.rcn empfiehlt: FEINE SAHNE FISCHFILET
Support: Neonschwarz, Findus
Samstag 21.03.2015
Löwensaal, Nürnberg Schmausenbuckstraße 166, 90480
Nürnberg, www.loewensaal.de
Einlass: 19:00 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr
Genre: Punk, Indie, HipHop
Wir verlosen 3x2 Karten ab Einsendeschluß Freitag, 20.03.2015
-Direktklick auf verlosung@rcnmagazin.de (Namen, Betreff Feine Sahne Fischfilet und Telefonnummer für eine spätere Gewinnbenachrichtigung nicht vergessen), Preisfrage (Teilnahme freiwillig, ohne Auswirkung auf Gewinn): Wie alt seid ihr? (Geburtsjahr reicht)
Wollt Ihr in Zukunft keine Verlosung verpassen?
-Abonniert unseren VERLOSUNGSNEWSLETTER
(klicken)
-Oder klickt auf Facebook "Gefällt
mir" bei Rcn_nuernberg und
erhaltet -je nachdem wie Facebook gerade will :-)- auf unserer
Pinnwand jeweils eine Erinnerung kurz vor Einsendeschluß
_____________
Artikel aus dem .rcn Heft 186:
FEINE SAHNE FISCHFILET – STAATSFEIND NUMMER
EINS
Bis vor vier Jahren kannte FEINE SAHNE FISCHFILET keine Sau,
bis dahin war die 2007 gegründete Punkband aus dem Landkreis
Demmin eine von vielen. Dann aber erwähnte der Verfassungschutz
des Landes Mecklenburg-Vorpommern die Band in ihrem
Jahresbericht. Von "explizit anti-staatlicher Haltung" war die
Rede und dass die Band "sich gegen die
freiheitlich-demokratische Grundordnung" richten würde. Ganze
zwei Seiten war den Staatsschützern Feine Sahne Fischfilet
wert. Und plötzlich kannte die Band jedes Kind. Am 21. März
stellt die Band, die in Mecklenburg-Vorpommern als Staatsfeind
Nummer eins gilt, ihr neues Album "Bleiben oder Gehen" (seit
21. Januar 2015 im Handel) im Nürnberger Löwensaal
vor.
Als der Verfassungsschutz in Mecklenburg-Vorpommern die Band
zum ersten Mal erwähnte, fanden die sechs Jungs aus der
ostdeutschen Provinz das noch irgendwie lustig. Obwohl sie in
dem Bericht mehr Platz einnahmen, als alle Nazi-Bands zusammen.
Und davon gibt es in Rostock und Umgebung eine ganze Menge.
Inzwischen sind sie schon zum dritten Mal in Folge im Bericht
der Staatsschützer. Als höhnischen Kommentar dazu überreichten
Feine Sahne Fischfilet ein paar Wochen nach Veröffentlichung
des Albums "Scheitern und Verstehen" der Behörde in Schwerin
einen Geschenkkorb mit Leberwurst, Filterkaffee und grünen
Bohnen als Dank für die kostenlose Promo.
Inzwischen ist ihnen das Lachen aber vergangen, sagt Sänger
Jan "Monchi" Gorkow. "Der Verfassungsschutz versucht immer
wieder Konzerte von uns zu verhindern, indem sie
Konzertveranstalter oder Vermieter einschüchtern," erzählt
Monchi. "Der größte Nachteil ist aber definitiv, dass man in
jedem Interview nach dieser abzuschaffenden Behörde befragt
wird. Mit einer staatlichen Behörde die jahrelang
Nazistrukturen um den NSU aufbaute und maßgeblich an der
Vertuschung der Aufklärung der NSU-Verbrechen beteiligt ist,
möchten wir nicht in Verbindung gebracht werden." Feine Sahne
Fischfilet sind inzwischen bekannt als die Band, die sich in
den neuen Bundesländern den Neonazis in den Weg stellt und
keinen Schritt zur Seite weicht. Die Jungs werden zuerst als
Polit-Aktivisten wahrgenommen und erst dann als Band. Ein
ähnliches Problem hatten in den Siebzigern Ton Steine
Scherben.
Feine Sahne Fischfilet antworten mit guter Musik. Denn mit dem
neuen Album "Bleiben oder Gehen" hat die Band musikalisch einen
großen Schritt nach vorne gemacht. "Für unser neues Album haben
wir für Lieder und Proben mehr Zeit investiert", sagt Monchi.
"Wir haben uns an ein paar neuen Instrumenten wie einem
Waldhorn ausprobiert und sind zwei Wochen lang ins Hamburger
Clouds Hill Studio gegangen, in dem schon Pete Doherty oder
Turbostaat aufgenommen haben. Grundsätzlich kann man sagen,
dass wir diesmal mehr Arbeit in das Album gesteckt haben und
uns natürlich auch musikalisch weiter entwickeln wollten. Und
das ist uns gelungen, finden wir." Songs wie die erste Single
"Ich glaube Dir" haben es sogar schon ins Radio geschafft.
Inhaltlich beschäftigt sich die Band neben den üblichen Themen
wie Nazis, Demos und Polizisten auch mit ihrer eigenen
Situation.
Ihren Proberaum haben sie in Greifswald, die Jungs wohnen noch
alle in Mecklenburg-Vorpommern. Und das soll auch so bleiben.
