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SO WAR: AXEL RUDI PELL, 12.2.2014, LÖWENSAAL,
NÜRNBERG, .rcn präsentierte.
Die Haarsprayvorräte des örtlichen Drogeriemarkts sind
leergekauft, der Toupierkamm liegt bereit. Frisurentechnisch
sind der Herr Pell, ein chinesischer Schopfhund und ich als
blonde Frau eigentlich gar nicht so weit voneinander entfernt.
Auf nach Nürnberg also.
Die neue CD im Gepäck, los geht es. Die Vorband Rebellious
Spirit spare ich mir allerdings - ich will ja IHN sehen und
hören, deswegen bei der Ankunft erstmal etwas essen. Kaum aus
dem Auto vor der Halle ausgestiegen, wusste ich wieder, weshalb
der Löwensaal Löwensaal heißt. Der Geruch von Raubtierdung des
benachbarten Tiergartens liegt unverkennbar in der abendlichen
Winterluft am Nürnberger Schmausenbuck.
Im Saal selbst schien auch ein Löwe gewesen zu sein. Zumindest
roch es so. Ich stehe ja gerne hinten bei Konzerten, da hat man
auch noch die Chance auf ein paar Quadratzentimeter
Privatsphäre um sich herum und man kann von dort einfach viel
besser beobachten. Doch so voll wie vor zwei Jahren war es in
diesem Jahr im Löwensaal an einem Mittwoch Abend gar
nicht.
Anfangs wollte der Funke zum überwiegend, nein, fast
ausschließlich männlichen Ü40-Publikum ja gar nicht so
überspringen. Lag vielleicht an den Ü40-Ticketpreisen. Axel
steht immer rechts auf der Bühne und strahlt eine fast
buddhistische, stoische Ruhe aus, die sich scheinbar auch auf
das Publikum überträgt. Eigentlich könnte er ein guter Franke
sein. Wir freuen uns ja auch immer mehr nach innen.
Dafür gab Johnny Gioely am Mikro wieder alles. Seine Stimme
ist einfach nur der Wahnsinn, und da er durch das
Internetbusiness steinreich ist und nur zum Hobby singt, wirkt
er superentspannt und war wohl der einzige im Saal, der
letztendlich so richtig tiefenentspannt war.
Besonders nett war die Skype-Verbindung live auf der Bühne zu
seinem Sohn, der zuhause in N.Y. saß, um seinen zehnten
Geburtstag zu feiern. Da geht einem als Mama schon mal das Herz
auf. Ansonsten war das für mich eine ziemliche Freakshow auf
der Bühne. Erheiternd war auch immer wieder die grenzdebile
Gesichtskomik von Keyboarder Ferdy Doernberg, dessen Solos
wirklich kein Mensch braucht.
Basser Volker erinnerte mich von der optischen Präsenz mit
seinem weit vor sich umgeschnallten Instrument eher an Klaus
Maria Profitlich und der neue Schlagzeuger (sein Sound ein
einziger Brei, sein Solo peinlich) ist eindeutig mit einem für
die Bühne geschminkten Alice Cooper verwandt - zumindest dann,
wenn er die Sonnenbrille abnahm. Fazit: Es war also für jeden
etwas dabei.
Alles in allem war es ein schönes Konzert mit anfänglich
grausigen Sound, verhalten zufriedenem Publikum, das sicher
auch noch die nächsten 25 Jahre zu seinen Konzerten pilgern
wird. Mehr werden es wohl nicht mehr werden. Der Axel, der
Rudi, der Pell - da weiß man, was man hat. Und wir sollten
seinen Eltern dankbar sein - unvorstellbar, wenn sie ihn
Heinz-Rüdiger genannt hätten...
Mine Ebert
Dies war die positive Kritik. Hätte unser Oli
das ganze kommentiert, wäre wohl eher ein Punktekatalog mit
schlechten Noten dabei heraus gekommen. Oli war wirklich nicht
amüsiert, obwohl er den Axel Rudi schon seit Jahren für dessen
unprätentiosen Melodicrock sehr verehrt. Hier seine
Zusammenfassung:
-Ticketspreise viel zu teuer, über 40 EUR.
-Löwensaal nur ¾ voll, der Balkon oben komplett
gesperrt.
-Durchschnittsalter 45-50.
-Sound beschissen, der Schlagzeugsound z.B. war ein
einziger Brei.
-Äußerst unglückliche Songauswahl, zu wenig schnelle Nummern,
dafür zu viele lange, epische Stimmungskiller.
-Neuer Drummer ist eher Durchschnitt, da hat selbst Charly
Watts von den Rolling Stones mehr Bums.
-Ferdy Doernberg am Keyboard NERVT mit seinem Grinsegesicht
und seine Keyboardsolos, die will echt kein Mensch mehr sehen,
bzw. hören.
-Der dicke Basser solide und unauffällig wie immer, hatte
leider den gleichen Bewegungsradius wie Axel Rudi, nämlich
keinen.
-Der einzige Lichtblick: Sänger und Entertainer Johnny Gioely!
Er hat den Gig von einem beschissenen zu einem gerade noch
akzeptablen Konzert gemacht.
Fazit: Nie mehr Löwensaal und ARP zu diesen Preisen auch
nicht mehr.
Oliver Betzelt