08.02.2014, GLUBB-BAUERN 0:2
Derbytime ist schon immer Ausnahmezustand in Nürnberg. Ob nun die Westvorstadt zu Gast ist (die auch als Gäste ohne Betretungsverbot nach Nürnberg dürfen) oder die Bauern. Liest man die Presse nach dem Spiel könnte man meinen, es herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände an diesem milden Samstag im Februar. Zaungäste rund um das Stadion dürften auch so geurteilt haben, denn schwere Hubschrauber kreisten ab der zweiten Halbzeit über dem Stadion. Und das waren keine Rettungshubschrauber. Immerhin gab es zwei langfristig Verletzte auch noch zu beklagen: Seitens der Nürnberger Spieler. Die Pep-Allstars hingegen kamen unverletzt wieder nach Hause, sieht man von der roten Birne von Matze Samma und den durch Ausfahren etwas angeschrammten Ellbogen des Sturmrüpels Mandzukic ab.
Verlierer des Tages war nicht nur der Glubbkader, sondern auch
die Stadionbetreibergesellschaft. Die hatte dem
Isar-Fußballballett doch tatsächlich das Wasser abgedreht und
somit einen stumpfen Acker für das Spiel präsentiert. Ob das
dann auch zu den für den Verein teuren Verletzungen von Ginczek
und Chandler geführt hat und ob das Gelb - äääh - Grün auf dem
Platz auch wirklich miserabel war, dafür fehlt mir der
Sachverstand. Aber der einstige Kupferkopf und jetzt Glatzkopf
Sammer fand das Spielfeld pauschal Scheiße, dies und das auch
und natürlich sollte der Schiri seine Stars auch schonen, damit
die schwierigen Partien gegen Freiburg und die furchterregenden
Hamburger im Pokal am Mittwoch (12.2.2014, ab 20.30 Uhr, live
in der ARD und bei Sky) gemeistert werden.
Zum Spiel. Natürlich kacken die Bauern das selbe wie andere
auch wenn sie auf den Lokus gehen, wie es der Gertjan vor dem
Spiel sinnbildlich sagte, aber das drumherum ist natürlich bei
Pepis Truppe schon etwas anders. Wo in Nürnberg nach den
längeren Verletzungen von Chandler und Ginzcek schon etwas der
Spielernotstand ausbricht, da hat man in Oberbayern noch ein
zweites Drohnenteam in der Schublade. Wir haben als
Chandler-Ersatz dafür "nur" einen 20-jährigen Angha, der sich
mit etwas mehr Spielpraxis sicher weiter entwickeln wird und
Stürmerabwesenheit kompensiert zumindest der Herr Verbeek mit
der abschreckenden Geheimwaffe Pekhart. (Da kann man gleich
Stepinski óder Colak auflaufen lassen, was verliert man denn
dabei?) Dessen (Pekharts) Zukunft beim Glubb sehen wir
allerdings eher in der Innenverteidigung, wenn er dort nur
etwas graziler auftreten würde und nicht soviel Fouls
produzieren täte. Sorry Tomas, das mußte mal raus und wir
wissen, du meinst es auch nur gut.
Immerhin: die erste
Halbzeit hat rein spieltechnisch Spaß gemacht. Wenn Ginni, Kiyo
und Josip ihre Chancen gleich am Anfang gemacht hätten, wäre
sogar eine 3:6 Niederlage in Reichweite gewesen. Aber... Scheiß
drauf, der Rasen war halt Schuld. Mario "Ellbogen-Check"
Mandzukic konnte dann zur Führung nach erster Bauernchance in
der 18. Minute einnetzen, nachdem Platte hinter ihm stand, und
nicht zwischen Flankengeber Alaba und ihm. Damit auch alle
zufrieden waren ermöglichte man dem in Interviews eigentlich
immer recht fairen Sportsmann und Kapitän Lahm sein erstes Tor
seit - festhalten - 2010! Rekorde werden halt immer in Nürnberg
aufgestellt.
Zur Derbyroutine gehörten auch traditionell Rudelbildung um
den Schiri herum, auch wenn der junge Schweini heute nicht
dabei war. Ich will den Referee Tobias Welz (Wiesbaden) nicht
kritisieren, denn es wird sich niemand im Verband darum reißen,
ein Bauernspiel zu pfeifen. Vor allem wenn der dunkle Atem von
Matze Samma vom Spielfeldrand weht. Der Posten des vierten
Offiziellen dürfte ebenfalls nicht heiß begehrt sein, steht der
doch auch noch im Brennpunkt direkt neben der
Operationszentrale des FCB. Einen Trainer haben die auch: Pepsi
Cola ist ein Sportsmann, und ließ sein Mitgefühl nach dem Spiel
für die verletzten Nürnberger sofort verlauten. Eine markierte
Coaching Zone vor der Trainerbank existiert für den Spanier
allerdings nicht. Der Pepi agierte meist direkt ungeahndet am
Spielfeldrand außerhalb seines markierten Trainerbiotops. Sieht
man von Block 5 gut!