"In unserem Leben gibt es ständiges Bleiben und ständiges
Gehen", sagt Sänger Monchi. "Diese Frage ist auf unserer neuen
Platte omnipräsent. Ob Du Dir die Frage stellst ,,Wie lange
bleibe ich hier noch wohnen?" oder "Wann willst du endlich aus
einer scheiße laufenden Beziehungen gehen und den Schlussstrich
ziehen?" Erst nachdem wir alle Lieder schon fertig eingespielt
hatten, machten wir uns über den Albumtitel einen Kopf. Auch
für uns war überraschend, dass diese Frage ,,Bleiben oder
Gehen" in fast jedem Lied auftauchte." Kein Wunder, die
Lebenswirklichkeit der Band ändert sich gerade fast
stündlich.
Bis vor ein paar Jahren haben Monchi & Co. noch in kleinen
Punkschuppen in ihrer Umgebung gespielt und davon geträumt, mal
zwei Tage am Stück mit der Band unterwegs zu sein. Inzwischen
bitten große Tageszeitungen wie Die Zeit oder Sueddeutsche um
Interviews, als Support für die Broilers haben sie in der Arena
Leipzig vor 10.000 Menschen gespielt und im Sommer teilt sich
die Band sogar beim Zwillingsfestival Rock im Park / Rock am
Ring mit Bands wie Bad Religion, den Toten Hosen oder Motörhead
die Bühne. "Wir freuen uns sehr darauf bei Rock am Ring und
Rock im Park zu spielen. Wir halten nichts davon, immer nur vor
den gleichen Leuten zu spielen und vor Leuten, denen sowieso
vieles klar ist ,,achso politische" Ansagen rauszuhauen. Da
empfinden wir es als schön auch vor Leuten zu zocken, die dann
vielleicht zum Nachdenken angeregt werden bzw. uns abgrundtief
hassen. Es kann nur geil werden!"
Fest steht: Feine Sahne Fischfilet werden sicher kein Blatt
vor den Mund nehmen! Das haben sie sich im täglichen Kampf
gegen die Nazis vor ihrer Haustür angewöhnt. Nur keinen
Millimeter nachlassen und keinesfalls die Klappe halten. Gerade
in Zeiten von Pegida, Hogesa & Co., in denen die Rechten
durch die mediale Aufmerksamkeit Oberwasser haben. "Wir denken,
dass es wichtig ist, sich dem gesellschaftlichen Rechtsruck
entgegenzustellen", stellt Monchi klar. "Angriffe auf uns als
Band und auf antifaschistische Projekte gibt es in
Mecklenburg-Vorpommern immer wieder. Wir wohnen in Rostock und
Greifswald. Dort hast Du zum Glück noch deine Rückzugsorte.
Definitiv beschissener haben es da die Flüchtlinge, die in den
abgelegensten Provinzen in Heimen untergebracht werden und
immer wieder Opfer rechter Gewalt sind. Da ist es wichtig, ein
bzw. zwei Augen drauf zu haben!"
Monchi, Tscherni, Köbi, Mäxer, Champ und Olaf kann man
regelmäßig auf Gegendemos gegen rechte Aufmärsche treffen. Auf
den Schutz der Polizei wollen sie sich dabei nicht verlassen,
sagen sie. Obwohl sie natürlich längst zur Zielscheibe der
rechten Szene geworden sind. Ihr Engagement geht inzwischen
weit über Mecklenburg-Vorpommern hinaus. Einige aus der Band
sind aktiv sich für das Projekt "MV für Kobane", haben Kleidung
und Medikamente für Flüchtlinge an der türkisch-syrischen
Grenze gesammelt und sogar Flüchtlingslager vor Ort besucht.
"Die Faschisten des IS schlachten Menschen ab. Zigtausende
Menschen müssen vor diesen Wichsern flüchten. Überall sind alle
schockiert. Aus dieser Schockstarre herauszukommen ist aber das
Wichtigste und nicht nur zu labern, sondern zu machen. Deswegen
engagieren sich Bandmitglieder von uns in der ,,MV für
Kobane"-Kampagne, die weiter aktiv ist."
Außerdem ist die Band Trikotsponsor der A-Jugend vom Rostocker
FC. Monchis Herz schlägt für Fußball, schließlich war er selbst
lange in die Fanszene von FC Hansa Rostock involviert. "Wir
fanden es gut, dass der Verein sich für Flüchtlingsrechte
einsetzt und sich gegen Nazis positioniert. Neuerdings ist aber
die Bundeswehr einer der Hauptsponsoren - das fanden wir nicht
mehr so geil - deshalb geben wir nicht noch mal Kohle in den
Verein und suchen uns nun irgendeinen geilen vorpommerschen
Schachverein, den wir ausstatten können." Wenn es so
weiterläuft mit Feine Sahne Fischfilet, können sie bald einer
ganzen Liga von Jugendmannschaften finanziell unter die Arme
greifen. Denn einzige Punkband auf dem Hamburger Elektro-Label
Audiolith erfreut sich weiter enormer Beliebtheit. Allein
vergangenes Jahr waren Feine Sahne Fischfilet an 43 Wochenenden
unterwegs. "Sechs Kerle, die nach einem Konzertwochenende
gemeinsam im Tourbus stinken, über erbärmliche Witze und
schlechte ,,Hörspiel CDs" lachen, 11 Stunden von Wien an einem
Sonntag zurückfahren und schlussendlich im Backstage von
besoffenen Freunden ihren Laptop schrotten lassen - das kann
nur affengeil sein!" Überzeugt Euch selbst auf dem Konzert in
Nürnberg.
Wolfram Hanke
Seite drucken