THE PRODIGY
THE DAY IS MY ENEMY
VERTIGO / UNIVERSAL
The Prodigy verkommen langsam zu einer Art VW Käfer im
Elektrobusiness tanzbarer Beatmusik, die auch schon mal
rockkompatibel war. Ein VW Käfer der eigentlich schon viel zu
lang ohne nennenswerte Verbesserungen in den Verkaufscharts
auf- und abtaucht, aber halt leider nicht mehr zeitgemäß ist,
zuviel Sprit braucht und nach wie vor nicht gerade zu den
spritzigsten Zeitgenossen auf der Musikstraße gilt. Auch auf
dem neuen Album führen die Briten um Liam Howlett und Keith
Flint nicht gerade ein innovatives Brett. Einerseits kann man
sagen, der Wiedererkennungswert sei hoch, was aber daran liegt,
dass man bei jedem zweiten Song die typischen
Firestarter-Breakbeats krachen läßt, Flint schreit dann etwas
Wut raus und weiter geht's zum nächsten Song. Ab und zu bringen
ein paar arabische Flötenelemente etwas Abwechslungsreichtum,
krativ ist das aber nicht. Das mag den Nachteulen auf den
Tanzflächen schnurzpiepegal sein, um Geld für ein ganzes Album
voller B-Songs auszugeben, reicht es dann meiner Einschätzung
nach nicht. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer, nämlich
genauso wie bei ihren Festivalauftritten. Da wartet man brav
auf "Firestarter" und "Breathe", und tanzt bzw. sitzt den Rest
vom Gig einfach aus. Auf der neuen Platte kommt aber kein
"Firestarter". Vorteil live: Zumindest die Zwischenansagen sind
dann meistens politisch korrekt. Deswegen haben die drei
Hauptverantwortlichen auch ziemlich Wut im Bauch, was das
einzig nennenswerte auf der Platte ist. Ich habe mir das Teil
wirklich zehnmal angehört, besser wird es nicht. Hätte ich die
Wahl an einem eh schon gelaufenen Tag zwischen ""The Day Is My
Enemy" und einem Zahnarztstuhl die Wahl, ich würde letzteres
nehmen. Vielleicht haben die Herrschaften ja auch nur eine
Scheibe gemacht, um wieder auf Tour gehen zu können. Aber den
Headlinerstatus bei Rock im Park rechtfertigt die Band nicht,
sondern wirkt auf mich eher wie ein Notnagel/Konsensband für
die Partyfraktion.
EF
4 von 9 Punkten