Abseits des Spielfeldes ging es aus Sicht eines Normalfans
gesittet zu. Die massiven Polizeikräfte in der Nordkurve hatten
schicke Robocop-ähnliche Protektoren in grün für den Nachmittag
angezogen. Sah echt knorke aus. Zu tun gab es für sie anfangs
weniger. Im Gästeblock hatten die schicken Isartaler allerdings
keine lange Fahne dabei. Die tauchte dann, hier muß ein Zauber
im Spiel gewesen sein, doch tatsächlich im Nürnberger
Ultrablock auf und wurde dort auch noch erst offen gezeigt und
dann zerrissen. Das ist für beinharte Ultras in etwa so
schlimm, wie wenn dich Deine Frau in der Hochzeitsnacht
betrügt. Hoffen wir, dass bei der angekündigten Kriegserklärung
der Schickimickeria für die nächsten Wochen keine Personen zu
Schaden kommen. Dafür war die Choreo der Nürnberger Ultras mit
dem Tschick Cajkovski-Zitat toll. Wo die nur das wieder
ausgegraben haben? In München sieht man solche genialen Sprüche
eigentlich nie. Da reicht es nur zur Defensive: "Euer Hass ist
unser Stolz". Na, wer sich so definiert, hmm.
Fazit: Es bleibt bei der alten Weisheit: Ein Tor hätte dem
Spiel gut getan. Und zwar für Nürnberg zur rechten Zeit.
Ansonsten hat die individuelle Klasse gewonnen und der
Verlierer hat trotzdem ein tolles Spiel abgeliefert und leider
einen viel zu hohen Preis dafür gezahlt.
EINTRÄGE INS KLASSENBUCH
Knieverletzung ist ein Arschloch! Auch wenn zuerst niemand so
recht den Sinn hinter den Winterzugang Ondrej Petrak sah,
spätestens seit seinen letzten Spielen in der Innenverteidigung
ist der Tscheche Gold wert. Wer sollte denn auch sonst in die
Innenverteidigung? Geheimwaffe Pekhart? Dann kam noch der
Spanier Campana. Der wird wohl unfreiwillig und sehr bald sein
Debut im Mittelfeld feiern müssen, damit Feulner und Kiyo
vielleicht an anderer Stelle eingesetzt werden. Einen Eintrag
ins Klassenbuch bekommt neben dem Abseitskönig Pekhart sein
Landsmann Hlusek, ehemals - natürlich - Kniepatient. Der ackert
zwar defensiv wie ein Verrückter, ist aber immer, also einfach
immer, an einem Nürnberger Ballverlust beteiligt. Schade. Lob
für Gebhart: In seinen persönlichen 15 Minuten bekam er nicht
einmal eine gelbe Karte. Fazit: Die Vergangenheit lehrt uns
Optimismus! Bisher haben katastrophale Ausfälle schon immer
verborgene Talente aus der zweiten Reihe offeriert, die ihre
Sache erstaunlich gut machten.
ZITATE ZUM SPIEL
Gertjan Verbeek nach der Verletztenmisere:
"Für Nürnberg ist das katastrophal im Abstiegskampf. Ich muß
erst mal zuhause ein Bier trinken."
Gertjan Verbeek nach der Verletztenmisere zum
kommenden Spiel (2): "Ich warne die Augsburger: Wir spielen mit
elf!"
Statistik: "Sechs Mal Abseits für Nürnberg,
einmal für die Bauern, drei gelbe für die Bauern, zwei für
Nürnberg"
Pep Guardiola: "Ich habe sofort gemerkt,
warum der FC Bayern hier in den letzten sechs Jahren nur einmal
gewonnen hat."
Matze Samma: "Großes Kompliment, so werden
sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben."
Pep Guardiola: "Der Rasen war sehr, sehr
schwierig, das war nicht gut für unseren Ballbesitz."
Philipp Lahm: "Der Platz ist nicht wirklich
überragend, um Kurzpass zu spielen."
Markus Feulner: "Am Ende war es aber ein
verdienter Sieg der Bayern. Wir haben mit der besten Mannschaft
mitgehalten, deshalb ist die Niederlage auch kein
Rückschlag."
