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SO WAR: AC/DC, 08.05.2015, NÜRNBERG ZEPPELINFELD

So langsam sollte jeder Konzertbesucher vom letzten Freitag seine persönlichen Eindrücke verarbeitet haben. So etwas muß man ja erstmal sacken lassen. Zeit also für unseren Rückblick, Wolle schrieb uns ein paar Zeilen als zahlender Besucher, Helmut Oelschlegel war akkreditiert und stellte uns freundlicherweise ein paar schicke Fotos zur Verfügung. Vielen Dank!
SO WAR: AC/DC, 08.05.2015, NÜRNBERG ZEPPELINFELD

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Dass da gerade ein Großereignis zu Ende war, bemerkte jeder am Abend des 8. Mai in der Nürnberger Süd- und Oststadt. Scharenweise liefen die Konzertgänger Richtung Innenstadt, nicht jeder hatte die Geduld und das Verständnis für überforderte Verkehrsbetriebe. Stau an den Ausfallstraßen wie sonst nur bei Glubbspielen im Frankenstadion.

Musik gab es auch an diesem Abend. AC/DC spielten. Tenor vieler Besucher: Kartenpreis überteuert, Bier überteuert, und der AC/DC-Fan kommt nun auch langsam in das selbe Alter seiner Idole. Traditionell daneben liegt die Band bei der Auswahl ihrer Vorbands. Die Retrorocker von Vintage Caravan würden besser zu Rock im Wald passen, wir erinnern uns noch mit grausen an die 90er, wo die geniale Kings-X im Vorprogramm von ADAC verheizt wurden.

Etwas Philosophie statt Fazit: Vielleicht war auch das vorhergehende Konzert Anfang der Nullerjahre im Frankenstadion der letzte wirklich charmante Auftritt der Australier in Franken?

 

AC/DC, 08.05.2015, NÜRNBERG ZEPPELINFELD

Von Wolfram Hanke

Ein AC/DC-Konzert ist wie ein Besuch im Deutschen Museum in München. Man weiß genau, was kommt, aber freut sich trotzdem drauf. Auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg haben AC/DC ihr erstes von insgesamt nur neun Deutschland-Konzerten gespielt.

An Karten zu kommen, war dementsprechend schwer. Wenige Minuten nach dem Start des Online-Verkaufs waren alle Tickets weg und das, obwohl der verbrecherische Ticket-Dealer Eventim noch eine saftige Preiserhöhung für irgendwelche Phantasie-Bearbeitungsgebühren aufgeschlagen hatte. Statt 80 Euro wie angekündigt, lag der Ticketpreis letztendlich bei fast 120 (!!) Euro. Egal, Hauptsache dabei sein. Vermutlich werden die Altrocker aus Australien nicht mehr oft unterwegs sein.

Bei Rhythmus-Gitarrist Malcolm Young wurde Demenz diagnostiziert. Er wurde durch seinen Neffen Stevie Young ersetzt. Und Drummer Phil Rudd dürfte in den nächsten Jahren vermutlich gesiebte Luft atmen, nachdem er wegen Morddrohung und Drogenbesitz in Neuseeland vor Gericht stand. Ihn ersetzt bei den Konzerten Chris Slade, der dem glatzköpfigen Midnight Oil-Sänger Peter Garrett zum Verwechseln ähnlich sieht. Slade war bereits von 1990 bis 1995 Drummer bei AC/DC.

Schlappe sechs Jahre ist es her, seit AC/DC mit ihrem letzten Album „Black Ice“ zu Gast in Deutschland waren und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, Angus Young & Co. machen sowieso nur noch neue Songs, damit sie einen Grund haben auf Tour zu gehen. Vor der Tour zum aktuellen Album „Rock Or Bust“ hat Angus Young in einem Interview mit der BBC erwähnt, man werde nur zwei oder drei Songs vom neuen Album spielen, denn die Leute würden sich bei Konzerten immer wohler fühlen mit Songs, die sie schon kennen.

