BLACK RIVER DELTA
DEVIL ON THE LOOSE
POPUP RECORDS / CARGO
Das mittelschwedische Provinzkaff Bollnäs ist auf der
musikalischen Landkarte bisher eher durch berühmt gewordene
Powermetal Bands wie Morgana Lefay oder Tad Morose aufgetaucht.
Die als Eisenbahnknotenpunkt bekannte und knapp 12.000
Einwohner zählende Gemeinde wartet nun mit einem hörenswerten
Garage-Bluestrio auf: Black River Delta klingt wie alle
schwedische Bands natürlich nicht schwedisch. Überhaupt, wer
klingt eigentlich typisch schwedisch? Abba? Mando Diao?
Roxette? Die Hellacopters? Schweden können eigentlich eines
besonders gut: Musikalisch sich nicht schwedisch verorten zu
lassen. Die drei jungen Herren mit ihrem scheppernden Blues,
durchtränkt mit Mundharmonika, Bottleneck und pumpenden
Rumpelschlagzeug kann man sich logischerweise auch gut im
amerikanischen Mittelwesten in Iowa oder Nebraska vorstellen.
Die Platte ist ein Manifest für analoge und atmende Musik aus
der Bluesecke, ziemlich körnig, rau und grell produziert, es
fehlt jegliche Wärme im Sound, was natürlich schon sehr herb
und blechern herüber kommt. Vor allem wenn die Band statt einem
Bass lieber mit zwei Gitarren nach vorne rockt. Und wie sich
das für cool gemachtes Geschepper gehört, dauert das Album dann
auch nur etwas über 30 Minuten. Wer sich rein von der
Plattensammlung in den Gefilden des Black Rebel Motorcycle
Clubs, der Black Keys, Jon Spencer oder Triggerfinger bewegt,
und schön verzerrten Gesang mag, der kann hier bedenkenlos
zugreifen. Mir persönlich fehlt irgendwas. Eier? Eine
missglückte Kindheit der Musiker? Graue Haare und Vollbart
statt Milchbart? Vielleicht ist es ein wenig mehr glückliches
Händchen beim Songwriting statt pures Entsprechen eines hippen
Sounds, den man natürlich niemals in Schweden vermuten würde.
7 von 9 Punkten
EF