DANDY WARHOLS
DISTORTLAND
DINE ALONE / CAROLINE
Ich schätze den Die-Hard Fankreis der Dandy Warhols in
Deutschland auf knapp hundert Leute. Entgegen aller
journalistischer Neutralitätspflicht oute ich mich aber als
Zirkelmitglied, besitze ihr schwer erhältliches schwarzes
Album, diverse coole Shirts und seltene australische
Single-Versionen. Und ich fresse alles, egal was für einen
musikalischen Bullshit sie gerade wieder als Album getarnt
veröffentlichen. Und genau das ist der Punkt. Sie sind erstens
sture musikalische Anarchisten, die aber meines Erachtens in
der Lage sind, eingängige Chartshits aus dem Ärmel zu
schütteln. Sie tun aber gerade das seit ihrem Welthit „Bohemian
Like You“ nicht, sondern lassen ihren songwriterischen Genius
nur immer leicht durchschimmern. Die flottem Tracks „Pope
Reverent Jim“ oder „You Are Killing Me“ auf der neuen Scheibe
sind da ein gutes Beispiel. Ansonsten klauen sie nach wie vor
wie die Raben, entweder bei sich selbst oder aktuell beim
Klassiker „Crimson And Glover“ mit der Refrainzeile. Wer
Koordinaten für ihren Stil braucht:
Melancholie-Beischlafsoundtrack oder Slowsoft-Indiepop.
Überhaupt: Wer Rea Garvey von Reamonn auf offener Bühne ins Ohr
beißt, ist einfach Gott. Und falls jemand bei der nächsten
THC-Session die passende Untermalung braucht, ist mit ihren
Alben ebenfalls gut bedient. Für mich sind sie immer noch der
kleine arschcoole, wertvolle Schatz, auf den garantiert keiner
steht. Also wunderbar zum abgrenzen oder klugscheißen geeignet.
Wer in ihr Universum eintauchen möchte: Kauft Euch die Doku DVD
„Dig“, der Roadmovie der Dandys und dem psychotischen Anton
Newcombe von Brian Jonestown Massacre.
6 von 9 Punkten
EF