Und tatsächlich gibt’s beim Konzert in Nürnberg genau drei neue Songs: „Rock Or Bust“ zum Auftakt, „Play Ball“ und „Baptism By Fire“. Aber die Fans scheint das nicht zu stören. Sie wollen scheinbar wirklich nur das hören und sehen, was sie schon kennen. Deshalb ist selbst die Choreographie bei den AC/DC-Konzerten immer gleich. Zu „Whole Lotta Rosie“ gibt’s eine riesige aufblasbare Puppe, bei „Hells Bells“ ertönt eine überdimensionale Glocke und bei „Let There Be Rock“ liefert Angus Young ein 20-minütiges Solo auf einer Hebebühne ab. Und natürlich kommen beim Schlusssong „For Those About To Rock“ die Kanonen raus und feuern Salut-Schüsse ab.

Rätselhafterweise hat Angus Young diesmal dem Publikum nicht seinen Arsch in Unterhosen gezeigt, das macht er sonst immer. Überhaupt merkt man der Band langsam die ersten Alterserscheinungen an. Die Nahaufnahmen auf den riesigen Leinwänden offenbaren faltige Gesichter, die Band braucht zwischen den Songs oft minutenlange Pausen und Bassist Cliff Williams sieht inzwischen aus wie Krystle Jennings aus der TV-Serie Denver Clan. Und der 67-jährige Sänger Brian Johnson hat immer wieder mit Stimmproblemen zu kämpfen.

Trotzdem gibt der dieses Jahr 60 Jahre gewordene Angus Young in seiner typischen Schuluniform alles. Fegt im typischen Duckwalk über die Bühne und verlangt seiner Gibson SG-Gitarre alles ab. The Show Must Go On! Schließlich geht es bei einer AC/DC-Tour um eine Stange Geld. In Nürnberg kommen sage und schreibe 75.000 Menschen aufs Zeppelinfeld, um die Band zu sehen. Dafür zahlen sie wie erwähnt fast 120 Euro. Ein Band-Shirt kostet schlappe 35 Euro, ein halber Liter Bier 5 Euro, blinkende AC/DC-Hörnchen zum Aufsetzen 10 Euro. Das muss man sich schon leisten können, wahrscheinlich zum letzten Mal Klassiker wie „Highway To Hell“, „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ oder „T.N.T.“ von der Originalband live zu hören.

 

AC/DC, 08.05.2015, NÜRNBERG ZEPPELINFELD

Von Helmut Oelschlegel (Text und Fotos)

NS-Aufmarschgelände wurde zum „Highway To Hell“

AC/DC vor 75.000 Fans in Nürnberg

Kein seichter Pop, kein HipHop, „Rock or Bust!“ lautete der Opener und zugleich das das Motto, das die Australischen Vollblutrocker auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg ausgaben. „Let´s make a Rock'n'Roll party“, forderte AC/DC-Sänger Brian Johnson das Publikum auf. Die Hardrock-Band von Down Under bot anschließend über zwei Stunden eine Rockshow der Superlative, aber erst als zuvor DJane Kate Kaputto aus Berlin und das Quartett Vintage Trouble aus Hollywood mit „Soul'n'Roll“ ordentlich eingeheizt hatten.

Schon als kleiner Junge konnte Angus Young seine Schuluniform gar nicht ausziehen, so schnell musste er direkt in die Garage bei seinem Elternhaus, um stundenlang seine Gibson-SG-Gitarre zu bearbeiten. So zumindest der Legende nach. Bis heute behält er eine etwas veredelte, diesmal knallrote Samt-Variante seiner Schulkleidung auf der Bühne an und rockt mit seiner Band bis zum Umfallen. Den Entengang hat er sich schon früh von Chuck Berry abgeschaut, doch treibt der Gitarren-Wirbelwind alles auf die Spitze bis zum angedeuteten Marsch, der auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg angesichts seiner Vorgeschichte bei „Hell Ain’t A Bad Place To Be” fast bizarre Züge annahm. Doch die Rock-Dröhnung tut der jetzt sich auf diesem Platz ungeordnet drängelnden Masse sichtlich gut. Ohrstöpsel konnten vor drohendem Tinnitus in der „Rock-Hölle“ schützen.

