.rcn - event & music – Seit 34 Jahren gratis! Wir rocken Franken!

Die Infos zur neuen Datenschutzverordnung lest Ihr ganz unten auf der Seite oder über diesen Direktlink:
Hinweise zum Datenschutz auf www.rcnmagazin.de

NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT

SO WAR: ROCK IM PARK 2017, NÜRNBERG, FREITAG, 02.06.2017

Zwei Wochen nach Rock im Park ist in Nürnberg Gras über die Party gewachsen, das Gelände rund um den Dutzendteich ist sauber gemacht und die Festivalkarawane ist weiter gezogen. Zeit für einen kleinen Rücvblick. Die nächsten Tage werden wir stückchenweise Fotos hochladen und die Texte erweitern. Den Anfang macht unsere Lea mit wirklich lesenswerten Stoff und schönen Fotos. Den Anfang macht Hartwurstmucke aus der Metalcoreecke, dazu noch die Buben von Kraftklub.
SO WAR: ROCK IM PARK 2017, NÜRNBERG, FREITAG, 02.06.2017

>>>HIER KLICKEN ZUR BILDERGALERIE AUF FACEBOOK<<<


Rock im Park // Freitag, 02.06.2017

Von Lea Biermann

Nach all den Jahren fallen einem einfach keine Umschreibungen und Euphemismen mehr ein um schlicht zu sagen: ´S wieder Rock im Park. Die Festival-Jungfräulichkeit wird wenigen attestiert wenn man sich anschaut, mit welcher Kreativität die aktuellen Sicherheitsvorkehrungen umgesetzt oder umgangen werden. Denn die jüngsten Anschläge in Manchester, oder noch naheliegender die Bombendrohung beim Partnerfestival Rock am Ring, reformieren den sorglosen Zeitgeist, für den Musikfestivals insbesondere bisher Vorbild standen.

Dennoch sehr unbelastet stürmen die Donots die Zeppelinstage, denn kein Line-Up der Republik  ist vollständig  ohne die Kombo aus dem nördlichen Ruhrpott/Westfalen. Obwohl ich persönlich kein großer Fan der Knollmann-Show bin, muss man ihnen zugestehen, dass sie große Bühnen solide auskosten und noch viel wichtiger: Den Platz vor der Bühne zum Beben bringen. Und was ist eigentlich so schlimm am massenkonformen Punk, wenn er die richtige Message an den Status Quo bringt? Gleich beim ersten Song demoliert Sänger Ingo sein Mikrofon und setzt damit ein gutes Omen, wenn es um destruktive Punk-Attitüde geht. Das letzte Konzert der Donots, dem ich beiwohnen durfte – kurz vor ihrem 1000. Auftritt – fand noch vor einem Berggipfelpanorama bei -15°C statt, an diesem schweißtriefendem Freitagnachmittag steigt die Körpertemperatur bei jedem Song um gefühlt 10° an und die Grillmeister im Mosh-Topf sind in keinster Weise zu beneiden. Und wenn ich eine Lehre aus diesen 50 Minuten Mucke mit viel Gelaber mitnehmen kann, dann dass der nächste Meilenstein in meiner Vita sein wird, so liebenswert spastisch tanzen zu können wie ihr Keyboarder.

Die Altpunk-Ahnenreihe wird fortgesetzt mit Sum-41, die nach einer kleinen Pause und mit neuem Album schon im Frühling auf einigen Konzerten unter Beweis gestellt haben, dass die Leberwerte wieder Rock’n’Roll-konform sind und Kanada mehr kann als Nickelback und Justin Bieber. Und was ist eine reinkarnierte Band schon ohne ein episches Intro? Sum haben gleich drei davon im Gepäck. Die Band unterschätzt ein bisschen, dass auch bereits am ersten Tag am späten Nachmittag Achselschweiß durchaus ein Problem darstellen kann, zumindest wenn der Vordermann den ständigen Kommandos von Deryck Whibley Folge leistet und seine Hände zum Klatschen oder für den allseits beliebten Mittelfinger-Gestus in die Höhe reckt, wie es das aufblasbare Skelett auf der Bühne instruiert. Wer die Band kennt, weiß dass sie durchaus einen Hang für Soli haben, inklusive der Metal-Cover-Einlage von Gitarrist Dave Baksh, die seit Jahren traditionell Teil des Sets ist.

