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SO WAR: ENTER SHIKARI, HIRSCH-NBG. AM 14.01.2015, .rcn präsentierte

Wer sich die .rcn-Hefte 183-185 etwas aufmerksamer durchgelesen hat, dem dürfte nicht entgangen sein, dass wir große Stücke auf das neue Album der spannenden und innovativen Engländer von Enter Shikari setzen. Dass wir damit nicht allein sind, sah man Mitte Januar im Nürnberger Hirsch, wo das Quartett für eine volle Hütte sorgte. Zwei Generationen .rcn waren zur Berichterstattung vor Ort, weswegen für die Konzertrezi unser völlig Shikari-verblendetes Readaktionsküken Mikkel aus Lönneberga zuständig war. Hier sein Bericht:
SO WAR: ENTER SHIKARI, HIRSCH-NBG. AM 14.01.2015, .rcn präsentierte
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Mit Vorfreude auf einen absolut geilen Abend schnürten wir unsere Schuhe beim Vorglühen in der Redaktion, um sich umgehend und umweltneutral per Öffis zum Hirsch zu begeben. Die Vogelweiher-Avenue war komplett mit Autos zugeparkt, denn an diesem Abend gab sich niemand anderes als eine der spannendsten und innovativsten Bands der heutigen Zeit, Enter Shikari, die Ehre. Den Einstand machten aber erst einmal die Gentlemen der Crossover-Truppe HACKTIVIST. Ob die für dicke Griffbretter Kilometergeld bekommen, weiß ich nicht, aber wenn der Gitarrist und der Bassist zusammen vierzehn statt zwölf Saiten aufgespannt haben, ist das echt eine Kampfansage an die Frickler von Dream Theater mit ihrem Progrock aus einer ganz anderen Rockmusikecke. In deren Genre werden ja meist zwei Saiten mehr auf Gitarre und Bass gespannt. Hacktivist hingegen nutzen für ihren Ghettocrossover in bester 90er-Tradition bestenfalls die Hälfte ihrer Strings. Ist halt wie bei Mad Max, man hat ja noch den Extrahebel für die Nitroglyzerineinspritzung...

Die Gitarren mit acht fingerdicken Saiten bestückt und auf Drop A gestimmt, paarte sich der tiefe Sound mit Rapgesang der beiden Frontmänner Ben Marvin und Jermaine Hurley. Ein Breakdown jagte den Nächsten, was aber nicht weiter störte, da es als Gesamtpaket stimmte und das Wunschdenken um eine baldige Wiedergeburt des Nu Metals die Handflächen leicht feucht werden ließ. Sie hatten acht Songs im Gepäck, u.a. auch das Jay-Z Cover „Niggahs In Paris“ und auch neues Material, das es teilweise noch nicht einmal auf YouTube oder sonstigen Plattformen zu sehen oder zu hören gibt. Bald werden sie ihre erste Platte veröffentlichen und ich kann jedem nur ans Herz legen, dass er zumindest mal ein Öhrchen riskiert. Ältere Semester wie Andrew und Don Ewaldo faselten etwas von „Die klingen wie Stuck Mojo früher, bloß musste man bei denen immer lachen, weil die so herrlich überzogen waren!“ Beide brachten noch eine angebliche frühere Nürnberger Kultband ins Spiel namens Blue Manner Haze. Muss ich mal googeln...

In der Pause: Schnell zum Merchstand geeilt, Enter Shikari Shirt eingesackt und ab nach vorne, denn man will ja die ganze Energie spüren. Obwohl sie eine der Bands sind, die mühelos mit nur einem Song ganze Hallen, ach was red ich, ganze Städte in ihren Bann ziehen könnten. Angefangen wurde mit „Statues/Solidarity“, was den Saal schon dermaßen zum Kochen gebracht hat, dass einem Hören und Sehen verging. Es folgten „The Paddington Frisk“ und „Destabalise“, die nicht minder gut abgingen. Als Sänger Rou vor „Destabilse“ die Ankündigung machte: „It’s time to destabilise this club, Nuuurnbööörg!“, gab es in den Frontreihen kein Halten mehr und es wurde wilder gepogt, als bei einer Stampede.

Mit „The Last Garrison“, welchen Gitarrist und Bassist komplett in der Zuschauermenge spielten, wurde der erste Song vom aktuellen Album „Mindsweep“ vorgetragen, den sie trotz Zweifels der Band, ob sie das neue episch fett produzierte Material auch auf die Bühne bringen können (siehe Interview Heft 185), hervorragend umsetzten. Die erste Single-Auskopplung „Never Let Go Of The Microscope“ wurde ebenfalls mit Bravour gemeistert, was auch mein persönlicher Favorit auf „Mindsweep“ ist. Das nächste Highlight war dann, als Energiebündel Rou Reynolds - man könnte ihn auch Mikrofongott nennen - bei „Slipshod“ spontan Mikroständer und Gitarre einsackte, um mit seiner perfekt sitzenden Tweetjacke durchs Publikum zu wandern. Zwischen Mischpult und Theke war dann ein schönes Plätzchen gefunde und Rou beendete das Lied und Bad in der Menge im Blitzlichtgewitter der Smatphonefraktion. Anschließend krallte er sich das Bier eines daneben stehenden Fans, kippte es herunter mit der kurzen Aussage „Cheers“, kletterte auf die Bar und balancierte sich seinen Weg wieder auf seinen angespannten Platz.

Weiter ging es mit den Klassikern „Mothership“ und „Juggernaut“, nur um dann mit dem brandneuen „Anaesthetist“ die Menge komplett zum kollabieren zu bringen. Als Zugabe wurde die Mid-Tempo Ballade „Constellations“ vom Vorgänger „ A Flashflood Of Colours“ zum Besten gegeben, bevor sie sich mit einem ordentlichen „Sssnakepit“ verabschiedeten. Das Fazit fällt eindeutig aus, weil man über die Band einfach nichts Negatives verlauten lassen kann. Selten sieht man Musiker, die sich emotional und physisch in ihre Musik so reinknien, wie diese vier Halunken. Es macht einfach Spaß zuzuschauen und die Tage bis zum nächsten Konzert werden schon hastig gezählt.

Michel Müller/Ewald Funk