Vor sechs Jahren traten die Australier noch in anderer Besetzung auf. Da Gründungsmitglied Malcom Young inzwischen an Demenz erkrankt ist, musste er auf dieser Tour durch seinen Neffen Stevie ersetzt werden, der sich live mit seiner Rhythmusgitarre nahtlos in den Gesamtsound einfügte. Auch Drummer Phil Rudd geriet in die Schlagzeilen, weil er aufgrund mehrerer Delikte angeklagt worden war. Jetzt sitzt Chris Slade am Schlagzeug, Gründungsmitglied von Manfred Mann´s Earthband, der schon früher bei AC/DC ausgeholfen hatte und auch in Nürnberg mächtig auf die Felle trommelte. Geblieben sind der ruhende Pol am Bass, Cliff Williams, Frontman Brian Johnson mit seinen Shouter-Qualitäten und natürlich das Aushängeschild und pulsierende Zentrum der Band, Angus Young, der im März 2015 seinen 60. Geburtstag feierte.

Traten AC/DC in den 80-er Jahren noch in der Hemmerleinhalle in Neunkirchen am Brand auf, so konnte die Band ihre Fangemeinde stetig steigern und schaffte es bis in die Sportarenen der Welt, auch ins Frankenstadion. Diesmal war es allerdings der Ort, an dem zum Ende der Pfingstferien auch wieder „Rock im Park“ steigen wird, das Zeppelinfeld. Das ehemalige NS-Aufmarschgelände platzte an diesem Freitag an nur einem Abend mit über 75.000 Fans noch mehr aus den Nähten als das 3-tägige Open Air, was bisher nur 1998 die Stones schafften. Die Lautstärke dürfte sich bei AC/DC aber noch gesteigert haben. Jedenfalls tobten die Fans, als aus dem braunen Boden akustisch unüberhörbar der „Highway To Hell“ gestampft wurde. Ja, zum Glück dröhnen an dieser Stelle seit 70 Jahren nur noch die Motoren der DTM-Rennwagen oder die Marshall-Boxen der Rockstars.

Natürlich enthielt die Setlist von AC/DC einen ganzen Katalog bekannter Songs ihrer langen Karriere, die alle nach demselben Strickmuster funktionieren: Auf der Basis von Rhythm´n´Blues dröhnen harte Rockriffs in „High Voltage“ zu eingängigen Harmoniefolgen. Zu hören gab es neben den bekannten Konzert-Favoriten wie „T.N.T." oder „Thunderstruck“ auch drei Songs aus ihrem brandneuen Werk "Rock Or Bust", nämlich den Titelsong, „Play Ball" und „Baptism By Fire". Angus Young fand dabei immer wieder Gelegenheit, seine genialen Gitarrenlicks zu zelebrieren und mit solistischen Einlagen auf dem Laufsteg samt Hebebühne im Konfettiregen zu garnieren: „Let There Be Rock!“

Auch durften in Nürnberg die von den Fans erwarteten Gimmicks nicht fehlen, wozu die gigantische Glocke für die Aufführung von „Hells Bells" zählt, ein überlebensgroß aufgeblasenes Luftballon-Girl zu „Whole Lotta Rosie" und natürlich die Kanonenböller, die den traditionellen Abschluss des Konzerts mit „For Those About to Rock - We Salute You" zum donnernden Höhepunkt des Abends machten mit einem Feuerwerk über der Bühne als Krönung. Weitere Tourdaten 2015 in Deutschland sind Hockenheim (16.5.) und München (19. + 21.5.).

 

Setlist:

01. Rock Or Bust

02. Shoot To Thrill

03. Hell Ain't A Bad Place To Be

04. Back In Black

05. Play Ball

06. Dirty Deeds Done Dirt Cheap

07. Thunderstruck

08. High Voltage

09. Rock 'N' Roll Train

10. Hells Bells

11. Baptism By Fire

12. You Shook Me All Night Long

13. Sin City

14. Shot Down In Flames

15. Have A Drink On Me

16. T.N.T.

17. Whole Lotta Rosie

18. Let There Be Rock

Zugaben:

19. Highway To Hell

20. For Those About To Rock (We Salute You)