und geduschten Festivalgänger genießen, die auch noch relativ nüchtern sind, denn es ist ja noch früher Nachmittag. Und das ist auch gut so, denn sonst müsste man sich ja gar noch schämen, dem schnieken Briten in Hemd und Krawatte gegenüber zu stellen, der zumindest für mich persönlich den Festivaleinstieg und gleichzeitig absolutes Highlight (so als Straight-Edge-Die-Hard-Fan) bedeutet: Frank Turner mit seinen Sleeping Souls.

Denn Hozier (ursprünglich an dieser Stelle gesetzt) hat sich spontan entschieden, krank zu werden, weshalb letzten Endes eben der „skinny half-arsed english Country-Singer“ aushilft, der eigentlich am Samstag auf einer anderen Bühne gespielt hätte. Exakt diesen Wechsel kriegen viele nicht mit und deshalb bleibt nur die Spekulation, gleichzeitig auch dieses besitzbeanspruchendes Befürchten, dass im Rahmen der regulären Spielzeit eventuell mehr Publikum gekommen wäre. Turner selbst driftet auch etwas in die Vorzeitigkeit ab, denn er spielt gleich zwei Songs vom neuen Album, dessen Release-Datum im Sommer diesen Jahres er nebenbei mal in den Park wirft. Respekt an dieser Stelle übrigens an die komplette Gleichgültigkeit, die er immer an den Tag legt, wenn es um unveröffentlichte Songs geht, die aus Erfahrung bei jeder Show dank YouTube-Mitschnitten innerhalb kürzester Zeit auch schon an Jungfräulichkeit verlieren. Und Schande über die Pfosten, die beim Singalong bei ‚Wessex Boy‘ selbst beim Rhythmuswechsel immer noch nicht gerafft haben, dass Bababababadaba nicht mehr ist.

Vom instant-grinsenden FTHC dann in die dunkle Alternarena mit den noch dunkleren Dolomite Minor, die ihre Setlist ziemlich mondän herunter schrubben. Selbige Setlist wurde beim Schwester-Festival Rock am Ring übrigens schon im Vorneherein auf der Website veröffentlicht, was im Nachinein dann die Möglichkeit bietet, sich Diesen-geilen-letzten-Song nochmal zu Gemüte zu führen. Die folgende Band Annenmaykantereit bietet den songetechnischen Antagonismus zum grungigen Dolomite Minor-Sound, denn die sind schneller, folkiger, bluesiger, poppiger und augenscheinlich auch so etwas wie eine Wunderkerze, die im Hinterzimmer der deutschen Musiklandschaft glüht und aber das Grinsen der vielen Anwesenden hell erleuchtet. Wenn man kurz die Augen schließt und die Stimme wirken lässt, stellt man sich eher einen groß gewachsenen, stark bärtigen Muskelbatzen vor, aber denkste! Nie gedacht, dass offenbar ein Stimmorgan existiert, das mit Marcus Mumford konkurrieren könne! Die einzige Frage, die noch im ziemlich überfüllten Raum steht, ist, warum dieser Publikumsmagnet keine bessere Spielzeit bekommt, und warum ‚Sometimes I Like To Lie‘ schon nach einem Hören nicht mehr aus dem Kopf geht.

Beim Melodic-Deutsch-Punk-Poker muss die Turbostaat-Jugend einige Ohrenpaare an die Beatsteaks abtreten, weil parallele Spielzeit, was echt schade ist, da ich persönlich Turbostaat noch nie so gut gesehen habe, wie an diesem Tag. Mit ihrem Perser-Teppich und Lampenschirmchen pimpen sie Omas Hütte um einiges auf. Und irgendwie erscheint die Halle plötzlich nicht mehr halb leer, sondern halb voll, als dann der erste Song abklingt in einer beeindruckenden Akustik, die keine Selbstverständlichkeit ist bei Rock im Park, wie man auch noch im Laufe der nächsten Konzerte feststellen wird.

Turbostaat wird sich also mit Wonne ganz angesehen, dann geht es zum Reste essen bei den Buletten. Viel kriege ich ja nicht mehr mit, aber das Sabotage-Cover haut schon ‚gscheid nei‘, ebenso ‚So Lonely‘. Zur Prime-Time trauen sich dann die Foo Fighters auf die Zeppelin-Stage mit einer ziemlich provozierend-guten Setlist, welche anfangs ausschlielich mit ‚Hits‘ gespickt ist. Der Terminus ‚Hit‘ beschreibt bei den Foo Fighters also, ein komplettes Album einfach runter zu spielen. Und davon gibt es ja genug, um die Leute zum Bleiben zu bewegen. Also nicht zu bewegen. Aber zu tanzen. Gezündet wird gleich mit ‚Everlong‘; Dave Grohl begründet postum: „We’re gonna be here for a long, long time“ und betont das auch das ein oder andere Mal während der Show. Generell betont Dave Grohl offenbar sehr gerne. Bis zum nächsten Song könnte man auch zum Burger King gehen und nen Burger verputzen, und bei der Rückkehr würde Grohl vermutlich noch immer mit seinem ausgewählten Opfer im Publikum anbandeln.

Lea Biermann

NACHLESE ROLAND HORNAUER

Es war fast so heiß und mit Ausnahme der Nacht zum Sonntag, so trocken wie im letzten Jahr. Wenn es so weiter geht, wird RiP zum Wüstenfestival. Auffällig, dass das ganze Drumherum immer professioneller wird, vom Eingangsbereich bis zu den Bühnenbereichen. Dazu gehört erfreulicherweise auch, dass die Security immer entspannter wird, einen beim Passieren der Zonen abklatscht oder die Wartenden mittels selbst gebastelter Schilder animiert.

Dazu gehört aber auch, dass versucht wird, jeden zusätzlichen Euro einzunehmen. In der Vergangenheit hatten beispielsweise die Heimschläfer aus der Region gegen Vorlage des Personalausweises das Müllpfand für Camping erstattet bekommen. Jetzt bekamen nur Nürnberger die Erstattung, ich als Erlanger ging im Gegensatz zum Vorjahr leer aus. Auf Nachfragen hieß es, in den Vorjahren war der Festivalveranstalter halt kulanter. Super, wenn nur Tickets mit Camping verkauft werden. Nun aber zur Musik.

Freitag 5. Juni 2015

Papa Roach rockten die zu diesem frühen Zeitpunkt, 15.45 Uhr war es, volle Park Stage. Sie spielten ein Medley ihrer bekannten Nummern und die Menge ging auf das heftigste ab. Lamb of God spielten dann vor einer nur halb gefüllten Stage und waren einer der wenigen Bands bei denen der Sound nicht ganz so toll war oder spielen sie immer so einen Metallbrei?  Gewohnt gut die Beatsteaks, auffällig, die reduzierten Ansagen zwischen den Songs, gab es da vertragliche Vorgaben sich mehr auf die Musik zu beschränken. Nach einer Stunde gingen sie 30 Minuten zu früh von der Bühne. Nachdem vergessen wurde Zugabe zu rufen, mussten sie einfach so wieder kommen und ihr weiteres Programm abspulen. Danach der Headliner und für mich das absolute Highlight des Festivals, die Foo Fighters. Über zweieinhalb Stunden Rock satt, gespielt mit viel Lust und Freude. Ohne jeglichen Schnickschnack wie Pyros oder Konfetti gebracht, voller Energie und ohne große Pausen. Dave Grohl und seine Männer at it`s best oder anders gesagt, so bleibt Rockmusik jung.

Roland Hornauer