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Zusatzbericht Holand Rornauer, Block 3/11
Andere Taktik, gleiches Ergebnis
Im Hinspiel hatten wir uns gegen die Bauern ein 0:2 ermauert,
jetzt ein 0:2 erstürmt.
Klar wenn es gegen die Bauern geht, diese Millionärshorde aus
Nordösterreich, geleitet von Steuer- und Zollbetrügern ("wer
betrügt der fliegt") muss beim Clubb niemand mehr motiviert
werden. So verwundert es nicht, dass schon 60 Minuten vor
Spielbeginn in der Nordkurve laute Gesänge einsetzten. "Tod und
Hass…","Uli Hoeneß in den Knast…", "ihr seid seelenlose
Münchner ohne Herz…" oder "wo ist eure Fahne ihr Wixxer?" waren
einige der Willkommensgrüße in Richtung der Bauern und ihrer
nicht verlieren könnenden "Fans". Dazwischen wurde immer wieder
das neue Lied "Ich bereue diese Liebe nicht" eingestreut und
der Anpfiffschoreo entgegen gefiebert. Zu recht, beide Seiten
der Nordkurve, Unter- und Ober(!)rang, waren dank enorm vieler
Fahnen komplett Rot.
In der Kurvenmitte ein riesiges Banner mit unseren früheren
Trainer, schwarz umrahmt. Unten dann über die komplette Kurve
das riesige Spruchband "CLUBFAN WARE ICH SCHON DA HABE ICH NOCH
DIE BAYERN TRAINIERT TSCHIC CAJKOVSKI 1971 – 1973". So
was Tolles sieht man in der Arroganz Arena nie. Kein Wunder,
dass die Bauern in den ersten Minuten angesichts der Choreo
fast gelähmt wirkten und unseren Helden nichts entgegen setzen
konnten. Unsere waren körperlich sehr präsent, aufmerksam,
spielten mutig gegen die Seriensieger, waren lästig und
unangenehm für die teuren Stars. Drei (!) Großchancen in den
ersten vier Minuten, Ginczek (2.), Drmic (3.) und Kiyo (4.).
Unser japanischer Supertechniker traf dabei die Latte, unser
19. (!!!) Aluminiumtreffer.
Auch in den nächsten Minuten dominierte der Clubb. Leider
wurde dies mit den schweren Knieverletzungen von Chandler (8.)
und Ginczek (20.) sehr teuer bezahlt. Für Chandler kam
der erfahrene Martin Angha, der am 21.9.2013 seine bisher
einzige Bundesligaminute bei seiner Einwechslung gegen Dortmund
spielen durfte. Der erfahrene Martin fügte sich zumindest
defensiv gut in unsere Abwehr ein. Unser Daniel der Sturmtank
Ginczek lag noch verletzt auf dem Rasen als die Bauern ihren
ersten Angriff starteten.
Alaba bewegte sich auch zum ersten Mal in Richtung unseres,
gewohnt gut haltenden, Heiners, flankte, Marvin "die
Haare schön" Plattenhardt stand nur hinter dem kroatischen
Nationalisten und Mandzukic schoss das völlig unverdiente 1:0.
Danach war das Spiel ausgeglichen, es gab Chancen auf beide
Seiten. Fairerweise, ja so sind wir, muss festgehalten werden,
in der 32. hatten wir Glück, der haarige und blasse Holländer,
"früher fand ich Robben süß", traf mit einen Freistoß nur den
Pfosten und den Abpraller köpfte der Österreicher Müller an die
Latte.
Alle Hoffnungen auf eine glückliche Wende in der 2. Halbzeit
machte der ansonsten kaum sichtbare Bauern Kapitän und
Torfabrik Lahm in der 49. mit seinen ersten Tor seit dem
11.12.2010 kaputt. Danach hatten die Bauern das Spiel im Griff
und die Kurve konnte das vor Beginn eingeübte Liedgut
konzentriert vortragen. Besonders laut natürlich die
Sprechchöre in Richtung Steuerbetrüger Uli, schade dass auf der
Anzeigentafel nicht sein roter Bauernschädel zu sehen war. So
kam es zur unverdienten Niederlage unseres Clubb.
Nach drei Unentschieden und zwei Siegen in Folge muss jetzt
halt gegen die Augsburger Marionetten eine neue Serie gestartet
werden. Im Hinspiel hatten wir uns gegen die Bauern ein 0:2
ermauert, jetzt ein 0:2 erstürmt. Die letzte Taktik war zwar
nicht erfolgreicher, dafür aber viel viel schöner.
Roland Hornauer
Mehr von unserem amateurhaftes G'waaf in unserem Glubb-Blog DER WAHRE GLUBB
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