22.2.2014, GLUBB - BRAUNSCHWEISS: 2:1
Diese drei Big Points im Abstiegskampf könnten uns am Saisonende den Hals retten. Es war ein Tag, an dem für mich eigentlich alles anders lief. Normalerweise hat man so seine Rituale vor dem Spiel. S-Bahn zum Stadion, Freunde treffen, Zirndorfer zum warm werden, Steaksemmel, Leierkastenmann und im Block nervös eine nach der anderen qualmen bis die Lunge pfeift. An diesem Samstag war alles anders. Ich fuhr dekadenterweise mit dem Taxi zum Stadion, mein Sohn hatte seinen Schal vergessen, Shultzie stand im Stau, Steaksemmel war aus, Kippen vergessen nur Walter Birkner stand wie immer mit dem Leierkasten vor dem Stadion und ich hatte auch Kleingeld für ihn dabei. Das hat dem Glubb wohl den Sieg beschert.
Man kann gleich mit dem Fazit beginnen: Über dieses Spiel werden wir noch nach Jahren erzählen, weil es wie ein Saunaabend mit anschließendem Eiswasserbad in sechs Gängen war. Die Wechselduschen hießen "Rot für Pelle", "Führungstreffer für Braunscheiss", "Elfer gegen den Glubb, doch Daniel Klewer-Schäfer hält", "14 Sekunden nach Wiederanpfiff knipst Kiyo den Ausgleich" und "Pekhart erhöht eine Minute danach zum 2:1 Endstand". Grausig die Spielstände aus den anderen Stadien als weitere Wechseldusche: Vor allem die Spitzenmannschaft aus Dortmund bekleckerte sich beim 3:0 für den Tabellenvorletzten HIV an diesem Nachmittag nicht mit Ruhm. Dazwischen waren nicht wenige Zuschauer am Rande des Nervenzusammenbruchs, als der Fußballgott alles Pech der Welt über dem Glubb ausgeschüttet hatte. Doch irgendwie hexte Gandalf Verbeek in der Pausenséance in der Kabine und in einem selten dramatischen Spiel gewann der Glubb mit viel Kampfgeist letztendlich nach drei Minuten Nachspielzeit irgendwie verdient.
Diesmal gab es dank neuem Rasen aber Gott sei Dank keine
Schwerverletzten. Motzdirektor Matze „Gsund“ Samma mäkelte ja
beim letzten Heimspiel, Bauern Di Munchon war ja zu Gast, etwas
über den schwer bundesligauntauglichen Rasen, worauf die Woche
danach gleich für 100.000 Ömmers ein neuer grüner Teppich im
Frankenstadion ausgerollt wurde.
36657 Zuschauer waren da, 13343 Plätze waren noch frei, und
jeder, der an diesem Tag nicht im Stadion war, hat eines der
legendären Spiele des Glubbs verpasst! Klare Ansage: Ein Aufruf
an die 13343 daheim gebliebenen, Arsch hoch vom Sofa und ab ins
Stadion! Beim Glubb ist immer was los, nicht so wie bei den
Bauern-Kunden, die Woche für Woche ihr langweiliges 4:0 oder
5:0 vor dem Fernseher absitzen müssen oder das Spiel gar nicht
mehr anschauen, weil es gibt ja den Liveticker auf dem
Smartphone...
Held des Spieles war Daniel Klewer als Rapha Schäfer
verkleidet im Glubb-Tor. Er hielt mit Ausnahme des
Führungstreffers alles, was da in Richtung Tor flog. Er
verursachte einen Elfer und hielt den dann heldenmutig. Und
mutierte zum Elferkiller, indem er noch einen hielt. Ein
weiterer Elfer für den Glubb, Kiyo traf den Torwart, der lenkte
an den Pfosten, sorgte dann für einen neuen Rekord in der
Bundesliga: Drei verschossene Elfer in einem Spiel gab es noch
nie und wird es so schnell nicht mehr geben. Schuld daran war
auch ein bißchen der junge Schiri Daniel Siebert, der an diesem
Nachmittag Mühe hatte, Ruhe durch cleveres Pfeifen in das raue
Spiel zu bringen.
Zweiter Held des Tages war dann unsere tschechische Torfabrik
Tomas. 13 Sekunden nach dem Anstoss zur zweiten Halbzeit
erziehlte Kiyo unter Beteiligung des zur Pause eingewechselten
Pekhart aus 18 Metern den Ausgleich, knapp über eine Minute
später knipste der völlig verwandelte Tscheche den
Führungstreffer, der dann unter großem Aufwand und Glück bis
zum Schlußpfiff gehalten wurde. Dass viele Zuschauer in unserem
Block bis dahin ziemlich fertig mit den Nerven waren, konnte
man daran ablesen, dass etwa ab der 80. Minute immer wieder
vereinzelte "Pfeiff endlich ab!"-Rufe durchs Rund hallten.
Weniger gut gefallen hatten neben Gertjan auch ein Großteil
der Zuschauer die erste Halbzeit, in der sich die Glubberer
wohl erst an den neuen aber ziemlich gelbgrünen Rasen gewöhnen
mußten. Jeder vernunftbegabte Trainer hätte nach der Pause
einen Spieler zur Stabilisierung eingewechselt, aber Verbeek
steht da drüber. Er wechselte Pekhart ein und das waren simpel
gesagt die drei Punkte.
Respekt muß man aber den tapfer kämpfenden Braunschweigern
zollen, die geschickt das Feld zu stellten. Natürlich foulten
sie immer dann, wenn die individuelle Klasse fehlte, aber mit
dem Lieberknecht haben sie einen echten Sportsmann als Trainer,
der nach dem Spiel konstatierte, dass dieses Match "Werbung für
den Fußball" gewesen sei. Wer weiß, wie wohl diverse Münchener
nach so einem Spiel geklungen hätten. Deren Fans langweilten
sich dann am Folgetag über ein - eh klar - 0:4 auswärts gegen
Hangover.
Spruch des Tages kam aber von meinem Nachbar, bei dem ich auf
Einladung mit dem Taxi zum Stadion mit fuhr. Auf die
strunzblöde Frage des Taxifahrers über das Fahrtziel
"Frankenstadion", ob wir etwa das Glubbspiel anschauen würden
sagte der Stefan trocken "Naa, mier gengä eingdli blouß zum
Fressen und Saufen dou naus!"
STIMMEN ZUM SPIEL
Gertjan Verbeek: "Ich hoffe, dass ich 90
Jahre alt werde. Dann kann ich sagen, ich hätte 100 werden
können. Aber ich habe in Nürnberg gearbeitet."
Gertjan Verbeek: "Es gibt viel zu besprechen.
Ich hoffe, dass meine Spieler dann wacher sind und nicht so
schlafen wie in der ersten Halbzeit. Das war schrecklich. So
geht es nicht. Erst in der zweiten Halbzeit haben wir gezeigt,
dass es geht, wenn die Einstellung stimmt. Natürlich bin ich
glücklich über den Sieg, aber ich habe Mühe, erfreut zu
sein."
Sieht man sofort danach: Das Spiel kostete
Nerven!
____________
Mehr von unserem amateurhaftes G'waaf in unserem Glubb-Blog DER WAHRE GLUBB
____________