"Wisst ihr, was uns vom Club unterscheidet? Dass wir unsere
großen Zeiten noch vor uns haben", scherzte das Kasperle vor
dem Anpfiff auf der Anzeigetafel im Augsburger Rosen... halt,
die haben ja neu gebaut. Und die Fuggerer marschieren gerade
mit einem halben Dutzend Siegen schnurstracks in die
Euroleague. Die Nürnberger Gäste behalten den Optimismus
hingegen bei sich, selbst 90 Minuten später nach einer Hooligan
Attacke im Spielertunnel konstatierte unser Käptn Heiner
Schäfer "Wir sind immer noch krank und weiter zur Beobachtung
im Krankenhaus, aber die Prognose ist jetzt definitiv eine
bessere". Seinen schmollenden Kollegen Gebhart hatte dieser
übrigens kurz zuvor wieder aus der Umkleidekabine vom Schmollen
geholt, nachdem er wohl den Durchgang zum Spielertrakt mit dem
Eingangsbereich einer Nürnberger Disko verwechselt hatte. Aber
so impulsiv ist sie halt, die mittlerweile seltene Gattung der
Straßenfußballer. Den letzten Sieg gegen den Glubb zuhause
hatte es für Augsburg übrigens vor knapp 40 Jahren (3. August
1974, 2:0) gegeben. Kommen wir zum Nachbericht, hier Rolands
Sonntagsreportage aus Augsburg:
AUGSBURG-GLUBB, 16.2.14, 0:1
"Des Kasperle hat wieder einmal eine geklatscht
bekommen"
Unspektakulär verlief die Anreise mit dem Zug in die
Schwabenmetropole Augsburg. Zumindest wenn Fan davon absieht,
dass der ICE 1005 von einer roten Lok gezogen wurde und die
Wagen alte, aber überholte und damit holzgetäfelte Waggons
waren. Dafür kreisten die Gespräche im Abteil eher um einen
Stromausfall am Vorabend in Färdd. "Die Infra hat schon mit
einen Warnstreik begonnen", "zum Glück fiel das Licht aus, das
Färdder Gegurke auf dem Spielfeld kann doch keiner ertragen"
waren der Grundtenor am Sonntagmorgen. In Augsburg angekommen,
warteten dann gleich eine Reihe Grün-Weißer Busse auf uns. Da
wir aber nur Rot-Schwarz fahren, nahmen wir halt die
Straßenbahn zum Stadion in der Augsburger Pampa.
Der Augsburger Erfolgsverein, an Titeln können sie Bayerischer
Pokalsieger 1951, Süddeutscher Meister 1974,
Zweitliga-Vizemeister 2011 und Auswärtssieg 2013 gegen den
ruhmreichen Glubb im Briefkopf führen, ist unser
Lieblingsauswärtsgegner. Schließlich verloren wir zuletzt 1974
in der Puppenkistenstadt. Trotzdem waren die bayerischen
Spätzles sehr siegessicher. Sozialdemokratische
Stadtratskandidaten zum Beispiel verteilten Flyer mit der
Aufschrift "drei Stimmen für uns und drei Punkte für unseren
FCA", kein Wunder dass die SPD-Wahlergebnisse in Bayern nicht
so berauschend sind, die Anreisenden Heimfans redeten auch nur
noch über die Höhe des Heimsieges. Und selbst das Kasperle
verkündete via Anzeigentafel vor dem Spiel, "der Unterschied
zwischen dem Club und dem FCA ist, das wir unsere großen Zeiten
noch vor uns haben, deswegen gewinnen wir 2:0" als
Prognose.
Die Augsburger Fankurve wird "FCA-Nordwand" gerufen. Eher
Nordwändchen wenn man die bescheidene Choreo vor Spielbeginn
sieht oder den spärlichen Support hört. Es begann ein sehr
taktisch geprägtes Spiel. Die Nürnberger Abwehr vor einem
überragenden Heiner "der" Schäfer (wäre er 10 Monate jünger
würde ihn uns Barca wegkaufen) schob sich lässig den Ball zu,
als wäre es ein Freundschaftsspiel oder die Trainingsübung 3
gegen 1 würde fortgesetzt. Unser Pino-Grigio wird als
Innenverteidiger immer besser, Marvin "die Haare schön"
Plattenhardt wurde gut von Hlousek "dem Renner" unterstützt,
der Schwede spielte ruhig, nur Martin "der Neue" Angha brauchte
ein paar Minuten um in das Spiel zu finden. Ein fataler
Stellungsfehler von ihm verursachte die erste
Schwabenchance.
