ODINS SÖHNE
HARALD GILBERS
HISTORISCHER THRILLER, DROEMER KNAUR, 528 Seiten,
ISBN: 978-3-426-51643-0
Odins Söhne spielt in der Endphase des Faschismus Anfang 1945 in Berlin. Die Menschenleben in Angst und Schrecken. Tägliche Bombenangriffe der Alliierten zerstören Berlin. Dazu kommt die Brutalität und Willkür von Hitlers Regime und die ständige Angst als Nazigegner denunziert zu werden. Jeder kleine Witz über die Nazibonzen kann die Todesstrafe zur Folge haben. Mit Regimegegnern wird kurzer Prozess gemacht und Juden werden systematisch in Konzentrationslagern umgebracht. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Jude Richard Oppenheimer, ehemals erfolgreicher Kommissar der Berliner Polizei, aus dem Dienst entlassen wurde und in den Untergrund abgetaucht ist. Mit Schwarzmarktgeschäften schlägt er sich durch, hat aber natürlich permanent Angst vor Entdeckung und Deportation. Unterstützt wird er von seiner Freundin Hilde und ihrer Widerstandsgruppe. Plötzlich taucht Hildes Ex-Ehemann SS-Hauptsturmführer Erich Hauser auf, ein überzeugter Nazi und Lagerarzt im KZ, der dort Versuche an den Häftlingen durchführen ließ. Er ist desertiert bevor die russischen Truppen das KZ befreien konnten. Er möchte mit Hildes und Richards Unterstützung eine riesige Menge Morphium zu Münzgeld machen. Der Deal platzt und kurze Zeit später wurde Hauser ermordet aufgefunden. Hilde wird von der Gestapo verhaftet. Sie steht unter Verdacht, Hauser ermordet zu haben. Oppenheimer will Hildes Unschuld beweisen und entdeckt, dass mehr hinter der Geschichte steckt. Es ist ein sehr spannender Plot den Harald Gilbers da erzählt. Es ist aber auch ein sehr informativer Thriller. Denn die Story ist Grundlage, um die damaligen schrecklichen gesellschaftlichen Zustände sehr anschaulich und sehr plastisch zu beschreiben. Deutlich wird, wie zynisch die Nazis mit Menschenleben umgingen. Der Machterhalt stand über alles. So wurden alte Männer, Jugendliche und Schüler im Volkssturm im Wortsinne verheizt. Die Bevölkerung hungerte und gleichzeitig lebten die hohen Nazifunktionäre in Saus und Braus und versuchten vor dem sich abzeichnenden Ende ihr geraubtes Vermögen zu sichern und ihre Nazigeschichte ungeschehen zu machen. Harald Gilbers ist Historiker, dies spürt man Seite für Seite, er dürfte aber einer der wenige Historiker sein, die das Fachwissen so spannend und gut lesbar weiter vermitteln können.
8 von 9 Punkten
ROHO
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