Zugegeben, „Blind Rage“ ist schon ein kleines Schmankerl,
aber wieso diese überschwengliche Euphorie?
Vielleicht, weil Accept das Kunststück gelungen ist, an dem so
viele andere Metal-Legenden gescheitert sind. Fast unwirklich
wirken die Versuche eines Blaze Bayley, mit viel Engagement
aber auch viel zu dünner Stimme die Nachfolge des übermächtigen
Bruce Dickinson anzutreten. Mit Grausen denkt man an einen, auf
der Bühne schattenboxenden, Tim „Ripper“ Owens zurück, der
gegen den allgegenwärtigen Metalgott Halford einerseits und
gegen ein grottiges pseudo-modernes Songwriting andererseits
ansingen musste. Sowohl Maiden wie auch Priest sind nach diesen
Flops reumütig zu ihren großen Gesangs-Aushängeschildern zurück
gekrochen.
Nur Accept funktioniert ohne Udo Dirkschneider inzwischen
besser als mit ihm. Mark Tornillo, vor 2009 nur eingefleischten
US-Metal-Fans von seiner alten Band TT Quick, bekannt, brachte
nicht nur die Stimme sondern auch diese gewissen Straßen- und
working class-Attitüde mit. Man nimmt dem Mann die Rolle des
kreischenden hart arbeitenden Frontmans einfach ab. Ganz davon
abgesehen hat er die Stimme, um auch die ganz alten Klassiker
in voller Bandbreite abzudecken. Bleibt nur zu hoffen, dass die
Band nicht irgendwann doch noch dem Reunion-Wahn erliegt. Denn
zumindest mir gefallen diese Acceopt 3.0 außerordentlich gut.
Die Legende lebt...wenigstens in Solingen.
Peter Kraus
Das schreibt unser Zenz:
HEAVY METAL
ACCEPT
BLIND RAGE
NUCLEAR BLAST / WARNER
Als Accept 2010 eine Reunion mit neuem Sänger anmelden, wird
sich erstmal das Maul zerrissen, nachdem man „Blood Of The
Nations“ allerdings gehört hat, ist selbiges umgehend gestopft.
Die Reaktionen auf die Platte sind umwerfend, und 2012 legen
sie mit „Stalingrad“ immerhin gut nach. Was uns das Quintett
allerdings jetzt mit „Blind Rage“ auftischt, ist schlicht und
ergreifend der Hammer! Die bekannten Trademarks (stampfende
Groover, Uptempo-Granaten, Soli zum Niederknien und endlich
wieder richtig geile Kosaken-Chöre) wurden nochmal feiner
herausgearbeitet und mit der bisher besten Gesangsleistung
Tornillos verziert. Dazu gibt’s einen erneut mörderischen Sound
(Andy Sneap) und ein unfassbar gutes Songwriting. Anspieltipps?
Das komplette Album! „Blind Rage“ ist nicht nur die beste
Accept-Platte seit „Metal Heart“, sondern (zumindest im Bereich
„Klassischer Heavy Metal“) – und da lege ich mich fest – das
Album des Jahres 2014. JR 9 von
9
Das schreibt unser Peter:
HEAVY METAL
HATTRICK!
ACCEPT
BLIND RAGE
NUCLEAR BLAST / WARNER
Der dritte Schlag nach der Accept-Reunion 2009 hat es in sich!
Es bleibt gleich mal festzuhalten, dass „Blind Rage“ das bisher
stärkste Album der aktuellen Besetzung ist. Die Scheibe hat
alles: typische Stampfer wie „Dying Breed“, eingängige
Uptempo-Songs wie das grandiose „Trail Of Tears“ und
Ohrwurm-Hits der Marke „Dark Side Of My Heart“. Wem, wie mir,
die aktuelle Judas Priest zu zahm ist, der kann sich
bedenkenlos in die stählernen Arme der Solinger Legende
flüchten. Bleiben nur zwei Wermutstropfen: Der Drumsound klingt
mir persönlich etwas zu steril und kalt. Fällt bei der
ansonsten guten Produktion etwas ab. Und warum bei der
anstehenden Tour diesmal das inoffizielle Heimspiel Franken
ausgelassen wurde, weiß kein Mensch. Is' ja nicht so, dass es
in Nürnberg, Bamberg oder Geiselwind keine Konzerthallen
gäbe... PK 8 von 9
Und das schreibt unser Thorsten:
HEAVY METAL
ACCEPT
BLIND RAGE
NUCLEAR BLAST / WARNER
Es wird echt Zeit, dass die Herren Hoffmann, Baltes und Co
über ein Joint Venture mit Silvester Stallone nachdenken
sollten. Denn jedes Mal wenn Sly einen neuen Teil seines
Altherren-Allstar-Action-Riegels Expendables auf den Markt
schmeißt, wuchten Accept seit ihrem Comeback zeitgleich eine
neue musikalische Metalbombe in den Orbit. Wäre doch mal
logisch, diese beiden Altherren-Erfolgskonzepte zu kombinieren.
Blind Rage wäre jedenfalls ein idealer Soundtrack für einen
augenzwinkernden Actionkracher der alten Schule und macht der
Accept-Tradition alle Ehre. An Sänger Mark Tornillo haben sich
mittlerweile auch die alten Fans gewöhnt und so kann der
geneigte Metalhead zu einer gelungenen Mischung zwischen Balls
to the Wall und Russian Roulette die schütter werdende Matte
kreisen lassen. Alter muss nicht mürbe machen. Accept wummen
jedenfalls wie eh und je! TA 8 von
9