>>>ZUR BILDERGALERIE AUF
FACEBOOK GEHT ES HIER LANG...<<<
Mit Vorfreude auf einen absolut geilen Abend schnürten wir
unsere Schuhe beim Vorglühen in der Redaktion, um sich umgehend
und umweltneutral per Öffis zum Hirsch zu begeben. Die
Vogelweiher-Avenue war komplett mit Autos zugeparkt, denn an
diesem Abend gab sich niemand anderes als eine der spannendsten
und innovativsten Bands der heutigen Zeit, Enter Shikari, die
Ehre. Den Einstand machten aber erst einmal die Gentlemen der
Crossover-Truppe HACKTIVIST. Ob die für dicke Griffbretter
Kilometergeld bekommen, weiß ich nicht, aber wenn der Gitarrist
und der Bassist zusammen vierzehn statt zwölf Saiten
aufgespannt haben, ist das echt eine Kampfansage an die
Frickler von Dream Theater mit ihrem Progrock aus einer ganz
anderen Rockmusikecke. In deren Genre werden ja meist zwei
Saiten mehr auf Gitarre und Bass gespannt. Hacktivist hingegen
nutzen für ihren Ghettocrossover in bester 90er-Tradition
bestenfalls die Hälfte ihrer Strings. Ist halt wie bei Mad Max,
man hat ja noch den Extrahebel für die
Nitroglyzerineinspritzung...
Die Gitarren mit acht fingerdicken Saiten bestückt und auf
Drop A gestimmt, paarte sich der tiefe Sound mit Rapgesang der
beiden Frontmänner Ben Marvin und Jermaine Hurley. Ein
Breakdown jagte den Nächsten, was aber nicht weiter störte, da
es als Gesamtpaket stimmte und das Wunschdenken um eine baldige
Wiedergeburt des Nu Metals die Handflächen leicht feucht werden
ließ. Sie hatten acht Songs im Gepäck, u.a. auch das Jay-Z
Cover „Niggahs In Paris“ und auch neues Material, das es
teilweise noch nicht einmal auf YouTube oder sonstigen
Plattformen zu sehen oder zu hören gibt. Bald werden sie ihre
erste Platte veröffentlichen und ich kann jedem nur ans Herz
legen, dass er zumindest mal ein Öhrchen riskiert. Ältere
Semester wie Andrew und Don Ewaldo faselten etwas von „Die
klingen wie Stuck Mojo früher, bloß musste man bei denen immer
lachen, weil die so herrlich überzogen waren!“ Beide brachten
noch eine angebliche frühere Nürnberger Kultband ins Spiel
namens Blue Manner Haze. Muss ich mal googeln...
In der Pause: Schnell zum Merchstand geeilt, Enter Shikari
Shirt eingesackt und ab nach vorne, denn man will ja die ganze
Energie spüren. Obwohl sie eine der Bands sind, die mühelos mit
nur einem Song ganze Hallen, ach was red ich, ganze Städte in
ihren Bann ziehen könnten. Angefangen wurde mit
„Statues/Solidarity“, was den Saal schon dermaßen zum Kochen
gebracht hat, dass einem Hören und Sehen verging. Es folgten
„The Paddington Frisk“ und „Destabalise“, die nicht minder gut
abgingen. Als Sänger Rou vor „Destabilse“ die Ankündigung
machte: „It’s time to destabilise this club, Nuuurnbööörg!“,
gab es in den Frontreihen kein Halten mehr und es wurde wilder
gepogt, als bei einer Stampede.
Mit „The Last Garrison“, welchen Gitarrist und Bassist
komplett in der Zuschauermenge spielten, wurde der erste Song
vom aktuellen Album „Mindsweep“ vorgetragen, den sie trotz
Zweifels der Band, ob sie das neue episch fett produzierte
Material auch auf die Bühne bringen können (siehe Interview
Heft 185), hervorragend umsetzten. Die erste Single-Auskopplung
„Never Let Go Of The Microscope“ wurde ebenfalls mit Bravour
gemeistert, was auch mein persönlicher Favorit auf „Mindsweep“
ist. Das nächste Highlight war dann, als Energiebündel Rou
Reynolds - man könnte ihn auch Mikrofongott nennen - bei
„Slipshod“ spontan Mikroständer und Gitarre einsackte, um mit
seiner perfekt sitzenden Tweetjacke durchs Publikum zu wandern.
Zwischen Mischpult und Theke war dann ein schönes Plätzchen
gefunde und Rou beendete das Lied und Bad in der Menge im
Blitzlichtgewitter der Smatphonefraktion. Anschließend krallte
er sich das Bier eines daneben stehenden Fans, kippte es
herunter mit der kurzen Aussage „Cheers“, kletterte auf die Bar
und balancierte sich seinen Weg wieder auf seinen angespannten
Platz.
Weiter ging es mit den Klassikern „Mothership“ und
„Juggernaut“, nur um dann mit dem brandneuen „Anaesthetist“ die
Menge komplett zum kollabieren zu bringen. Als Zugabe wurde die
Mid-Tempo Ballade „Constellations“ vom Vorgänger „ A Flashflood
Of Colours“ zum Besten gegeben, bevor sie sich mit einem
ordentlichen „Sssnakepit“ verabschiedeten. Das Fazit fällt
eindeutig aus, weil man über die Band einfach nichts Negatives
verlauten lassen kann. Selten sieht man Musiker, die sich
emotional und physisch in ihre Musik so reinknien, wie diese
vier Halunken. Es macht einfach Spaß zuzuschauen und die Tage
bis zum nächsten Konzert werden schon hastig gezählt.
Michel Müller/Ewald Funk
NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT
SO WAR: ENTER SHIKARI, HIRSCH-NBG. AM 14.01.2015, .rcn präsentierte
Wer sich die .rcn-Hefte 183-185 etwas aufmerksamer durchgelesen hat, dem dürfte nicht entgangen sein, dass wir große Stücke auf das neue Album der spannenden und innovativen Engländer von Enter Shikari setzen. Dass wir damit nicht allein sind, sah man Mitte Januar im Nürnberger Hirsch, wo das Quartett für eine volle Hütte sorgte. Zwei Generationen .rcn waren zur Berichterstattung vor Ort, weswegen für die Konzertrezi unser völlig Shikari-verblendetes Readaktionsküken Mikkel aus Lönneberga zuständig war. Hier sein Bericht: