VARIOUS ARTISTS
GOD DON’T NEVER CHANGE : THE SONGS OF BIND WILLIE
JOHNSON
ALLIGATOR / IN-AKUSTIK
1977 wurden auf einer goldenen Datenplatte neben anderen
menschlichen Kulturinformationen als „Vermächtnis der
Menschheit“ an etwaige Außerirdische Finder 90 Minuten Musik
aus Klassik und Ethnik an Bord der Voyager Sonden ins All
geschickt. Man rechnet mit 500 Millionen Jahren Lebensdauer...
mit dabei: Ein Song des 1945 verstorbenen Blues- und
Gospelmusikers und Predigers Blind Willie Nelson: „Dark Was The
Night, Cold Was The Ground“. Fast 40 Jahre später bekommt der –
wie so viele seiner farbigen Genrekollegen – verarmt gestorbene
Roots-Musiker ein denkbar abwechslungsreiches Denkmal gesetzt.
Unterschiedliche Interpreten huldigen seine Aufnahmen, Zeit
seines Lebens verdiente sich der durch Lauge erblindete Sänger
und Slide-Gitarrist sich seinen kargen Ehelebensunterhalt (er
war zweimal verheiratet) zeitgemäß als Straßenmusikant. „Dark
Was The Night, Cold Was The Ground“ wird auf der
11-Track-Scheibe von Rickie Lee Jones gecovert. Eine sehr
schräge und eigenwillige Interpretation, Außenstehende würden
den Song eher als nach einer durchzechten Nacht mit tüchtigen
Kopfschmerzen aufgenommen Beerdigungs-Katzenjammer bezeichnen.
Der zweite Kandidat für Puristen ist natürlich Tom Waits, der
neben einen weiteren Song vor allem das bekannte und oft
gecoverte Gospel-Traditional „John The Revelator“ gewohnt fett
und rachitisch aufgetragen eingesungen hat. Hier sollte man
sich mal die Depeche Mode-Version zum Vergleich anhören.
Johnson war ja eher Gospel- als Bluesmusiker, spielte aber
vorzugsweise Slidegitarre. Diese Instrumentierung hört man auf
dem Tributealbum eher weniger, dafür befinden sich fantastisch
beherzte Perlen auf dem Album: Maria McKee singt sich die Seele
aus dem Leib, Lucinda Williams bleibt zweimal nah beim Original
und Sinnead O’Conor glänzt durch viel Ausdruck. Glamourös die
Blind Boys Of Alabama mit ihrer Gospel-Swing-Nummer! Die Cowboy
Junkies allerdings hätte man weglassen können. Mitfinanziert
wurde das Album übrigens seit mehreren Jahren durch Jeffrey
Gaskill mit Hilfe von Crowdfunding, der Produzent Gaskill
hiefte auch die mit einem Grammy ausgezeichnete Scheibe „Gotta
Serve Somebody: The Gospel Songs of Bob Dylan“ auch mit aus der
Taufe.
6 von 9 Punkten
EF