ROMEO'S DAUGHTER
SPIN
RD ENTERPRISES / SOULFOOD
Nein, leicht hatten es die Engländer rund um Sängerin Leigh
Matty noch nie. 1988 mit dem erstklassigen selbstbetitelten
Debüt - prominent von John "Mutt" Lange und John Parr
produziert - auf der Bildfläche erschienen, kann man sich nicht
auf dem überfüllten Markt etablieren. Was dann passierte, ist
so typisch wie tragisch. Die zweite, immer noch sehr gute
Scheibe "Delectable" (1993) erscheint viel zu spät und
unpassend zur Grunge Hochphase und geht komplett unter. 2012
folgt nach langer Auszeit mit "Rapture" ein mittelmäßiges
Comeback, das sich eher an den Belanglosigkeiten neuerer Bon
Jovi Veröffentlichungen orientiert, als an den eigenen
Glanzleistungen. "Spin" (2015) zeigt da erfreulicherweise
wieder einen starken Aufwärtstrend. "Touch" und "Already Gone"
legen anfangs schon mal richtig gut vor, bevor sich dann zum
Mittelteil hin wieder einige Schnarcher eingeschlichen haben,
die so auch auf den Vorgänger gepasst hätten. "Love Will Come
To Those Who Wait" ist eine eher dröge Ballade. In dem Sektor
waren sie schon mal deutlich besser. "Enemy" und "Didn´t See It
Coming" treten dann noch mal richtig auf die Bremse und dümpeln
mehr schlecht als recht vor sich hin. Geschenkt. Denn
überraschenderweise kriegt man in der zweiten Albumhälfte die
Kurve und präsentiert sich fast durchgehend von der
Schokoladenseite. Pure Ironie auch, dass der Knoten gerade dann
platzt, als Leigh Matty im Refrain zum sechsten Lied "Radio"
vehement "So Give Me Guitars" fordert. Man hat das Gefühl, dass
die Band ab dem Zeitpunkt wieder eher von der Leber weg spielt;
denn der Reißbrettcharackter, der "Rapture" (2012) über weite
Strecken beherrschte, fällt fast völlig weg. "Perfect Man"
lässt einen durch seine Lockerheit an der Bandklassiker
"Attracted To The Animal" denken, "All Because Of You" ist ein
gewaltiger Ohrwurm und generell haut man etliche coole Riffs
und tolle Hooks raus. Getoppt wird das alles nur noch von der
immer noch grandiosen Leistung von Leigh Matty am Mikro. Das
Alles macht "Spin!" (2015) letztendlich zu einem überzeugenden
Album, das zwar nicht an die ersten beiden Veröffentlichungen
der Band herankommt, aber Liebhabern von gut gemachtem Melodic
Rock sehr ans Herz zu legen ist.
7 von 9 Punkten
STS