Wirtz ist wahrscheinlich das beste Beispiel dafür, dass gute Musik manchmal nur eine Plattform benötigt, um gehört zu werden. Vor Jahren wäre es kaum denkbar gewesen, dass der Sub7even-Sänger einmal auf der Center Stage bei Rock im Park stehen würde, geschweigedenn auf dem TV-Bildschirm zu sehen sei, wie auch selbst das ein oder andere Mal ergriffen betont. Als er die allgemeine Frage in die Runde stellt, wer ihn eigentlich kenne, ist die Resonanz sehr verhalten und generell das Publikum recht unentschlossen. Möglicherweise kommt deswegen relativ früh im Set sein „Hit“ "Mon Amour", um den "Déjà-Vu" –Effekt bei dem ein oder anderen zu bedingen. Insgesamt sind sowieso erfreulich viele Songs vom Debut-Album 11 Zeugen integriert. Während dem Song "Ne Weile her" klettert eine auf die Ferne unerkennbare Gruppe Guerillas auf die geschichtsverformten Stufen des Aufmarschgeländes rechts der Bühne und schwingen ein Anti-Nazi-Banner, welches sich ungefähr auf die Spannweite erstreckt wie jenes, das kurz zuvor noch die Bühne der Donots zierte. Natürlich ist das SEK der Securities schneller als das Publikum schauen kann und somit bleibt diese Aktion relativ unbemerkt, wenn auch sehr eindrucksvoll in meiner Erinnerung konserviert.

Von den Beatsteaks bekomme ich nicht viel mit, da ich bereits weiter zu Suicide Silence muss, doch braucht man sich um die fünf Berliner Gentlemen of the year sicherlich nicht sorgen, die garantiert für gute Unterhaltung stehen und mit einem Ace Of Spades-Cover zuletzt honorieren, bei jedem vergangenen RaR-/RiP-Auftritt die Bühne mit Lemmy und Camaraderie geteilt zu haben.

Suicide Silence liefern zusammengefasst eigentlich eine sehr solide, metallische Show ab, auch wenn sich ein großes Enigma rund um einen der Gitarristen entblößt, der zuerst zu spät auf die Bühne stolpert und sie aus Gründen der Symmetrie auch früher verlässt. Allerdings nicht ohne seine Gitarre zu zerschmettern und einen Verstärker zu zerstören. Die Eskalation mag einen Grund haben, vielleicht auch zwei, aber mir zumindest erschließen sie sich nicht.

Zum Glück halten Beartooth die Metalcore-Ehre letztlich noch aufrecht und entlassen mich mit einem breiten Lächeln in die warme Sommernacht, bevor sie auf der Park-Stage mit...

Kraftklub
beendet wird.
Für die fünf Buam aus Karl Marx Stadt fällt zum ersten Mal seit zwei Jahren der Vorhang auf einer Festivalbühne, was man ihnen inmitten einer Armada von mehreren Dutzend Tänzerinnen kaum anmerkt. Am Erscheinungsdatum ihrer neuen Platte "Keine Nacht für niemand" präsentieren sie sich wie immer mit einem Hang zur choreografischen Perfektion, die beinahe schon an eine Inszenierung a la Eurovision Songcontest erinnert. Die Corporate Identity bleibt dieselbe, ausgenommen der entblößten Hühnerbrust von Felix Brummer, die an diesem Abend keusch unter Poloshirt, Hosenträger und Bomberjacke verborgen bleibt. Was man vielleicht glücklicherweise auf die späte Abendstunde schieben kann oder das konsequente Branding, welches nach Jahren immer noch so originell ist wie es sonst nur die Hives oder Angus Young schaffen.