STADION CROSSOVER
PAPA ROACH
F.E.A.R
ELEVEN SEVEN / INTERNATIONAL
Papa Roach waren so ziemlich der erste Kontakt zum Nu-Metal in
meinem zwanzig Lebensjahren. Umso mehr freue ich mich auf
Neuveröffentlichungen der Band rund um Sänger Jacoby Shadixx,
da es immer ein kleines Ratespiel ist, wie sie sich auf der
jeweils neuen Platte präsentieren. Nachdem sie sich nach ihrem
sehr erfolgreichen Debütalbum „Infest“, anders als
Genrekollegen wie Linkin Park oder Korn, ziemlich schnell von
der Nu-Schiene entfernten, um ihre Punk und Alternative Wurzeln
auszuleben, ging es anders weiter. Einschlagend war dann das
Album "Metamorphosis", das, wie der Albumtitel schon sagt, eine
Verwandlung andeutete. Schon zu diesem Zeitpunkt konnte man sie
nun sehr direkt als Alternative Band bezeichnen. Allerdings
hatten Papa Roach schon immer das gewisse Etwas, das sie auf
dem sehr überlaufenen Becken des Mainstreambreis immer oben auf
segeln ließ. Das neue Album "F.E.A.R", kurz für "Face
Everything And Rise", ist nach dem ersten Anhören gut. Sogar
sehr gut. Schon alleine der Titeltrack, welcher gleich am
Anfang der Platte steht, wird live der absolute Kracher sein.
Das Einmaleins des Stadionrocks ist hier klasse umgesetzt. Was
heißt, dass Jacoby’s raue Stimme den Hörer, über die
durchgehend im Galopp gespielten Riffs, begleitet mit
überraschend eigenwilligen Basslinien und einer treibenden
Schlagwerkfraktion, führt. Das Album an sich lässt sich
in mehrere Teile gliedern, die allerdings über die Liedgrenzen
verbunden sind, ohne alleine und ohne Anschluss dazustehen.
Während die ersten drei Stücke das Gaspedal ordentlich
malträtieren und auch live als Opener gut funktionieren würden,
so wird der zweite Teil mit "Falling Apart" eingeleitet. Jener
zeichnet sich durch textlich anders gestaltetes Terrain und
gezügeltes Tempo aus. Shadixx öffnet sich dem Hörer und lässt
ihn teilhaben an dem, was in der zweijährigen Albumpause
geschehen ist. Den Höhepunkt der Emotionalität, gleichzeitig
Ende des zweiten Teiles und der einzigen wirklichen Nu-Rock
Nummer, markiert „Gravity“. Gespickt mit gerappten Strophen und
starkem Refrain , ist die Nummer Sieben auf der Platte ein
Höhepunkt. Allen voran steht der Gastauftritt von Maria Brink
(In This Moment) im Vordergrund, die durch ihr klagendes, sehr
zerbrechliches Flehen dem Song hilft den Schalter umzulegen,
der ohne sie vielleicht noch geklemmt hätte. Mit „War
Over Me“ wird wieder einen Gang nach oben geschalten und der
dritte Teil eingeleitet. Was hier fehlt, ist die
Initialzündung, der Funken, der ein oder andere Geniestreich,
der das bestimmte Gefühl auslöst. Das Gefühl, dass man bekommt,
wenn man von einem Song richtig gepackt wird. Die folgenden
Nummern sind gut, aber erreichen meiner Meinung nach nicht das
Level der restlichen Songs. Gerade weil man sich mal etwas
überraschendes gewünscht hätte, was ich ehrlich gesagt, nach
den ersten beiden Teilen des Albums erwartet hätte, ist der
Rest enttäuschend. Doch das ist Jammern auf höchstem Niveau,
denn jede andere Band, die dieses Album veröffentlichen würde,
wäre auch nicht einer solchen Obduktion unterzogen worden. Aber
ich bin überzeugt, dass sie es besser können. Das Fazit fällt
eher durchwachsen aus, weil die elektronischen Synthie-Elemente
in der Produktion etwas kindisch und überzogen wirken. Des
Weiteren vermisst man den Mut etwas neues zu wagen, anstatt
Altes aufzuwärmen. Von mir kriegt die Platte extrem gnädige
sechs Punkte, weil’s eben Papa Roach ist und ich der
Überzeugung bin, dass sie es noch schaffen werden, wieder ein
Album zu schreiben, das mich wirklich mal umhaut.
MIM
6 von 9