.rcn - event & music – Seit 34 Jahren gratis! Wir rocken Franken!

Die Infos zur neuen Datenschutzverordnung lest Ihr ganz unten auf der Seite oder über diesen Direktlink:
Hinweise zum Datenschutz auf www.rcnmagazin.de

NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT

CD REZI ROCK: MIKE & THE MELVINS

CD REZI ROCK: MIKE & THE MELVINS
MIKE & THE MELVINS
THREE MEN AND A BABY
SUB POP / CARGO


Ich hätte da mal einen schönen Knallfrosch für das Verblödungsfernsehen, speziell Gossip-TV „Dschungelcamp“. Als Prüfung für die nächste Staffel in einem geschlossenen Raum ohne Fluchtmöglichkeit ›Three Men And A Baby‹ am Stück hören statt Wolfszitzenchips oder Zaunköniglebern essen. Klapsen-Avantgarde-Noiserock und Geräusch vom feinsten, kam am 1. April über Sub Pop und ist mal wieder bestes Analysematerial für Kunsthochschulen. Sogar ein Song wurde derartigen Klang-Eliteschmieden für subventionierten Musikbetrieb gewidmet. Warum Lost Tapes? Mike Kunka (godheadsilo, Enemymine) und die Melvins hatten sich 1999 einmal zusammen auf Tour ganz lieb und beschlossen ein gemeinsames Album zu machen. Bis auf den Gesang war alles fertig aufgenommen, um das zu erledigen nahm Kunka die Bänder an sich und verschwand aufgrund von Heirat, Kindern, Hausbau, operativen Eingriffen, Plattenfirmenbetrug, Instrumentenklau und ähnlich abgepfiffenen Gründen für ein paar Jahre komplett von der Bildfläche. Jetzt traf man sich wieder, Kunka hatte die Tracks digitalisiert und alles wurde nun final fertig gemacht. Musik: Anstrengend und experimentiell. Anspieltipps: ›Chicken 'n' Dump‹, durchaus hörbar, der Rest des Albums geht oft an die Grenzen für harmoniesüchtige Musikhörer als stilistischer Bastard zwischen beiden beteiligten Bands. Das P.I.L.-Cover (›A Dead Pile of Worthless Junk‹) spiegelt das kranke Material gut wieder. Was erlaube Melvins? Wie soll der Fan noch zum schlafen kommen, wenn sie beinahe stündlich neues Material veröffentlichen? Dies mitgezählt wäre das ihr 36. Album!

4 von 9 Punkten

EF




MIKE & THE MELVINS
THREE MEN AND A BABY
SUB POP / CARGO RECORDS
(VÖ: 01.04.2016)


wartet zudem mit einer ziemlich skurrilen Entstehungsstory auf. Ursprünglich hatte die Band sich 1999 zusammen mit ihrem damaligen Bassisten Kevin Rutmanis und dem godheadSilo-Bassisten/-Sänger Mike Kunka ins Studio begeben, um ein Album mit drei Bass-Spuren (Buzz am dritten Bass) aufzunehmen. Als das Album fast fertig war, bekam Mike Husten, ging mit den Tapes nach Hause und ward bis kürzlich nicht wieder gesehen. Man kann sich ja auch mal 16 Jahre lang nicht so wohl fühlen oder andere Dinge zu tun haben. Irgendwie liefen die roten Fäden dann aber letztes Jahr doch wieder zusammen, und so konnten die verloren geglaubten Aufnahmen dann doch noch veröffentlicht werden. Musikalisch ist das gleichermaßen schräg wie heavy ausgefallen. Buzz und Mike wechseln sich bei den Vocals relativ unvorhersehbar ab, bestes Beispiel ist der Opener „Chicken’nʼDumplins“ der sich nach ein paar Durchläufen als unerwartet penetranter Ohrwurm entpuppt. Und mit „Dead Canaries“ ist sogar ein Stück dabei, das man ansatzweise als Rap bezeichnen könnte. Insgesamt eher ein Album für Advanced-Listeners, die auch ähnlich experimentelle Kollaborationen mit Lustmord oder Jello Biafra zu schätzen wussten.

6 von 9 Punkten

PS