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CD REZI PROGRESSIVE ROCK: DREAM THEATER

CD REZI PROGRESSIVE ROCK: DREAM THEATER

DREAM THEATER

THE ASTONISHING

ROADRUNNER / WARNER

Zwei CDs, 130 Minuten an Musik, Orchester, Chöre – Dream Theater gehen bei ihrem neuen Album in die Vollen. Überraschenderweise füllt die Band die beiden Scheiben aber nicht mit 20-minütigen Monstersongs, sondern präsentiert ein Rock-Musical mit satten 34 Tracks, bei denen die durchschnittliche Länge nicht einmal 4 Minuten beträgt! Statt wie sonst üblich das neue Material mit der Band jammend im Studio zu erarbeiten und nachträglich Texte dazu zu schreiben, haben Dream Theater den Entstehungsprozess hier mal auf den Kopf gestellt: Zuerst stand die Story, basierend auf diesem „Drehbuch“ schrieben Gitarrist John Petrucci und Keyboarder Jordan Rudess in aller Ruhe dann die Musik zu den einzelnen Szenen, erst einmal reduziert auf Klavier und Gitarre. Erst nachdem dieser Kern der Songs stand, wurde das Ganze von der restlichen Band interpretiert und von Altmeister David Campbell (Muse, U2, Bon Jovi…) orchestriert. Das Experiment ist geglückt: Nie war das Songwriting bei DT so fokussiert, und doch stecken die Songs weiterhin voller spannender Wendungen. In seinen besten Momenten wechselt das Album mühelos von Metal über Tango zu balladesken Momenten („Lord Nafaryus“), reiht knüppelharte Bombast-Refrains an Saloon-Piano, Swing-Jazz und Blastbeats mit fetten Chören drüber („Three Days“) oder geht so ins Ohr, dass man sich fragt, ob da richtig vermarktet nicht doch irgendwo eine Hit-Single drin wäre („Chosen“ oder „Our New World“). Zwar gibt es zwischendurch schon noch die gewohnten Prog-Metal-Frickeleinlagen (besonders stark: „A New Beginning“), doch sind sie vorsichtiger dosiert als üblich. Speziell Tastenmann Rudess gibt sich zurückhaltender denn je, steuert statt Synthi-Eskapaden vor allem viel Klavier bei, ohne ständig seine Chopin-würdige Technik raushängen zu lassen. Weniger Noten, dafür mehr Substanz – eine erfreuliche Entwicklung. Ebenso positiv zu erwähnen ist die transparente Produktion, ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung nach den viel zu laut gemasterten Ohrenbluter-DT-CDs der letzten Jahre. Angesichts des Umfangs des Albums lassen sich gewisse Längen hier und da nicht vermeiden, speziell das allzu deutlich bei Pink Floyd („Bring the Boys Back Home“) angelehnte „Brother, Can You Hear Me“, dessen Thema immer wieder auftaucht, zieht sich doch ziemlich. Und die jeweils abschließenden Tracks auf den zwei CDs wirken nach den vorangegangenen Höhepunkten etwas enttäuschend und unnötig. Metalfans werden sich vor allem an „Moment of Betrayal“ erfreuen, ansonsten aber wohl die Nase rümpfen ob der zahlreichen ruhigen Songs und des Kitschfaktors. Wer aber seinen Prog melodisch bevorzugt, der wird mit diesem mutigen und erstaunlich reifen Album eine Menge Spaß haben. Auf die kommende Tour, bei der das neue Werk in seiner Gesamtheit live aufgeführt wird, darf man gespannt sein!

8,5 von 9 Punkten

MISCH