MO KENNEY
MO KENNEY
NEW SCOTLAND RECORDS / THE ORCHARD
Kommen Wir zur Quoten-Songer-Songwriter-Scheibe dieser
Ausgabe. Das kann bei weiblichen Interpretinnen schon eine sehr
dröge Angelegenheit sein. Die gute Nachricht: Mo Kenney ist da
schon aus einem anderen Holz geschnitzt. Schon allein die
Single „Sucker“ zeigt klar, dass man mit erweiterten
Arrangements das Genre Folk mit unschuldiger Frauenstimme einen
ziemlich coolen Stempel aufdrücken kann. Das alles sehr
abwechslungsreich klingt, dafür sorgte der alte Szenekämpfer
Joel Plaskett, der ihr Debutalbum produzierte, sich an Songs
beteiligte und schließlich auch zusammen mit ihr alle
Instrumente einspielte. Mo’s Stimme wirkt zerbrechlich,
unschuldig und wenn sie will auch fordernd. Wer zehn gleich
sanfte Songs mit Akustikgitarre will, der muss sich halt doch
besser eine alte Suzanne Vega-Scheibe holen. Bei Mo wirkt wohl
auch die Vergangenheit mit, sie begann im Teeniealter Songs zu
schreiben und wurde stark durch klassische Rockmusik
beeinflusst. Und da tut so eine Scheibe mit ganz viel
Melancholie ihrer kanadischen Heimat (Nova Scotia, eine
Halbinsel weit im Osten direkt über dem amerikanischen
Hummerland Maine) schon gut, da darf sich nämlich auch mal eine
verzerrte E-Gitarre zu Wort melden, Piano, Drums oder
Percussion mischen auch bisweilen mit. Trotzdem ist das noch
Folk-Pop, sagen wir mal – weil es cool ist – Indiefolk. Am
weitesten raus vom Pfad der Puristen wagt sich der Song „Scene
Of The Crime“, ein langsamer Walzer, den man gerne als
Anspieltipp verstehen darf. Dann die Single oder das flotte
„Déjà-vu“, das sogar tanzbodenkompatibel ist. Daumen hoch also
für eine lohnenswerte Neuentdeckung der inzwischen 24-jährigen.
Um es gleich mal einzuschränken: Diese Scheibe ist in Kanada
schon seit zwei Jahren auf dem Markt, der Zweitling ist bereits
in der Pipeline, Szeneschnüffler kennen ihre sehr kurzweilige
aber trotzdem generell ruhige Musik also bereits.
EF
6 VON 9 PUNKTEN