MY MORNING JACKET
THE WATERFALL
ATO RECORDS - PIAS / ROUGH TRADE
Manchmal inspiriert auch ein Studio zu einem Album. 2013 ging
es den der US-Indieband My Morning Jacket so, als sie das
Studio am Stinson Beach, eine halbe Stunde nördlich der Golden
Gate Bridge enterten. Sie waren angereist, um an eine neue
Platte zu denken. Der großartige Ausblick auf den Strand und
die Umgebung inklusive Wasserfall sorgte dann sozusagen allein
durch seine Präsenz für das Grundgerüst des Albums. Folkiger
Indiepop mit charakteristischem Chorgesang ist das Ergebnis. Wo
früher die markante Stimme des Bandleaders und Sängers Jim
James dominierte, herrscht hier ruhiger Softrock mit dem oben
erwähnten gemeinsamen Chorgesang vor. Auf countrylastige Songs
wird verzichtet, vielmehr wurde statt experimentiert eine
gleichförmige Linie ruhiger Songs geschaffen, die vor allem für
trübe Tage eine passende Hintergrundbeschallung liefert.
Vergleicht man das Album z.B. mit dem extrem
experimentierfreudigen „Evil Urges“ aus 2009, bei dem vom
Prince-Falsett über Elektro-Folk bis zu kernigen Rocksongs
alles enthalten war, notiert u.a. die Soul- und
Reggae-Experimente von „Z“ aus 2005, dann wirkt die neue
Scheibe eher, sorry, langweilig. Sie lebt eben nur durch den
gemeinsamen, manchmal sehr beschwörenden Gesang ohne stimmliche
Ausbrüche nach oben oder unten. Wenn dann aber das letzte
Drittels der Scheibe anbricht, sorgen forschere Tracks wie
„Spring Among The Living“ oder „Big Decisions“ für
Aufmerksamkeit, bis der langsame Schleicher mit der markanten
Textzeile „Only Memories Remains“ als Rausschmeißer fungieren.
Wie das bei ihren Alben so ist, braucht es viele Durchläufe,
bis sich der Zustand einstellt, das Album sei das Geld wert,
das man investiert hat.
EF
5 von 9 Punkten