EELS
ROYAL ALBERT HALL
E WORKS - PIAS / ROUGH TRADE
Im modernen Indierock ist bei kaum einer anderen Band das
Schaffen unter dem gemeinsamen Nenner so auf einen Namen
fixiert wie bei der US-Band Eels. Mark Oliver Everett, Sohn des
verstorbenen Quantenphysikers Hugh Everett ist Frontmann,
Songwriter, Gesicht und – wenn ihr so wollt – auch Arsch der
Eels. Mit ihm steht und fällt die Marke Eels und jeder Furz,
der unter diesem Namen veröffentlicht wird, ging durch seine
Hände. Derart diktatorisches Tun ist nicht verwerflich, wenn
dabei wie in seinem Fall, immer etwas kreativ Vollwertiges
heraus kommt. Der kauzige Musiker veröffentlicht nun eine ganz
besondere Scheibe: Auf zwei Live-CDs und einem Livemitschnitt
(mit 12 Kameras in der ehrwürdigen Royal Albert Hall
aufgenommen) gibt es nun eine Werkschau seines Schaffens mit
angezogener Handbremse. Und: Auf Konzerten der Eels wechseln
sich normalerweise die ruhigen und die wilden Rock/Pop-Songs
ab. Bei besonderen Anlässen (wie vor neun Jahren beim Town Hall
Konzert) geht es aber auch mal durchweg andächtig zu. Dieser
Auftritt ist so ein Anlass. Begleitet vom Klavier, von
Streichern, Akustikgitarren und Trompeten spielt die Band
vorwiegend Songs der letzten sechs Jahre, greifen hin und
wieder aber auch ziemlich tief in den Backkatalog („Grace Kelly
Blues“) oder spielt eines ihrer raren Cover („Can’t Help
Falling In Love“). Beinahe sämtliche Songs der knapp
84-minütigen Show kommen also im reduzierten Unplugged-Gewand
daher. Für manchen ist es auf Dauer vielleicht etwas
unspektakulär bis langweilig, besonders die CDs, andere
hingegen freuen sich über den besonders intimen Moment. Der
kauzige Musiker hatte bisher den Tod des alkoholkranken Vaters,
Krebs bei der Mutter und den Suizid seiner Schwester
überstanden und antwortet weiter mit einer ungebremsten
Veröffentlichungsflut, welche die bestens organisierten
Ultrafans stets gerne käuflicherweise in Empfang nehmen. Musik
vom Nerd für Nerds.
SP/EF
6 von 9 Punkten