ANDREAS BRANDHORST
DAS SCHIFF
PIPER
SCIENCE FICTION, 544 SEITEN, ISBN: 978-3492703581
Seit Jahren habe ich keinen Sci-Fi-Roman mehr angefasst, aber dass ich auf Anhieb gleich einen Volltreffer landen würde und 544 Seiten förmlich verschlungen habe, spricht für den Grandsigneur der deutschen Zukunftsliteratur. Brandhorst gibt einen viel mit für den Alltag, denn wir leben in einer Zeit des Umbruchs, wo der Mensch der künstlichen Intelligenz immer näher kommt. Das hier beschriebene Weltbild in 6000 Jahren ist weit fortgeschritten, die künstliche Intelligenz ist in Form des Clusters der Herrscher über die letzten paar Millionen Menschen auf der Erde, die eigentlich nichts mehr zu tun haben, unsterblich sein können und jeglichen Forscherdrang verloren haben. Der Cluster tut das, was seine Schöpfer, die Menschen, eigentlich immer getan haben. Entdecken, besiedeln, unterwerfen und manchmal auch kaputt machen. Der Sprung in weite ferne Welten gelang bis über unsere Galaxie hinaus mittels tunnelartiger Verbindungen, wo Sonden mit der Besiedelung begannen. Als Mensch dorthin zu reisen ist nur den wenigen sterblichen Menschen vorbehalten, den Mindtalkern. Deren Geist löst sich vom Körper und reist mit Überlichtgeschwindigkeit, wird dort in eine Art Avatar eingesetzt, um den immer noch irgendwie „dummen“ Maschinen dort zu helfen. Adam ist der Held der Mindtalker und eine wichtige Schlüssefigur im Plot. Nur Menschen denken und entscheiden auch mal irrational, definitiv ein Vorteil, wie das Buch beweist. Brandhorst schafft es wirklich, auch das irrwitzigste physikalische Problem plausibel zu lösen. Er setzt philosophische Gedanken beim Leser in Gang über das für und wider, den Konflikt zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz. Ich könnte stundenlang weiter erzählen. Viel wichtiger ist das dunkle Schiff, das am Außenposten des Clusters auftaucht und plötzlich angreift. Der Cluster zeigt auf einmal seine dunkle Seite, und welche Rolle spielt diese uralte Rasse der Muriah, die schon vor einer Million Jahren die Galaxien besiedelt haben? Für das letzte Drittel mit den vielen Auflösungen muß man viel Zeit mitbringen, denn dann MUSS man einfach weiter lesen!
8 von 9 Punkten
EF
ANDREAS BRANDHORST
DAS SCHIFF
PIPER
ISBN: 978-3492703581
Bereits seit Jahrzehnten zählt der im norddeutschen Sielhorst geborene Andreas Brandhorst zu den erfolgreichsten deutschen Science-Fiction-Autoren. Unzählige Romane hat er schon geschrieben und dafür etliche Preise eingeheimst. In seinem neusten Buch „Das Schiff“ geht es um Adam, einen der letzten noch sterblichen Menschen, dessen Geist zusammen mit dem einer Kollegen über eine Sonde auf einen fremden Planeten transferiert werden. Dort sollen sie nach dem technologischen Vermächtnis der längst ausgestorbenen Muriah-Rasse suchen, doch bei ihren Nachforschungen wecken sie einen uralten Feind, der eine Million Jahren lang schlief und nun auf Rache sinnt. Klingt kompliziert und spannend. Ersteres ist „Das Schiff“ zweifelsohne, weshalb ich das Buch auch keinem SF-Anfänger empfehlen würde. Um bei den ganzen Technikbegriffen mitzukommen, bedarf es schon eine gewisse Vorerfahrung auf diesem Bereich. Geduld ist ebenfalls keine schlechte Grundvoraussetzung. Die Handlung bleibt auf den ersten 50 Seiten noch höchst überschaubar. Stattdessen liest sich der Roman durch seine ständig ausufernden Erklärungen der Weltraum-Historie und Maschinen eher so, als würde man ein Sachbuch über fortschrittliche Technologien und die Geschichte der zukünftigen Astronomie lesen. Leser, die eher an actionreichen Storys interessiert sind, dürften mit den aktuellen Wes-Andrews-Romanen deutlich mehr Spaß haben. Alle, die tief in die (deutsche) Science-Fiction-Materie eintauchen wollen, sollten hingegen mal einen Blick riskieren.
5 von 9 Punkten
SP
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