Überhaupt kam der FCA nur zu Angriffen, weil nach den Pässen
nach vorne unser Japaner Kyo und unser Edelstürmer Mak
leichtfertig und ständig die Bälle verloren. Um die 30. min
hatte der Clubb das Spiel im Griff und dominierte zunehmend,
allerdings ohne Zählbares zu erreichen. Kurz vor der Pause war
dann der FCA am Drücker und dank Heiner, toll und einmalig wie
er einen gefährlichen Weitschuss im Stil eines Volleyballers
Richtung Seitenaus herausbaggerte, ging es mit 0:0 in die
Kabinen. In der Pause gab es ein Memoryspiel zur Unterhaltung
und die Nürnberger Fans rätselten wie bei einen ausverkauften
Stadion ein Drittel der Plätze auf der Haupttribüne leer
bleiben kann. Das Problem kennt man auch in der Nachbarstadt an
der Isar... dort wird schon über Zwangseinweisung ins Stadion
nachgedacht.
Zur zweiten Halbzeit wurde José "unser Spanier" Campana für
den schwachen Kiyo eingewechselt. Er gefiel bei seinen Debut
mit feiner Technik und gutem taktischen Verständnis.
Hoffentlich macht er so weiter. In der 55. Min. kam Discofreund
Gebhardt für den schwachen Mak und ersetzte ihn nahtlos. Unser
Wohnwagenfahrer schaute sich dies nur 25 Minuten an und brachte
dann konsequenterweise unseren tschechischen Goalgetter
Pekhart. Grußlos und auf die Werbetafel im Kabinengang
schlagend verließ der Timo das Grün Richtung Panic Room.
Ach ja, in der 65. min. gab es die erste Torchance für uns in
der 2. Halbzeit. Der Spanier spielte einen feinen Pass auf
Hlousek, dieser flankte exakt und Josip "Hrubesch" Drmic
erköpfte seinen 11. Treffer. Danach drückte und drängte der
FCA, doch dank Heiner und etwas Glück (der Augsburger Jungstar
Hahn ballerte frei aus 11 Metern über Heiners Kasten), wurde
das 1:0 gehalten. Es war nervenaufreibend, denn dummerweise
vergaben unsere Helden um das fleißige und unermüdlich
kämpfende Mittelfeldduo Petrak und Feulner leichtfertig die
Konterchancen. Beinahe wäre der Ausgleich in der 88. gefallen,
ein Freistoß flog Richtung Gambel, doch Heiner machte sich lang
und faustete den Ball zur Ecke. "Nicht einmal fangen kann er",
wurde diese Aktion vom "Ich mag Schäfer nicht"-Fanclub aus
Erlangen-Süd kommentiert.
Endlich war Schluss und die Mannschaft wurde in weißen
T-Shirts mit Aufdruck "Gute Besserung Ginni und Chandi!"
fanatisch von den Fans gefeiert. Nach vier Rückrundenspielen
mit großen Verletztungspech und drei Siegen dann Platz 14 zu
erreichen, konnte sich auch kaum ein Clubbfan vorstellen.
Fantastisch einfach. Der trotzige Timo war beim abfeiern auch
dabei, er wurde extra vom Heiner aus der Kabine zurück aufs
Feld geholt. So ist er halt, unser Kapitän der Herzen. Die
Rückfahrt ging gemütlich mit der Bummelbahn nach Ingolstadt und
dann mit einem richtigen ICE in die Heimat. Immer wieder wurde
dabei "Ich bereue diese Liebe nicht" angestimmt. Ob der eine
oder andere Fan unserer erfolgreichen Reisegruppe dabei eher an
seine Partnerin gedacht hat, blieb im Unklaren.
Roland Hornauer
STIMMEN ZUM SPIEL:
Gertjan Verbeek: "Die erste Stunde haben wir das Spiel gut
kontrolliert. ... Die letzte halbe Stunde hat mir aber nicht so
gefallen."
Markus Weinzierl (FC Augsburg): "Der Club war der erwartet
schwere Gegner. Sie haben uns mit ihrer Art und Weise zu
spielen weh getan. ... Der Club war heute effektiver, das Tor
fiel nach einer sehr schönen Aktion. In der letzten halben
Stunde hätten wir noch den Ausgleich erzielen können. Ich kann
meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, wir sind heute an
einem guten, effektiven Gegner gescheitert."
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Mehr von unserem amateurhaftes G'waaf in unserem Glubb-Blog DER WAHRE GLUBB
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